Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Augen gelacht werden würde. Sie konnte auch
Buschen nicht trauen, daß er gar ihre Mutter, ihr
zum Possen, da behielt, und nie hatte sie etwas so
vollkommen errathen, als diesmal.

Albrecht hielt es nicht nur für billig, diese Frau,
die er berufen und der er dadurch soviel Kränkung
zugezogen hatte, bei sich aufzunehmen, sondern er
wollte dies auch zur Beschämung ihrer Tochter um
so lieber thun. Sonach nahm er sie den Abend der
beschriebenen Gartenscenen mit nach Hause, und
ließ es ihr weder an Trost, noch guter Pflege feh-
len. Er hatte schon zwei Kinder, konnte sie also
zur Aufsicht über diese brauchen, und meine Groß-
mutter, welche ihre wiederfahrne Täuschung durch
schnelle Zurückkunft in der Heimath bekannt gemacht
haben würde, und das nicht wollte, ließ es sich gern
gefallen, im Buschischen Hause zu bleiben.

Aus ihrer Anwesenheit in * * * erwuchs dann
auch das Glück meiner Schwester, welche einer da-
mals in unserm Dienst stehenden Magd während
unsers Außenseins überlassen war. Diese nahm mit
dem sparsamen Kostgelde, welches meine Mutter zu
ihrer und Madelons Beköstigung aussetzte, vorwil-
len, da sie einige Monate hinter einander ohne
Zwang leben, und Gesellschaften ihres Schlags ein-
führen konnte, und brach es, wo, was sie erhalten

hatte,

Augen gelacht werden wuͤrde. Sie konnte auch
Buſchen nicht trauen, daß er gar ihre Mutter, ihr
zum Poſſen, da behielt, und nie hatte ſie etwas ſo
vollkommen errathen, als diesmal.

Albrecht hielt es nicht nur fuͤr billig, dieſe Frau,
die er berufen und der er dadurch ſoviel Kraͤnkung
zugezogen hatte, bei ſich aufzunehmen, ſondern er
wollte dies auch zur Beſchaͤmung ihrer Tochter um
ſo lieber thun. Sonach nahm er ſie den Abend der
beſchriebenen Gartenſcenen mit nach Hauſe, und
ließ es ihr weder an Troſt, noch guter Pflege feh-
len. Er hatte ſchon zwei Kinder, konnte ſie alſo
zur Aufſicht uͤber dieſe brauchen, und meine Groß-
mutter, welche ihre wiederfahrne Taͤuſchung durch
ſchnelle Zuruͤckkunft in der Heimath bekannt gemacht
haben wuͤrde, und das nicht wollte, ließ es ſich gern
gefallen, im Buſchiſchen Hauſe zu bleiben.

Aus ihrer Anweſenheit in * * * erwuchs dann
auch das Gluͤck meiner Schweſter, welche einer da-
mals in unſerm Dienſt ſtehenden Magd waͤhrend
unſers Außenſeins uͤberlaſſen war. Dieſe nahm mit
dem ſparſamen Koſtgelde, welches meine Mutter zu
ihrer und Madelons Bekoͤſtigung ausſetzte, vorwil-
len, da ſie einige Monate hinter einander ohne
Zwang leben, und Geſellſchaften ihres Schlags ein-
fuͤhren konnte, und brach es, wo, was ſie erhalten

hatte,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0130" n="126"/>
Augen gelacht werden wu&#x0364;rde. Sie konnte auch<lb/>
Bu&#x017F;chen nicht trauen, daß er gar ihre Mutter, ihr<lb/>
zum Po&#x017F;&#x017F;en, da behielt, und nie hatte &#x017F;ie etwas &#x017F;o<lb/>
vollkommen errathen, als diesmal.</p><lb/>
        <p>Albrecht hielt es nicht nur fu&#x0364;r billig, die&#x017F;e Frau,<lb/>
die er berufen und der er dadurch &#x017F;oviel Kra&#x0364;nkung<lb/>
zugezogen hatte, bei &#x017F;ich aufzunehmen, &#x017F;ondern er<lb/>
wollte dies auch zur Be&#x017F;cha&#x0364;mung ihrer Tochter um<lb/>
&#x017F;o lieber thun. Sonach nahm er &#x017F;ie den Abend der<lb/>
be&#x017F;chriebenen Garten&#x017F;cenen mit nach Hau&#x017F;e, und<lb/>
ließ es ihr weder an Tro&#x017F;t, noch guter Pflege feh-<lb/>
len. Er hatte &#x017F;chon zwei Kinder, konnte &#x017F;ie al&#x017F;o<lb/>
zur Auf&#x017F;icht u&#x0364;ber die&#x017F;e brauchen, und meine Groß-<lb/>
mutter, welche ihre wiederfahrne Ta&#x0364;u&#x017F;chung durch<lb/>
&#x017F;chnelle Zuru&#x0364;ckkunft in der Heimath bekannt gemacht<lb/>
haben wu&#x0364;rde, und das nicht wollte, ließ es &#x017F;ich gern<lb/>
gefallen, im Bu&#x017F;chi&#x017F;chen Hau&#x017F;e zu bleiben.</p><lb/>
        <p>Aus ihrer Anwe&#x017F;enheit in * * * erwuchs dann<lb/>
auch das Glu&#x0364;ck meiner Schwe&#x017F;ter, welche einer da-<lb/>
mals in un&#x017F;erm Dien&#x017F;t &#x017F;tehenden Magd wa&#x0364;hrend<lb/>
un&#x017F;ers Außen&#x017F;eins u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en war. Die&#x017F;e nahm mit<lb/>
dem &#x017F;par&#x017F;amen Ko&#x017F;tgelde, welches meine Mutter zu<lb/>
ihrer und Madelons Beko&#x0364;&#x017F;tigung aus&#x017F;etzte, vorwil-<lb/>
len, da &#x017F;ie einige Monate hinter einander ohne<lb/>
Zwang leben, und Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften ihres Schlags ein-<lb/>
fu&#x0364;hren konnte, und brach es, wo, was &#x017F;ie erhalten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hatte,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0130] Augen gelacht werden wuͤrde. Sie konnte auch Buſchen nicht trauen, daß er gar ihre Mutter, ihr zum Poſſen, da behielt, und nie hatte ſie etwas ſo vollkommen errathen, als diesmal. Albrecht hielt es nicht nur fuͤr billig, dieſe Frau, die er berufen und der er dadurch ſoviel Kraͤnkung zugezogen hatte, bei ſich aufzunehmen, ſondern er wollte dies auch zur Beſchaͤmung ihrer Tochter um ſo lieber thun. Sonach nahm er ſie den Abend der beſchriebenen Gartenſcenen mit nach Hauſe, und ließ es ihr weder an Troſt, noch guter Pflege feh- len. Er hatte ſchon zwei Kinder, konnte ſie alſo zur Aufſicht uͤber dieſe brauchen, und meine Groß- mutter, welche ihre wiederfahrne Taͤuſchung durch ſchnelle Zuruͤckkunft in der Heimath bekannt gemacht haben wuͤrde, und das nicht wollte, ließ es ſich gern gefallen, im Buſchiſchen Hauſe zu bleiben. Aus ihrer Anweſenheit in * * * erwuchs dann auch das Gluͤck meiner Schweſter, welche einer da- mals in unſerm Dienſt ſtehenden Magd waͤhrend unſers Außenſeins uͤberlaſſen war. Dieſe nahm mit dem ſparſamen Koſtgelde, welches meine Mutter zu ihrer und Madelons Bekoͤſtigung ausſetzte, vorwil- len, da ſie einige Monate hinter einander ohne Zwang leben, und Geſellſchaften ihres Schlags ein- fuͤhren konnte, und brach es, wo, was ſie erhalten hatte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/130
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/130>, abgerufen am 14.05.2024.