letztern noch einen Zehrpfennig auf den Weg. Am Hofe giebt es keine Hofmarschälle, keine Cammer- herren u. s. w. mehr, sondern Hofgelehrte, aus jedem Fache; Philosphen, Poeten, Mathemati- ker, u. d. gl. Diese sind auch Minister. Die Königinn und die Prinzessinnen haben keine Hof- damen mehr, sondern die Weiber und Töchter der Hofgelehrten machen ihre Gesellschaft aus; ihre Väter und Männer hingegen richten die nicht oft vorfallenden Hoffeste ein. Das Theater ist der einzige festgesetzte Zeitvertreib; es werden aber auf demselben nicht solche Stücke, wie bisher, aufge- führt, sondern einige scharfsinnige und geistreiche Gelehrte geben Acht auf alle Fehler, die in der Residenz, von dem Könige und der Königinn an, begangen werden, und bringen alle ungewöhnliche Handlungen derselben, so wie solche wirklich vor- gefallen sind, in Theaterstücke, ohne Schonung des Namens, sowohl zur Belohnung, als zur Besse- rung. Der König bezahlt die Truppe sehr gut und allein; alles Volk geht frei ins Schauspiel u. s. w.
Während der Vorlesung dieses Projectes wird der Beifall des Volks immer lauter, so daß der Vorleser oft Stille gebieten muß. So bald er ge- endet hat, erhebt sich überall ein froher Jubel und ein wiederholtes Vivatgeschrei. Die Großen des
Hofs
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letztern noch einen Zehrpfennig auf den Weg. Am Hofe giebt es keine Hofmarſchaͤlle, keine Cammer- herren u. ſ. w. mehr, ſondern Hofgelehrte, aus jedem Fache; Philoſphen, Poeten, Mathemati- ker, u. d. gl. Dieſe ſind auch Miniſter. Die Koͤniginn und die Prinzeſſinnen haben keine Hof- damen mehr, ſondern die Weiber und Toͤchter der Hofgelehrten machen ihre Geſellſchaft aus; ihre Vaͤter und Maͤnner hingegen richten die nicht oft vorfallenden Hoffeſte ein. Das Theater iſt der einzige feſtgeſetzte Zeitvertreib; es werden aber auf demſelben nicht ſolche Stuͤcke, wie bisher, aufge- fuͤhrt, ſondern einige ſcharfſinnige und geiſtreiche Gelehrte geben Acht auf alle Fehler, die in der Reſidenz, von dem Koͤnige und der Koͤniginn an, begangen werden, und bringen alle ungewoͤhnliche Handlungen derſelben, ſo wie ſolche wirklich vor- gefallen ſind, in Theaterſtuͤcke, ohne Schonung des Namens, ſowohl zur Belohnung, als zur Beſſe- rung. Der Koͤnig bezahlt die Truppe ſehr gut und allein; alles Volk geht frei ins Schauſpiel u. ſ. w.
Waͤhrend der Vorleſung dieſes Projectes wird der Beifall des Volks immer lauter, ſo daß der Vorleſer oft Stille gebieten muß. So bald er ge- endet hat, erhebt ſich uͤberall ein froher Jubel und ein wiederholtes Vivatgeſchrei. Die Großen des
Hofs
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letztern noch einen Zehrpfennig auf den Weg. Am
Hofe giebt es keine Hofmarſchaͤlle, keine Cammer-
herren u. ſ. w. mehr, ſondern Hofgelehrte, aus
jedem Fache; Philoſphen, Poeten, Mathemati-
ker, u. d. gl. Dieſe ſind auch Miniſter. Die
Koͤniginn und die Prinzeſſinnen haben keine Hof-
damen mehr, ſondern die Weiber und Toͤchter der
Hofgelehrten machen ihre Geſellſchaft aus; ihre
Vaͤter und Maͤnner hingegen richten die nicht oft
vorfallenden Hoffeſte ein. Das Theater iſt der
einzige feſtgeſetzte Zeitvertreib; es werden aber auf
demſelben nicht ſolche Stuͤcke, wie bisher, aufge-
fuͤhrt, ſondern einige ſcharfſinnige und geiſtreiche
Gelehrte geben Acht auf alle Fehler, die in der
Reſidenz, von dem Koͤnige und der Koͤniginn an,
begangen werden, und bringen alle ungewoͤhnliche
Handlungen derſelben, ſo wie ſolche wirklich vor-
gefallen ſind, in Theaterſtuͤcke, ohne Schonung des
Namens, ſowohl zur Belohnung, als zur Beſſe-
rung. Der Koͤnig bezahlt die Truppe ſehr gut und
allein; alles Volk geht frei ins Schauſpiel u. ſ. w.
Waͤhrend der Vorleſung dieſes Projectes wird
der Beifall des Volks immer lauter, ſo daß der
Vorleſer oft Stille gebieten muß. So bald er ge-
endet hat, erhebt ſich uͤberall ein froher Jubel und
ein wiederholtes Vivatgeſchrei. Die Großen des
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/59>, abgerufen am 21.11.2024.
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