Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.
Nachsicht, wegen Jhnen schuldiger Zahlungen ge- beten worden sind. Alsdann soll an diese Leute ge- schrieben werden; so wird sich wohl finden, ob Sie es gegen mich mit Lug und Trug gespielt haben. Warten Sie nur, Herr Magister, Jhre Streiche sollen schon an den Tag kommen. Habe ich mor- gen mein Geld nicht, dann gehts auf Rathhaus; nur Geduld, solche Großsprecher müssen ihren Lohn bekommen! Hier hatte der Buchdrucker eine Saite berührt, deren Uebelklang den Magister auf einmal kleinlaut machte. Er besaß aber doch noch Gegenwart des Geistes genug, um sich zu stellen, als wüßte er nicht, wohin der Punkt von den Briefen zielte, und sagte also: was Neider sprechen und schrei- ben, rührt mich nicht; ich weis am Besten, was an den Stücken ist, die Sie für mich gedruckt ha- ben, und das wird Jhnen die Folge beweisen. Sie sollen Jhr Geld haben; alsdann aber werde ich mir gerichtlich ausbitten, daß Sie mir die Leute nen- nen, die sich unterstanden haben, schlecht von mei- nen Arbeiten zu sprechen. Jch denke, was Neider sprechen, rührt Sie nicht, rief der Buchdrucker dem davon eilenden Ma- gister nach. Dieser
Nachſicht, wegen Jhnen ſchuldiger Zahlungen ge- beten worden ſind. Alsdann ſoll an dieſe Leute ge- ſchrieben werden; ſo wird ſich wohl finden, ob Sie es gegen mich mit Lug und Trug geſpielt haben. Warten Sie nur, Herr Magiſter, Jhre Streiche ſollen ſchon an den Tag kommen. Habe ich mor- gen mein Geld nicht, dann gehts auf Rathhaus; nur Geduld, ſolche Großſprecher muͤſſen ihren Lohn bekommen! Hier hatte der Buchdrucker eine Saite beruͤhrt, deren Uebelklang den Magiſter auf einmal kleinlaut machte. Er beſaß aber doch noch Gegenwart des Geiſtes genug, um ſich zu ſtellen, als wuͤßte er nicht, wohin der Punkt von den Briefen zielte, und ſagte alſo: was Neider ſprechen und ſchrei- ben, ruͤhrt mich nicht; ich weis am Beſten, was an den Stuͤcken iſt, die Sie fuͤr mich gedruckt ha- ben, und das wird Jhnen die Folge beweiſen. Sie ſollen Jhr Geld haben; alsdann aber werde ich mir gerichtlich ausbitten, daß Sie mir die Leute nen- nen, die ſich unterſtanden haben, ſchlecht von mei- nen Arbeiten zu ſprechen. Jch denke, was Neider ſprechen, ruͤhrt Sie nicht, rief der Buchdrucker dem davon eilenden Ma- giſter nach. Dieſer
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Nachſicht, wegen Jhnen ſchuldiger Zahlungen ge-
beten worden ſind. Alsdann ſoll an dieſe Leute ge-
ſchrieben werden; ſo wird ſich wohl finden, ob Sie
es gegen mich mit Lug und Trug geſpielt haben.
Warten Sie nur, Herr Magiſter, Jhre Streiche
ſollen ſchon an den Tag kommen. Habe ich mor-
gen mein Geld nicht, dann gehts auf Rathhaus;
nur Geduld, ſolche Großſprecher muͤſſen ihren Lohn
bekommen!
Hier hatte der Buchdrucker eine Saite beruͤhrt,
deren Uebelklang den Magiſter auf einmal kleinlaut
machte. Er beſaß aber doch noch Gegenwart des
Geiſtes genug, um ſich zu ſtellen, als wuͤßte er
nicht, wohin der Punkt von den Briefen zielte,
und ſagte alſo: was Neider ſprechen und ſchrei-
ben, ruͤhrt mich nicht; ich weis am Beſten, was
an den Stuͤcken iſt, die Sie fuͤr mich gedruckt ha-
ben, und das wird Jhnen die Folge beweiſen. Sie
ſollen Jhr Geld haben; alsdann aber werde ich mir
gerichtlich ausbitten, daß Sie mir die Leute nen-
nen, die ſich unterſtanden haben, ſchlecht von mei-
nen Arbeiten zu ſprechen.
Jch denke, was Neider ſprechen, ruͤhrt Sie
nicht, rief der Buchdrucker dem davon eilenden Ma-
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/70>, abgerufen am 16.02.2025. |