achtung, und so hätte er beschlossen, sich mit kei- nem von ihnen auf weiteres einzulassen, hätte ihm also mehr nicht zu sagen, als daß er alles, was von ihm und seiner Cousine käme, ferner verbitten müßte.
Dies war zu stark! Wilhelm konnte es nicht vertragen, gern hätte er seine und Sophiens Ehre mit dem Degen vertheidigt, aber nicht er, nicht Albrecht gehörten unter die, denen es zukommt sich entweder todt oder zu Krüpeln zu hauen oder zu schießen -- wenns gerathen will: sie waren we- der Offiziers, noch Studenten, noch Adliche, muß- ten also ihre Ehre den Federn der Advokaten in die Cur geben.
Daher beschloß Robert Albrechten vor Gerichte laden zu lassen, Rosenberg wollte ihn ebenfalls ver- klagen, indem er zugleich auf genaue Untersuchung antragen wollte, ob seine Tochter wirklich strafbar sei. Diese saß in einer kleinen Stadt, bei einer einsam lebenden Tante und weinte -- Madam Schnitzer hätte sich nicht meisterhafter rächen kön- nen. Sie hörte auch vor Freuden auf, alle andre zu verfolgen, die sie nicht leiden konnte, schimpfte nicht mehr wie sonst, wenn sie mit der Fanchon allein war, oder ihren Mann ärgern wollte, auf Felßen, und fragte sogar nicht, ob ihr Mann ihn
be-
achtung, und ſo haͤtte er beſchloſſen, ſich mit kei- nem von ihnen auf weiteres einzulaſſen, haͤtte ihm alſo mehr nicht zu ſagen, als daß er alles, was von ihm und ſeiner Couſine kaͤme, ferner verbitten muͤßte.
Dies war zu ſtark! Wilhelm konnte es nicht vertragen, gern haͤtte er ſeine und Sophiens Ehre mit dem Degen vertheidigt, aber nicht er, nicht Albrecht gehoͤrten unter die, denen es zukommt ſich entweder todt oder zu Kruͤpeln zu hauen oder zu ſchießen — wenns gerathen will: ſie waren we- der Offiziers, noch Studenten, noch Adliche, muß- ten alſo ihre Ehre den Federn der Advokaten in die Cur geben.
Daher beſchloß Robert Albrechten vor Gerichte laden zu laſſen, Roſenberg wollte ihn ebenfalls ver- klagen, indem er zugleich auf genaue Unterſuchung antragen wollte, ob ſeine Tochter wirklich ſtrafbar ſei. Dieſe ſaß in einer kleinen Stadt, bei einer einſam lebenden Tante und weinte — Madam Schnitzer haͤtte ſich nicht meiſterhafter raͤchen koͤn- nen. Sie hoͤrte auch vor Freuden auf, alle andre zu verfolgen, die ſie nicht leiden konnte, ſchimpfte nicht mehr wie ſonſt, wenn ſie mit der Fanchon allein war, oder ihren Mann aͤrgern wollte, auf Felßen, und fragte ſogar nicht, ob ihr Mann ihn
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achtung, und ſo haͤtte er beſchloſſen, ſich mit kei-
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alſo mehr nicht zu ſagen, als daß er alles, was von
ihm und ſeiner Couſine kaͤme, ferner verbitten
muͤßte.
Dies war zu ſtark! Wilhelm konnte es nicht
vertragen, gern haͤtte er ſeine und Sophiens Ehre
mit dem Degen vertheidigt, aber nicht er, nicht
Albrecht gehoͤrten unter die, denen es zukommt
ſich entweder todt oder zu Kruͤpeln zu hauen oder
zu ſchießen — wenns gerathen will: ſie waren we-
der Offiziers, noch Studenten, noch Adliche, muß-
ten alſo ihre Ehre den Federn der Advokaten in die
Cur geben.
Daher beſchloß Robert Albrechten vor Gerichte
laden zu laſſen, Roſenberg wollte ihn ebenfalls ver-
klagen, indem er zugleich auf genaue Unterſuchung
antragen wollte, ob ſeine Tochter wirklich ſtrafbar
ſei. Dieſe ſaß in einer kleinen Stadt, bei einer
einſam lebenden Tante und weinte — Madam
Schnitzer haͤtte ſich nicht meiſterhafter raͤchen koͤn-
nen. Sie hoͤrte auch vor Freuden auf, alle andre
zu verfolgen, die ſie nicht leiden konnte, ſchimpfte
nicht mehr wie ſonſt, wenn ſie mit der Fanchon
allein war, oder ihren Mann aͤrgern wollte, auf
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/364>, abgerufen am 27.11.2024.
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