doch gewiß die schönsten Geschenke gemacht hätten, wenn sie gefälliger gewesen wäre.
Sie mußte aber bald wieder aus ihrem Schmollwinkel hervor, weil es Arbeit vollauf im Hause für sie gab. Doch verrichtete sie diese itzt sehr verdrüßlich und nachläßig, warf unter andern der Köchinn die Schlüssel zur Speisekammer hin, und sagte: was geht's mich an? gehe sie selbst hin- ein, und nehme sie, was sie braucht.
Da hatte Suschen doch endlich einmal etwas zum Besten gegeben, was man der Frau Wirthinn hinterbringen konnte. Flugs lief eine zweite Magd zu ihr hinein, und erzählte, wie Suschen räsonnir- te, und alles zu freien Händen hingäbe.
Frau Schnitzerinn ärgerte sich wirklich, so was von Suschen zu hören: sie ließ sie bald darauf rufen; und nachdem Suschen eine gute Weile hatte auf sich warten lassen, erschien sie mit einem trotzi- gen Gesichte mit der Frage: Was soll ich? --
Sage mir nur, war die Antwort, was ist dir denn wiederfahren, und was hör' ich von dir? willst du mich auch vollends todt ärgern?
Suschen wollte nicht sogleich wissen, von was die Rede wäre; es kam aber endlich doch zur Spra- che; und indem sie das Hinwerfen der Schlüssel gänzlich leugnete, machte sie ein langes Register
von
doch gewiß die ſchoͤnſten Geſchenke gemacht haͤtten, wenn ſie gefaͤlliger geweſen waͤre.
Sie mußte aber bald wieder aus ihrem Schmollwinkel hervor, weil es Arbeit vollauf im Hauſe fuͤr ſie gab. Doch verrichtete ſie dieſe itzt ſehr verdruͤßlich und nachlaͤßig, warf unter andern der Koͤchinn die Schluͤſſel zur Speiſekammer hin, und ſagte: was geht’s mich an? gehe ſie ſelbſt hin- ein, und nehme ſie, was ſie braucht.
Da hatte Suschen doch endlich einmal etwas zum Beſten gegeben, was man der Frau Wirthinn hinterbringen konnte. Flugs lief eine zweite Magd zu ihr hinein, und erzaͤhlte, wie Suschen raͤſonnir- te, und alles zu freien Haͤnden hingaͤbe.
Frau Schnitzerinn aͤrgerte ſich wirklich, ſo was von Suschen zu hoͤren: ſie ließ ſie bald darauf rufen; und nachdem Suschen eine gute Weile hatte auf ſich warten laſſen, erſchien ſie mit einem trotzi- gen Geſichte mit der Frage: Was ſoll ich? —
Sage mir nur, war die Antwort, was iſt dir denn wiederfahren, und was hoͤr’ ich von dir? willſt du mich auch vollends todt aͤrgern?
Suschen wollte nicht ſogleich wiſſen, von was die Rede waͤre; es kam aber endlich doch zur Spra- che; und indem ſie das Hinwerfen der Schluͤſſel gaͤnzlich leugnete, machte ſie ein langes Regiſter
von
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[45/0051]
doch gewiß die ſchoͤnſten Geſchenke gemacht haͤtten,
wenn ſie gefaͤlliger geweſen waͤre.
Sie mußte aber bald wieder aus ihrem
Schmollwinkel hervor, weil es Arbeit vollauf im
Hauſe fuͤr ſie gab. Doch verrichtete ſie dieſe itzt
ſehr verdruͤßlich und nachlaͤßig, warf unter andern
der Koͤchinn die Schluͤſſel zur Speiſekammer hin,
und ſagte: was geht’s mich an? gehe ſie ſelbſt hin-
ein, und nehme ſie, was ſie braucht.
Da hatte Suschen doch endlich einmal etwas
zum Beſten gegeben, was man der Frau Wirthinn
hinterbringen konnte. Flugs lief eine zweite Magd
zu ihr hinein, und erzaͤhlte, wie Suschen raͤſonnir-
te, und alles zu freien Haͤnden hingaͤbe.
Frau Schnitzerinn aͤrgerte ſich wirklich, ſo
was von Suschen zu hoͤren: ſie ließ ſie bald darauf
rufen; und nachdem Suschen eine gute Weile hatte
auf ſich warten laſſen, erſchien ſie mit einem trotzi-
gen Geſichte mit der Frage: Was ſoll ich? —
Sage mir nur, war die Antwort, was iſt
dir denn wiederfahren, und was hoͤr’ ich von dir?
willſt du mich auch vollends todt aͤrgern?
Suschen wollte nicht ſogleich wiſſen, von was
die Rede waͤre; es kam aber endlich doch zur Spra-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/51>, abgerufen am 24.11.2024.
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