klügeln, worinnen die unerhörtesten Vorschläge von der Welt aufs Tapet kamen. Ein junger König, welcher diesen Männern den Auftrag dazu gethan hatte, kam aller Augenblicke zu hören, wie weit sie es mit einander gebracht hätten, wobei denn un- ter andern die nasenweise Sentenz vorkam: "Aller- gnädigster König! geruhen nur Eure Majestät, uns Zeit zu lassen. Ein Staatssystem ist kein Ballet; so was auszuarbeiten, erfodert mehr Zeit, als jenes zu ersinden." -- Es erschienen auch Minister und Höf- linge, die ihren Rath dazu gaben, und die weisen Männer durch Schmeicheleien bereden wollten, alles nach ihrem Sinn einzurichten. Diese wurden aber so unhöflich abgewiesen, daß sie darüber erbittert wur- den und Rache drohten.
Das System wird endlich fertig, und der Kö- nig erscheint im zweiten Act auf dem Throne, ne- ben ihm seine Gemahlinn, und um ihn her seine Großen. Die weisen Männer sitzen dem allen ge- genüber. Eine Menge Volks steht auf allen Sei- ten; man mußte sich dabei die Bühne so groß, wie einen Marktplatz, denken. Ein Secretair steht in der Mitten auf einer Erhöhung, und verliest die neue Staatseinrichtung. Kein Mensch bekömmt Auflagen, als die Kaufleute, der Adel, und die
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kluͤgeln, worinnen die unerhoͤrteſten Vorſchlaͤge von der Welt aufs Tapet kamen. Ein junger Koͤnig, welcher dieſen Maͤnnern den Auftrag dazu gethan hatte, kam aller Augenblicke zu hoͤren, wie weit ſie es mit einander gebracht haͤtten, wobei denn un- ter andern die naſenweiſe Sentenz vorkam: „Aller- gnaͤdigſter Koͤnig! geruhen nur Eure Majeſtaͤt, uns Zeit zu laſſen. Ein Staatsſyſtem iſt kein Ballet; ſo was auszuarbeiten, erfodert mehr Zeit, als jenes zu erſinden.“ — Es erſchienen auch Miniſter und Hoͤf- linge, die ihren Rath dazu gaben, und die weiſen Maͤnner durch Schmeicheleien bereden wollten, alles nach ihrem Sinn einzurichten. Dieſe wurden aber ſo unhoͤflich abgewieſen, daß ſie daruͤber erbittert wur- den und Rache drohten.
Das Syſtem wird endlich fertig, und der Koͤ- nig erſcheint im zweiten Act auf dem Throne, ne- ben ihm ſeine Gemahlinn, und um ihn her ſeine Großen. Die weiſen Maͤnner ſitzen dem allen ge- genuͤber. Eine Menge Volks ſteht auf allen Sei- ten; man mußte ſich dabei die Buͤhne ſo groß, wie einen Marktplatz, denken. Ein Secretair ſteht in der Mitten auf einer Erhoͤhung, und verlieſt die neue Staatseinrichtung. Kein Menſch bekoͤmmt Auflagen, als die Kaufleute, der Adel, und die
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kluͤgeln, worinnen die unerhoͤrteſten Vorſchlaͤge von
der Welt aufs Tapet kamen. Ein junger Koͤnig,
welcher dieſen Maͤnnern den Auftrag dazu gethan
hatte, kam aller Augenblicke zu hoͤren, wie weit ſie
es mit einander gebracht haͤtten, wobei denn un-
ter andern die naſenweiſe Sentenz vorkam: „Aller-
gnaͤdigſter Koͤnig! geruhen nur Eure Majeſtaͤt, uns
Zeit zu laſſen. Ein Staatsſyſtem iſt kein Ballet; ſo
was auszuarbeiten, erfodert mehr Zeit, als jenes zu
erſinden.“ — Es erſchienen auch Miniſter und Hoͤf-
linge, die ihren Rath dazu gaben, und die weiſen
Maͤnner durch Schmeicheleien bereden wollten, alles
nach ihrem Sinn einzurichten. Dieſe wurden aber ſo
unhoͤflich abgewieſen, daß ſie daruͤber erbittert wur-
den und Rache drohten.
Das Syſtem wird endlich fertig, und der Koͤ-
nig erſcheint im zweiten Act auf dem Throne, ne-
ben ihm ſeine Gemahlinn, und um ihn her ſeine
Großen. Die weiſen Maͤnner ſitzen dem allen ge-
genuͤber. Eine Menge Volks ſteht auf allen Sei-
ten; man mußte ſich dabei die Buͤhne ſo groß, wie
einen Marktplatz, denken. Ein Secretair ſteht in
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/57>, abgerufen am 21.11.2024.
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