der ersten Tagereise die Gelegenheit wahr, um das Gläschen zu zerschlagen. Jch that bei der Sache vollkommen unschuldig, und dies wurde von meiner Mutter gern geglaubt; Null hingegen ward über seinen Mangel an Aufmerksamkeit übel angelassen; ich konnte mich nicht enthalten darüber zu lachen, und Mamachen lachte mit über meine Schalkheit.
Sie hatte eben sowohl als ich die Verdrüßlich- keiten des letzten Abends bald wenigstens in soweit vergessen, daß sie die Niederträchtigkeiten der schlech- ten Menschen, die dazu beigetragen hatten, und es blos aus Neid thaten, keines Augenblicks Gram mehr werth achtete, sondern dazu lachte. Jndem sie diese Erklärung von sich gab, versicherte sie doch, es solle ihnen nicht geschenkt sein, beschloß aber auch, sich anderwärts zu etabliren, weil sie nicht länger unter einer so nichtswürdigen Bande, wie die Menschen in * * * wären, leben wollte.
Diesen letzten Entschluß gab ihr die sehr na- türliche Ahndung ein, daß die Erscheinung ihrer Mutter und die nochmalige Bestätigung ihrer wah- ren Herkunft zu einem Spottmährchen von ihr An- laß geben würde, und indem sie überlegte, wie sie selbst gegen andere in einem solchen Fall handeln würde, sah sie es für ausgemacht an, daß ihr, wo sie sich auch zeigen möchte, von jedermann in die
Augen
der erſten Tagereiſe die Gelegenheit wahr, um das Glaͤschen zu zerſchlagen. Jch that bei der Sache vollkommen unſchuldig, und dies wurde von meiner Mutter gern geglaubt; Null hingegen ward uͤber ſeinen Mangel an Aufmerkſamkeit uͤbel angelaſſen; ich konnte mich nicht enthalten daruͤber zu lachen, und Mamachen lachte mit uͤber meine Schalkheit.
Sie hatte eben ſowohl als ich die Verdruͤßlich- keiten des letzten Abends bald wenigſtens in ſoweit vergeſſen, daß ſie die Niedertraͤchtigkeiten der ſchlech- ten Menſchen, die dazu beigetragen hatten, und es blos aus Neid thaten, keines Augenblicks Gram mehr werth achtete, ſondern dazu lachte. Jndem ſie dieſe Erklaͤrung von ſich gab, verſicherte ſie doch, es ſolle ihnen nicht geſchenkt ſein, beſchloß aber auch, ſich anderwaͤrts zu etabliren, weil ſie nicht laͤnger unter einer ſo nichtswuͤrdigen Bande, wie die Menſchen in * * * waͤren, leben wollte.
Dieſen letzten Entſchluß gab ihr die ſehr na- tuͤrliche Ahndung ein, daß die Erſcheinung ihrer Mutter und die nochmalige Beſtaͤtigung ihrer wah- ren Herkunft zu einem Spottmaͤhrchen von ihr An- laß geben wuͤrde, und indem ſie uͤberlegte, wie ſie ſelbſt gegen andere in einem ſolchen Fall handeln wuͤrde, ſah ſie es fuͤr ausgemacht an, daß ihr, wo ſie ſich auch zeigen moͤchte, von jedermann in die
Augen
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der erſten Tagereiſe die Gelegenheit wahr, um das
Glaͤschen zu zerſchlagen. Jch that bei der Sache
vollkommen unſchuldig, und dies wurde von meiner
Mutter gern geglaubt; Null hingegen ward uͤber
ſeinen Mangel an Aufmerkſamkeit uͤbel angelaſſen;
ich konnte mich nicht enthalten daruͤber zu lachen,
und Mamachen lachte mit uͤber meine Schalkheit.
Sie hatte eben ſowohl als ich die Verdruͤßlich-
keiten des letzten Abends bald wenigſtens in ſoweit
vergeſſen, daß ſie die Niedertraͤchtigkeiten der ſchlech-
ten Menſchen, die dazu beigetragen hatten, und es
blos aus Neid thaten, keines Augenblicks Gram
mehr werth achtete, ſondern dazu lachte. Jndem
ſie dieſe Erklaͤrung von ſich gab, verſicherte ſie doch,
es ſolle ihnen nicht geſchenkt ſein, beſchloß aber
auch, ſich anderwaͤrts zu etabliren, weil ſie nicht
laͤnger unter einer ſo nichtswuͤrdigen Bande, wie
die Menſchen in * * * waͤren, leben wollte.
Dieſen letzten Entſchluß gab ihr die ſehr na-
tuͤrliche Ahndung ein, daß die Erſcheinung ihrer
Mutter und die nochmalige Beſtaͤtigung ihrer wah-
ren Herkunft zu einem Spottmaͤhrchen von ihr An-
laß geben wuͤrde, und indem ſie uͤberlegte, wie ſie
ſelbſt gegen andere in einem ſolchen Fall handeln
wuͤrde, ſah ſie es fuͤr ausgemacht an, daß ihr, wo
ſie ſich auch zeigen moͤchte, von jedermann in die
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/129>, abgerufen am 21.11.2024.
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