Schnitzer zuvor, und bot ihm das benöthigte an, sich neu zu kleiden; welches denn auch Herr Confuse- lius des folgenden Morgens ungesäumt abholte.
Confuselius hoffte in ganzem Ernste, sein Stück anzubringen, und war so begierig, sich da- mit je eher je lieber einen Namen zu machen, daß er die Zeit nicht abwarten wollte, bis ein neues Kleid fertig werden könnte, und daher zu einem Kleiderhändler gieng sich da alles, was er brauchte, auslas, für das übrige Geld gute Schuhe und Strümpfe anschaffte, und seine Wäscherinn bezahl- te, die ihm sein bischen Wäsche bisher, weil sie lange unbezahlt geblieben war, inne behalten hatte. Somit setzte er sich denn in den Stand, dem Di- rector der Schauspielergesellschaft seinen Besuch zu machen.
Der Director empfieng ihn sehr höflich, nahm das Stück an versprach, dasselbe mit Fleiße zu le- sen, und bat den Herrn Magister, nach drei Ta- gen ihm wiederum die Ehre seines Besuchs zu gön- nen. Confuselius gieng den dritten Tag wieder hin, hatte aber die Kränkung, daß ihm der Director seine Nothzüchtigung und Heirath aus Zwang mit den frostigen Worten zurück gab: "hier ist ihr Stück; ich kann's nicht brauchen.
Con-
Schnitzer zuvor, und bot ihm das benoͤthigte an, ſich neu zu kleiden; welches denn auch Herr Confuſe- lius des folgenden Morgens ungeſaͤumt abholte.
Confuſelius hoffte in ganzem Ernſte, ſein Stuͤck anzubringen, und war ſo begierig, ſich da- mit je eher je lieber einen Namen zu machen, daß er die Zeit nicht abwarten wollte, bis ein neues Kleid fertig werden koͤnnte, und daher zu einem Kleiderhaͤndler gieng ſich da alles, was er brauchte, auslas, fuͤr das uͤbrige Geld gute Schuhe und Struͤmpfe anſchaffte, und ſeine Waͤſcherinn bezahl- te, die ihm ſein bischen Waͤſche bisher, weil ſie lange unbezahlt geblieben war, inne behalten hatte. Somit ſetzte er ſich denn in den Stand, dem Di- rector der Schauſpielergeſellſchaft ſeinen Beſuch zu machen.
Der Director empfieng ihn ſehr hoͤflich, nahm das Stuͤck an verſprach, daſſelbe mit Fleiße zu le- ſen, und bat den Herrn Magiſter, nach drei Ta- gen ihm wiederum die Ehre ſeines Beſuchs zu goͤn- nen. Confuſelius gieng den dritten Tag wieder hin, hatte aber die Kraͤnkung, daß ihm der Director ſeine Nothzuͤchtigung und Heirath aus Zwang mit den froſtigen Worten zuruͤck gab: „hier iſt ihr Stuͤck; ich kann’s nicht brauchen.
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Schnitzer zuvor, und bot ihm das benoͤthigte an, ſich
neu zu kleiden; welches denn auch Herr Confuſe-
lius des folgenden Morgens ungeſaͤumt abholte.
Confuſelius hoffte in ganzem Ernſte, ſein
Stuͤck anzubringen, und war ſo begierig, ſich da-
mit je eher je lieber einen Namen zu machen, daß
er die Zeit nicht abwarten wollte, bis ein neues
Kleid fertig werden koͤnnte, und daher zu einem
Kleiderhaͤndler gieng ſich da alles, was er brauchte,
auslas, fuͤr das uͤbrige Geld gute Schuhe und
Struͤmpfe anſchaffte, und ſeine Waͤſcherinn bezahl-
te, die ihm ſein bischen Waͤſche bisher, weil ſie
lange unbezahlt geblieben war, inne behalten hatte.
Somit ſetzte er ſich denn in den Stand, dem Di-
rector der Schauſpielergeſellſchaft ſeinen Beſuch zu
machen.
Der Director empfieng ihn ſehr hoͤflich, nahm
das Stuͤck an verſprach, daſſelbe mit Fleiße zu le-
ſen, und bat den Herrn Magiſter, nach drei Ta-
gen ihm wiederum die Ehre ſeines Beſuchs zu goͤn-
nen. Confuſelius gieng den dritten Tag wieder hin,
hatte aber die Kraͤnkung, daß ihm der Director
ſeine Nothzuͤchtigung und Heirath aus
Zwang mit den froſtigen Worten zuruͤck gab: „hier
iſt ihr Stuͤck; ich kann’s nicht brauchen.
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/33>, abgerufen am 23.11.2024.
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