Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Streichen, welche die Marqueurs, der
Hausknecht und die Mägde begangen hätten, wor-
über sie endlich wohl verdrüßlich werden müßte,
besonders da sie nichts, als spitzige Reden von
diesen Leuten bekäme, die ihr alles zum Possen thä-
ten.

Die Kranke ärgerte sich abermals, redete ihr
aber zu, nur Geduld zu haben, und sich an diese
Leute nicht zu kehren, sondern hübsch alles, wie
bisher, in Acht zu nehmen und ihnen derb die
Meinung zu sagen, worinnen sie und Herr Schn[it]-
zer ihr schon beistehn würden. Sie sollte, setzte sie
hinzu, nur bedenken, daß ihr bald die ganze Wirth-
schaft allein überlassen sein würde: und wenn sie
immer ihre Pflicht thäte; so würde Herr Schnit-
zer nicht allein sehr gut mit ihr umgehen, sondern
sie auch mit der Zeit versorgen, wie sie ja vorhin
von ungefähr selbst gehört hätte.

Hier kam die gute Frau auf einen Punkt, der
Suschens Galle aufs neue rege machte: da sie
aber doch, ohne abzubrechen, fortfuhr, und vom
Bedenken in ihrem Testamente sprach, so hielt
Suschen an sich, versprach alles Gutes, und ver-
biß für den übrigen Abend ihren Verdruß noch
gut genug, indem sie sich entschloß, wenigstens
doch zu nehmen, was sie haben könnte, und sich

nicht

von den Streichen, welche die Marqueurs, der
Hausknecht und die Maͤgde begangen haͤtten, wor-
uͤber ſie endlich wohl verdruͤßlich werden muͤßte,
beſonders da ſie nichts, als ſpitzige Reden von
dieſen Leuten bekaͤme, die ihr alles zum Poſſen thaͤ-
ten.

Die Kranke aͤrgerte ſich abermals, redete ihr
aber zu, nur Geduld zu haben, und ſich an dieſe
Leute nicht zu kehren, ſondern huͤbſch alles, wie
bisher, in Acht zu nehmen und ihnen derb die
Meinung zu ſagen, worinnen ſie und Herr Schn[it]-
zer ihr ſchon beiſtehn wuͤrden. Sie ſollte, ſetzte ſie
hinzu, nur bedenken, daß ihr bald die ganze Wirth-
ſchaft allein uͤberlaſſen ſein wuͤrde: und wenn ſie
immer ihre Pflicht thaͤte; ſo wuͤrde Herr Schnit-
zer nicht allein ſehr gut mit ihr umgehen, ſondern
ſie auch mit der Zeit verſorgen, wie ſie ja vorhin
von ungefaͤhr ſelbſt gehoͤrt haͤtte.

Hier kam die gute Frau auf einen Punkt, der
Suschens Galle aufs neue rege machte: da ſie
aber doch, ohne abzubrechen, fortfuhr, und vom
Bedenken in ihrem Teſtamente ſprach, ſo hielt
Suschen an ſich, verſprach alles Gutes, und ver-
biß fuͤr den uͤbrigen Abend ihren Verdruß noch
gut genug, indem ſie ſich entſchloß, wenigſtens
doch zu nehmen, was ſie haben koͤnnte, und ſich

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0052" n="46"/>
von den Streichen, welche die Marqueurs, der<lb/>
Hausknecht und die Ma&#x0364;gde begangen ha&#x0364;tten, wor-<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;ie endlich wohl verdru&#x0364;ßlich werden mu&#x0364;ßte,<lb/>
be&#x017F;onders da &#x017F;ie nichts, als &#x017F;pitzige Reden von<lb/>
die&#x017F;en Leuten beka&#x0364;me, die ihr alles zum Po&#x017F;&#x017F;en tha&#x0364;-<lb/>
ten.</p><lb/>
        <p>Die Kranke a&#x0364;rgerte &#x017F;ich abermals, redete ihr<lb/>
aber zu, nur Geduld zu haben, und &#x017F;ich an die&#x017F;e<lb/>
Leute nicht zu kehren, &#x017F;ondern hu&#x0364;b&#x017F;ch alles, wie<lb/>
bisher, in Acht zu nehmen und ihnen derb die<lb/>
Meinung zu &#x017F;agen, worinnen &#x017F;ie und Herr Schn<supplied>it</supplied>-<lb/>
zer ihr &#x017F;chon bei&#x017F;tehn wu&#x0364;rden. Sie &#x017F;ollte, &#x017F;etzte &#x017F;ie<lb/>
hinzu, nur bedenken, daß ihr bald die ganze Wirth-<lb/>
&#x017F;chaft allein u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein wu&#x0364;rde: und wenn &#x017F;ie<lb/>
immer ihre Pflicht tha&#x0364;te; &#x017F;o wu&#x0364;rde Herr Schnit-<lb/>
zer nicht allein &#x017F;ehr gut mit ihr umgehen, &#x017F;ondern<lb/>
&#x017F;ie auch mit der Zeit ver&#x017F;orgen, wie &#x017F;ie ja vorhin<lb/>
von ungefa&#x0364;hr &#x017F;elb&#x017F;t geho&#x0364;rt ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p>Hier kam die gute Frau auf einen Punkt, der<lb/>
Suschens Galle aufs neue rege machte: da &#x017F;ie<lb/>
aber doch, ohne abzubrechen, fortfuhr, und vom<lb/>
Bedenken in ihrem Te&#x017F;tamente &#x017F;prach, &#x017F;o hielt<lb/>
Suschen an &#x017F;ich, ver&#x017F;prach alles Gutes, und ver-<lb/>
biß fu&#x0364;r den u&#x0364;brigen Abend ihren Verdruß noch<lb/>
gut genug, indem &#x017F;ie &#x017F;ich ent&#x017F;chloß, wenig&#x017F;tens<lb/>
doch zu nehmen, was &#x017F;ie haben ko&#x0364;nnte, und &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0052] von den Streichen, welche die Marqueurs, der Hausknecht und die Maͤgde begangen haͤtten, wor- uͤber ſie endlich wohl verdruͤßlich werden muͤßte, beſonders da ſie nichts, als ſpitzige Reden von dieſen Leuten bekaͤme, die ihr alles zum Poſſen thaͤ- ten. Die Kranke aͤrgerte ſich abermals, redete ihr aber zu, nur Geduld zu haben, und ſich an dieſe Leute nicht zu kehren, ſondern huͤbſch alles, wie bisher, in Acht zu nehmen und ihnen derb die Meinung zu ſagen, worinnen ſie und Herr Schnit- zer ihr ſchon beiſtehn wuͤrden. Sie ſollte, ſetzte ſie hinzu, nur bedenken, daß ihr bald die ganze Wirth- ſchaft allein uͤberlaſſen ſein wuͤrde: und wenn ſie immer ihre Pflicht thaͤte; ſo wuͤrde Herr Schnit- zer nicht allein ſehr gut mit ihr umgehen, ſondern ſie auch mit der Zeit verſorgen, wie ſie ja vorhin von ungefaͤhr ſelbſt gehoͤrt haͤtte. Hier kam die gute Frau auf einen Punkt, der Suschens Galle aufs neue rege machte: da ſie aber doch, ohne abzubrechen, fortfuhr, und vom Bedenken in ihrem Teſtamente ſprach, ſo hielt Suschen an ſich, verſprach alles Gutes, und ver- biß fuͤr den uͤbrigen Abend ihren Verdruß noch gut genug, indem ſie ſich entſchloß, wenigſtens doch zu nehmen, was ſie haben koͤnnte, und ſich nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/52
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/52>, abgerufen am 21.11.2024.