Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
te zu thun haben wollen, gedacht haben, ich durfte nur den Leidenschaften einer Frau von diesem Schlage nicht gefällig gewesen, nicht den Bra- marbas gemacht haben, ich brauchte es auch nicht, da sie diese Felßen entehrende Geschichte ausge- sprengt hatte, zu bestärken, überhaupt ich könnte der Lebensart, in der ich mich so tief unter einem Felß fühle, entsagen, und mir bessere Grundsätze anschaffen, so käm' ich nie wieder in Gefahr, in die Klätschereien und Ränke einer Frau Schnitze- rinn, der man sie noch dazu eher als mir verzeiht, verwickelt zu werden. Aber der Baron war viel zu gesetzten Gemüths um sich so weinerliche Bekennt- nisse zu thun, er war mit sich und den Vortheilen, die ihm sein Denken und Thun, Handeln und Wandeln einbrachte, zufrieden, also fiel es ihm gar nicht ein, mit sich selbst zu rechten. Er er- boste sich also auf Suschen und hatte Recht, denn wenn einem von uns dergleichen Zufälle begegnen, finden wir nichts natürlicher, als uns an denen zunächst zu rächen, die etwas dazu beigetragen und uns verleitet haben, wenn es auch ganz nach un- serm Sinne wär. Demnach nahm Treff seine Wirthinn noch Abends spät über das, was ihm auf dem Caffee- hause begegnet war, in Anspruch. Ohne ihr eben den X
te zu thun haben wollen, gedacht haben, ich durfte nur den Leidenſchaften einer Frau von dieſem Schlage nicht gefaͤllig geweſen, nicht den Bra- marbas gemacht haben, ich brauchte es auch nicht, da ſie dieſe Felßen entehrende Geſchichte ausge- ſprengt hatte, zu beſtaͤrken, uͤberhaupt ich koͤnnte der Lebensart, in der ich mich ſo tief unter einem Felß fuͤhle, entſagen, und mir beſſere Grundſaͤtze anſchaffen, ſo kaͤm’ ich nie wieder in Gefahr, in die Klaͤtſchereien und Raͤnke einer Frau Schnitze- rinn, der man ſie noch dazu eher als mir verzeiht, verwickelt zu werden. Aber der Baron war viel zu geſetzten Gemuͤths um ſich ſo weinerliche Bekennt- niſſe zu thun, er war mit ſich und den Vortheilen, die ihm ſein Denken und Thun, Handeln und Wandeln einbrachte, zufrieden, alſo fiel es ihm gar nicht ein, mit ſich ſelbſt zu rechten. Er er- boſte ſich alſo auf Suschen und hatte Recht, denn wenn einem von uns dergleichen Zufaͤlle begegnen, finden wir nichts natuͤrlicher, als uns an denen zunaͤchſt zu raͤchen, die etwas dazu beigetragen und uns verleitet haben, wenn es auch ganz nach un- ſerm Sinne waͤr. Demnach nahm Treff ſeine Wirthinn noch Abends ſpaͤt uͤber das, was ihm auf dem Caffee- hauſe begegnet war, in Anſpruch. Ohne ihr eben den X
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te zu thun haben wollen, gedacht haben, ich durfte
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marbas gemacht haben, ich brauchte es auch nicht,
da ſie dieſe Felßen entehrende Geſchichte ausge-
ſprengt hatte, zu beſtaͤrken, uͤberhaupt ich koͤnnte
der Lebensart, in der ich mich ſo tief unter einem
Felß fuͤhle, entſagen, und mir beſſere Grundſaͤtze
anſchaffen, ſo kaͤm’ ich nie wieder in Gefahr, in
die Klaͤtſchereien und Raͤnke einer Frau Schnitze-
rinn, der man ſie noch dazu eher als mir verzeiht,
verwickelt zu werden. Aber der Baron war viel zu
geſetzten Gemuͤths um ſich ſo weinerliche Bekennt-
niſſe zu thun, er war mit ſich und den Vortheilen,
die ihm ſein Denken und Thun, Handeln und
Wandeln einbrachte, zufrieden, alſo fiel es ihm
gar nicht ein, mit ſich ſelbſt zu rechten. Er er-
boſte ſich alſo auf Suschen und hatte Recht, denn
wenn einem von uns dergleichen Zufaͤlle begegnen,
finden wir nichts natuͤrlicher, als uns an denen
zunaͤchſt zu raͤchen, die etwas dazu beigetragen und
uns verleitet haben, wenn es auch ganz nach un-
ſerm Sinne waͤr.
Demnach nahm Treff ſeine Wirthinn noch
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