Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Leute neugierig würden, seine Fratzen zu lesen,
so bekäme ich mein Geld und er --

Jch wills schon machen, sagte Albrecht, stand
auf, und schrieb.

"Es ist recht gut, daß Sie nicht selbst ge-
"kommen sind; sonst hätten Sie, ohne Advoca-
"ten, für die Beschuldigung eines Betrugs durch
"meinen Hausknecht bezahlt werden sollen. Ja,
"ich habevierzehn Exemplarien von Jhren Sude-
"leien verkauft. Den Anlaß dazu hat Jhre lä-
"cherliche Aufführung in meinem Hause gegeben,
"die gleich allenthalben herum gekommen ist; je-
"dermann wollte zum Spas die saubern Stücke
"lesen. Jch glaubte von dieser Wuth der Men-
"schen über Thoren zu lachen, Nutzen für Sie
"zu ziehen, und steigerte, da sich die Käufer dar-
"um drängen zu wollen schienen, den Preis: aber
"nachdem 14 Exemplarien von jedem Jhrer Stük-
"ke abgeholt waren, hatte die Nachfrage ein En-
"de. Hier ist die Berechnung, sie beweist Jhnen,
"daß ich wirklich 20 Thaler gelößt habe; diese ge-
"hen nun von meiner Rechnung ab. Sobald Sie
"mir den ansehnlichen Rest vollends bezahlen, steht
"der ganze Wust Unsinn zu Diensten, und will
"ichs Jhnen Stück für Stück zählen."

"Ueb-
Leute neugierig wuͤrden, ſeine Fratzen zu leſen,
ſo bekaͤme ich mein Geld und er —

Jch wills ſchon machen, ſagte Albrecht, ſtand
auf, und ſchrieb.

„Es iſt recht gut, daß Sie nicht ſelbſt ge-
„kommen ſind; ſonſt haͤtten Sie, ohne Advoca-
„ten, fuͤr die Beſchuldigung eines Betrugs durch
„meinen Hausknecht bezahlt werden ſollen. Ja,
„ich habevierzehn Exemplarien von Jhren Sude-
„leien verkauft. Den Anlaß dazu hat Jhre laͤ-
„cherliche Auffuͤhrung in meinem Hauſe gegeben,
„die gleich allenthalben herum gekommen iſt; je-
„dermann wollte zum Spas die ſaubern Stuͤcke
„leſen. Jch glaubte von dieſer Wuth der Men-
„ſchen uͤber Thoren zu lachen, Nutzen fuͤr Sie
„zu ziehen, und ſteigerte, da ſich die Kaͤufer dar-
„um draͤngen zu wollen ſchienen, den Preis: aber
„nachdem 14 Exemplarien von jedem Jhrer Stuͤk-
„ke abgeholt waren, hatte die Nachfrage ein En-
„de. Hier iſt die Berechnung, ſie beweiſt Jhnen,
„daß ich wirklich 20 Thaler geloͤßt habe; dieſe ge-
„hen nun von meiner Rechnung ab. Sobald Sie
„mir den anſehnlichen Reſt vollends bezahlen, ſteht
„der ganze Wuſt Unſinn zu Dienſten, und will
„ichs Jhnen Stuͤck fuͤr Stuͤck zaͤhlen.“

„Ueb-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#BUS">
          <p><pb facs="#f0094" n="88"/>
Leute neugierig wu&#x0364;rden, &#x017F;eine Fratzen zu le&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;o beka&#x0364;me ich mein Geld und er &#x2014;</p><lb/>
          <p>Jch wills &#x017F;chon machen, &#x017F;agte Albrecht, &#x017F;tand<lb/>
auf, und &#x017F;chrieb.</p><lb/>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="letter">
                <p>&#x201E;Es i&#x017F;t recht <choice><sic>gnt</sic><corr>gut</corr></choice>, daß Sie nicht &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
&#x201E;kommen &#x017F;ind; &#x017F;on&#x017F;t ha&#x0364;tten Sie, ohne Advoca-<lb/>
&#x201E;ten, fu&#x0364;r die Be&#x017F;chuldigung eines Betrugs durch<lb/>
&#x201E;meinen Hausknecht bezahlt werden &#x017F;ollen. Ja,<lb/>
&#x201E;ich habevierzehn Exemplarien von Jhren Sude-<lb/>
&#x201E;leien verkauft. Den Anlaß dazu hat Jhre la&#x0364;-<lb/>
&#x201E;cherliche Auffu&#x0364;hrung in meinem Hau&#x017F;e gegeben,<lb/>
&#x201E;die gleich allenthalben herum gekommen i&#x017F;t; je-<lb/>
&#x201E;dermann wollte zum Spas die &#x017F;aubern Stu&#x0364;cke<lb/>
&#x201E;le&#x017F;en. Jch glaubte von die&#x017F;er Wuth der Men-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chen u&#x0364;ber Thoren zu lachen, Nutzen fu&#x0364;r Sie<lb/>
&#x201E;zu ziehen, und &#x017F;teigerte, da &#x017F;ich die Ka&#x0364;ufer dar-<lb/>
&#x201E;um dra&#x0364;ngen zu wollen &#x017F;chienen, den Preis: aber<lb/>
&#x201E;nachdem 14 Exemplarien von jedem Jhrer Stu&#x0364;k-<lb/>
&#x201E;ke abgeholt waren, hatte die Nachfrage ein En-<lb/>
&#x201E;de. Hier i&#x017F;t die Berechnung, &#x017F;ie bewei&#x017F;t Jhnen,<lb/>
&#x201E;daß ich wirklich 20 Thaler gelo&#x0364;ßt habe; die&#x017F;e ge-<lb/>
&#x201E;hen nun von meiner Rechnung ab. Sobald Sie<lb/>
&#x201E;mir den an&#x017F;ehnlichen Re&#x017F;t vollends bezahlen, &#x017F;teht<lb/>
&#x201E;der ganze Wu&#x017F;t Un&#x017F;inn zu Dien&#x017F;ten, und will<lb/>
&#x201E;ichs Jhnen Stu&#x0364;ck fu&#x0364;r Stu&#x0364;ck za&#x0364;hlen.&#x201C;</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Ueb-</fw><lb/>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0094] Leute neugierig wuͤrden, ſeine Fratzen zu leſen, ſo bekaͤme ich mein Geld und er — Jch wills ſchon machen, ſagte Albrecht, ſtand auf, und ſchrieb. „Es iſt recht gut, daß Sie nicht ſelbſt ge- „kommen ſind; ſonſt haͤtten Sie, ohne Advoca- „ten, fuͤr die Beſchuldigung eines Betrugs durch „meinen Hausknecht bezahlt werden ſollen. Ja, „ich habevierzehn Exemplarien von Jhren Sude- „leien verkauft. Den Anlaß dazu hat Jhre laͤ- „cherliche Auffuͤhrung in meinem Hauſe gegeben, „die gleich allenthalben herum gekommen iſt; je- „dermann wollte zum Spas die ſaubern Stuͤcke „leſen. Jch glaubte von dieſer Wuth der Men- „ſchen uͤber Thoren zu lachen, Nutzen fuͤr Sie „zu ziehen, und ſteigerte, da ſich die Kaͤufer dar- „um draͤngen zu wollen ſchienen, den Preis: aber „nachdem 14 Exemplarien von jedem Jhrer Stuͤk- „ke abgeholt waren, hatte die Nachfrage ein En- „de. Hier iſt die Berechnung, ſie beweiſt Jhnen, „daß ich wirklich 20 Thaler geloͤßt habe; dieſe ge- „hen nun von meiner Rechnung ab. Sobald Sie „mir den anſehnlichen Reſt vollends bezahlen, ſteht „der ganze Wuſt Unſinn zu Dienſten, und will „ichs Jhnen Stuͤck fuͤr Stuͤck zaͤhlen.“ „Ueb-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/94
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 1. Gera, 1800, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz01_1800/94>, abgerufen am 09.11.2024.