Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

wären, sie freute sich schon im Voraus drauf, wie
Albrecht und Wilhelm Freunde werden, wie der
erste, der auch Scherz und Vergnügen liebte, so
oft mit ihnen lustig sein und lachen werde. Wil-
helm gab ihr von den kleinen Liebschaften Rechen-
schaft, die er gehabt hatte, und prieß ihr die
Mädchen, welche seinen Beifall gehabt, so an,
daß sie immer mehr von ihnen hören wollte. Mit
einem Worte, die beiden Leute waren unerschöpflich,
einander zu unterhalten, neues zu erzählen, Freude
zu geben, sich zu necken, anzuführen, darüber zu
lachen oder zu schmollen. Dies alles gehörte frei-
lich wohl in das Elementarwerk der Liebe, aber
Wilhelm und Sophie wußten es nicht, dachten
nicht daran, sie sahn sich als Schwestern- Kinder,
ja als Geschwister, als Jugendgespielen an und
überließen sich ohne Arg dem Vergnügen, einan-
der wieder zu haben. Sophie hatte bereits Al-
brechten von Wilhelms Ankunft geschrieben und
ihn auf einen neuen Freund vorbereitet, den er
ganz nach seinem Geschmack finden würde.

Man hatte über das große und unaufhörliche
Fest, was Sie und ihr Vetter mit einander hat-
ten, Winke gegeben, Anmerkungen gemacht, es
zuweit getrieben gesunden, doch wenn sich auch
nach Buschens Zurückkunft das Andenken daran

er-

waͤren, ſie freute ſich ſchon im Voraus drauf, wie
Albrecht und Wilhelm Freunde werden, wie der
erſte, der auch Scherz und Vergnuͤgen liebte, ſo
oft mit ihnen luſtig ſein und lachen werde. Wil-
helm gab ihr von den kleinen Liebſchaften Rechen-
ſchaft, die er gehabt hatte, und prieß ihr die
Maͤdchen, welche ſeinen Beifall gehabt, ſo an,
daß ſie immer mehr von ihnen hoͤren wollte. Mit
einem Worte, die beiden Leute waren unerſchoͤpflich,
einander zu unterhalten, neues zu erzaͤhlen, Freude
zu geben, ſich zu necken, anzufuͤhren, daruͤber zu
lachen oder zu ſchmollen. Dies alles gehoͤrte frei-
lich wohl in das Elementarwerk der Liebe, aber
Wilhelm und Sophie wußten es nicht, dachten
nicht daran, ſie ſahn ſich als Schweſtern- Kinder,
ja als Geſchwiſter, als Jugendgeſpielen an und
uͤberließen ſich ohne Arg dem Vergnuͤgen, einan-
der wieder zu haben. Sophie hatte bereits Al-
brechten von Wilhelms Ankunft geſchrieben und
ihn auf einen neuen Freund vorbereitet, den er
ganz nach ſeinem Geſchmack finden wuͤrde.

Man hatte uͤber das große und unaufhoͤrliche
Feſt, was Sie und ihr Vetter mit einander hat-
ten, Winke gegeben, Anmerkungen gemacht, es
zuweit getrieben geſunden, doch wenn ſich auch
nach Buſchens Zuruͤckkunft das Andenken daran

er-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0350" n="344"/>
wa&#x0364;ren, &#x017F;ie freute &#x017F;ich &#x017F;chon im Voraus drauf, wie<lb/>
Albrecht und Wilhelm Freunde werden, wie der<lb/>
er&#x017F;te, der auch Scherz und Vergnu&#x0364;gen liebte, &#x017F;o<lb/>
oft mit ihnen lu&#x017F;tig &#x017F;ein und lachen werde. Wil-<lb/>
helm gab ihr von den kleinen Lieb&#x017F;chaften Rechen-<lb/>
&#x017F;chaft, die er gehabt hatte, und prieß ihr die<lb/>
Ma&#x0364;dchen, welche &#x017F;einen Beifall gehabt, &#x017F;o an,<lb/>
daß &#x017F;ie immer mehr von ihnen ho&#x0364;ren wollte. Mit<lb/>
einem Worte, die beiden Leute waren uner&#x017F;cho&#x0364;pflich,<lb/>
einander zu unterhalten, neues zu erza&#x0364;hlen, Freude<lb/>
zu geben, &#x017F;ich zu necken, anzufu&#x0364;hren, daru&#x0364;ber zu<lb/>
lachen oder zu &#x017F;chmollen. Dies alles geho&#x0364;rte frei-<lb/>
lich wohl in das Elementarwerk der Liebe, aber<lb/>
Wilhelm und Sophie wußten es nicht, dachten<lb/>
nicht daran, &#x017F;ie &#x017F;ahn &#x017F;ich als Schwe&#x017F;tern- Kinder,<lb/>
ja als Ge&#x017F;chwi&#x017F;ter, als Jugendge&#x017F;pielen an und<lb/>
u&#x0364;berließen &#x017F;ich ohne Arg dem Vergnu&#x0364;gen, einan-<lb/>
der wieder zu haben. Sophie hatte bereits Al-<lb/>
brechten von Wilhelms Ankunft ge&#x017F;chrieben und<lb/>
ihn auf einen neuen Freund vorbereitet, den er<lb/>
ganz nach &#x017F;einem Ge&#x017F;chmack finden wu&#x0364;rde.</p><lb/>
        <p>Man hatte u&#x0364;ber das große und unaufho&#x0364;rliche<lb/>
Fe&#x017F;t, was Sie und ihr Vetter mit einander hat-<lb/>
ten, Winke gegeben, Anmerkungen gemacht, es<lb/>
zuweit getrieben ge&#x017F;unden, doch wenn &#x017F;ich auch<lb/>
nach Bu&#x017F;chens Zuru&#x0364;ckkunft das Andenken daran<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0350] waͤren, ſie freute ſich ſchon im Voraus drauf, wie Albrecht und Wilhelm Freunde werden, wie der erſte, der auch Scherz und Vergnuͤgen liebte, ſo oft mit ihnen luſtig ſein und lachen werde. Wil- helm gab ihr von den kleinen Liebſchaften Rechen- ſchaft, die er gehabt hatte, und prieß ihr die Maͤdchen, welche ſeinen Beifall gehabt, ſo an, daß ſie immer mehr von ihnen hoͤren wollte. Mit einem Worte, die beiden Leute waren unerſchoͤpflich, einander zu unterhalten, neues zu erzaͤhlen, Freude zu geben, ſich zu necken, anzufuͤhren, daruͤber zu lachen oder zu ſchmollen. Dies alles gehoͤrte frei- lich wohl in das Elementarwerk der Liebe, aber Wilhelm und Sophie wußten es nicht, dachten nicht daran, ſie ſahn ſich als Schweſtern- Kinder, ja als Geſchwiſter, als Jugendgeſpielen an und uͤberließen ſich ohne Arg dem Vergnuͤgen, einan- der wieder zu haben. Sophie hatte bereits Al- brechten von Wilhelms Ankunft geſchrieben und ihn auf einen neuen Freund vorbereitet, den er ganz nach ſeinem Geſchmack finden wuͤrde. Man hatte uͤber das große und unaufhoͤrliche Feſt, was Sie und ihr Vetter mit einander hat- ten, Winke gegeben, Anmerkungen gemacht, es zuweit getrieben geſunden, doch wenn ſich auch nach Buſchens Zuruͤckkunft das Andenken daran er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/350
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/350>, abgerufen am 21.11.2024.