beobachtete die Herzensgüte der Frau Wirthinn auch nicht umsonst. Sie dachte in ihrem Herzen, es ließe sich wohl recht gut bei dieser lieben Seele, und in einem so lebhaften Gasthofe leben; und es dünkte sie keinesweges unmöglich, daß sie hier in Dienste kommen könnte, wenn sie oder ihre Mut- ter so einen Wunsch äußerten.
Die Gedanken und Wünsche der Menschen begegnen sich oft auf dem nemlichen Wege, und erlangen dann um so eher das vorgesteckte Ziel. Frau Schnitzerinn hatte schon seit einiger Zeit den Wunsch geheegt, ein armes Mädchen zu finden, welches sich für die Wohlthaten, die sie ihr erzei- gen wollte, abrichten ließe, ihr in der Wirthschaft beizustehn, auf das Gesinde des Gasthofs Achtung zu geben, und ihr in allem treu zu sein. Sie war die letzten Jahre her immer kränklicher gewor- den; und ihr Stickhusten wurde besonders in der kalten Jahreszeit so arg, daß er ihr, wenn sie viel in der Küche, in den Gewölbern und Kellern her- umgieng, zuweilen die Luft versetzte. Es stand zu fürchten, daß es hiermit in kurzem noch schlim- mer werden würde: und wenn sie nun die Stube, auch wohl gar das Bette sollte hüten müssen; wer würde dann Achtung geben, daß nicht alles im Hause bunt über gienge, da sie keine treue Seele
um
beobachtete die Herzensguͤte der Frau Wirthinn auch nicht umſonſt. Sie dachte in ihrem Herzen, es ließe ſich wohl recht gut bei dieſer lieben Seele, und in einem ſo lebhaften Gaſthofe leben; und es duͤnkte ſie keinesweges unmoͤglich, daß ſie hier in Dienſte kommen koͤnnte, wenn ſie oder ihre Mut- ter ſo einen Wunſch aͤußerten.
Die Gedanken und Wuͤnſche der Menſchen begegnen ſich oft auf dem nemlichen Wege, und erlangen dann um ſo eher das vorgeſteckte Ziel. Frau Schnitzerinn hatte ſchon ſeit einiger Zeit den Wunſch geheegt, ein armes Maͤdchen zu finden, welches ſich fuͤr die Wohlthaten, die ſie ihr erzei- gen wollte, abrichten ließe, ihr in der Wirthſchaft beizuſtehn, auf das Geſinde des Gaſthofs Achtung zu geben, und ihr in allem treu zu ſein. Sie war die letzten Jahre her immer kraͤnklicher gewor- den; und ihr Stickhuſten wurde beſonders in der kalten Jahreszeit ſo arg, daß er ihr, wenn ſie viel in der Kuͤche, in den Gewoͤlbern und Kellern her- umgieng, zuweilen die Luft verſetzte. Es ſtand zu fuͤrchten, daß es hiermit in kurzem noch ſchlim- mer werden wuͤrde: und wenn ſie nun die Stube, auch wohl gar das Bette ſollte huͤten muͤſſen; wer wuͤrde dann Achtung geben, daß nicht alles im Hauſe bunt uͤber gienge, da ſie keine treue Seele
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beobachtete die Herzensguͤte der Frau Wirthinn auch
nicht umſonſt. Sie dachte in ihrem Herzen, es
ließe ſich wohl recht gut bei dieſer lieben Seele,
und in einem ſo lebhaften Gaſthofe leben; und es
duͤnkte ſie keinesweges unmoͤglich, daß ſie hier in
Dienſte kommen koͤnnte, wenn ſie oder ihre Mut-
ter ſo einen Wunſch aͤußerten.
Die Gedanken und Wuͤnſche der Menſchen
begegnen ſich oft auf dem nemlichen Wege, und
erlangen dann um ſo eher das vorgeſteckte Ziel.
Frau Schnitzerinn hatte ſchon ſeit einiger Zeit den
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welches ſich fuͤr die Wohlthaten, die ſie ihr erzei-
gen wollte, abrichten ließe, ihr in der Wirthſchaft
beizuſtehn, auf das Geſinde des Gaſthofs Achtung
zu geben, und ihr in allem treu zu ſein. Sie
war die letzten Jahre her immer kraͤnklicher gewor-
den; und ihr Stickhuſten wurde beſonders in der
kalten Jahreszeit ſo arg, daß er ihr, wenn ſie viel
in der Kuͤche, in den Gewoͤlbern und Kellern her-
umgieng, zuweilen die Luft verſetzte. Es ſtand
zu fuͤrchten, daß es hiermit in kurzem noch ſchlim-
mer werden wuͤrde: und wenn ſie nun die Stube,
auch wohl gar das Bette ſollte huͤten muͤſſen; wer
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/40>, abgerufen am 03.12.2024.
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