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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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ich Gespielen von meinen Jahren fand, also ließ
ich mich einige Tage nach geschloßnem Handel sehr
gern mit Sack und Pack transportiren.

Jch führte mich abermals einige Wochen hin-
durch sehr gut auf, alsdann aber begann ich nicht
nur nachläßig und widerspenstig zu werden, son-
dern neckte nach meiner gewohnten Art Lehrer und
Lehrlinge. Von diesen letzten verführte ich einige
zu Ausübung meiner Geniestreiche, und da ich mir
ihre Freundschaft leicht erkaufen konnte, indem mir
meine Mutter ein reichliches Taschengeld gab, so
ließen sie sich von mir zu allem bereden. Sie war
gegen die Jnhaber der Anstalt selbst sehr freigebig;
um mir vorzügliche Begegnung zuwege zu bringen,
schickte sie jeden Markttag ein Geschenk fürs Haus.
Das war nun nicht bitter, und verdiente Erkennt-
lichkeit, es brachte Schonung für mich mit. Dem-
nach ward mir viel übersehen, und da dieses nicht
mehr möglich war, die nothwendige Strafe sehr
gemäßigt; oft mußte ein anderer, dessen Eltern
nicht so einsichtsvoll waren wie meine Mutter, das
entgelten, was ich angestiftet hatte; wozu ich im-
mer schon im voraus meine Einrichtung traf.

Es kam endlich zu einem völligen Aufruhr un-
ter meinen Mitschülern, und da ich mehrere davon
wirklich beschädigt hatte, nahmen ihre Eltern, denen

Notiz

ich Geſpielen von meinen Jahren fand, alſo ließ
ich mich einige Tage nach geſchloßnem Handel ſehr
gern mit Sack und Pack transportiren.

Jch fuͤhrte mich abermals einige Wochen hin-
durch ſehr gut auf, alsdann aber begann ich nicht
nur nachlaͤßig und widerſpenſtig zu werden, ſon-
dern neckte nach meiner gewohnten Art Lehrer und
Lehrlinge. Von dieſen letzten verfuͤhrte ich einige
zu Ausuͤbung meiner Genieſtreiche, und da ich mir
ihre Freundſchaft leicht erkaufen konnte, indem mir
meine Mutter ein reichliches Taſchengeld gab, ſo
ließen ſie ſich von mir zu allem bereden. Sie war
gegen die Jnhaber der Anſtalt ſelbſt ſehr freigebig;
um mir vorzuͤgliche Begegnung zuwege zu bringen,
ſchickte ſie jeden Markttag ein Geſchenk fuͤrs Haus.
Das war nun nicht bitter, und verdiente Erkennt-
lichkeit, es brachte Schonung fuͤr mich mit. Dem-
nach ward mir viel uͤberſehen, und da dieſes nicht
mehr moͤglich war, die nothwendige Strafe ſehr
gemaͤßigt; oft mußte ein anderer, deſſen Eltern
nicht ſo einſichtsvoll waren wie meine Mutter, das
entgelten, was ich angeſtiftet hatte; wozu ich im-
mer ſchon im voraus meine Einrichtung traf.

Es kam endlich zu einem voͤlligen Aufruhr un-
ter meinen Mitſchuͤlern, und da ich mehrere davon
wirklich beſchaͤdigt hatte, nahmen ihre Eltern, denen

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[155/0159] ich Geſpielen von meinen Jahren fand, alſo ließ ich mich einige Tage nach geſchloßnem Handel ſehr gern mit Sack und Pack transportiren. Jch fuͤhrte mich abermals einige Wochen hin- durch ſehr gut auf, alsdann aber begann ich nicht nur nachlaͤßig und widerſpenſtig zu werden, ſon- dern neckte nach meiner gewohnten Art Lehrer und Lehrlinge. Von dieſen letzten verfuͤhrte ich einige zu Ausuͤbung meiner Genieſtreiche, und da ich mir ihre Freundſchaft leicht erkaufen konnte, indem mir meine Mutter ein reichliches Taſchengeld gab, ſo ließen ſie ſich von mir zu allem bereden. Sie war gegen die Jnhaber der Anſtalt ſelbſt ſehr freigebig; um mir vorzuͤgliche Begegnung zuwege zu bringen, ſchickte ſie jeden Markttag ein Geſchenk fuͤrs Haus. Das war nun nicht bitter, und verdiente Erkennt- lichkeit, es brachte Schonung fuͤr mich mit. Dem- nach ward mir viel uͤberſehen, und da dieſes nicht mehr moͤglich war, die nothwendige Strafe ſehr gemaͤßigt; oft mußte ein anderer, deſſen Eltern nicht ſo einſichtsvoll waren wie meine Mutter, das entgelten, was ich angeſtiftet hatte; wozu ich im- mer ſchon im voraus meine Einrichtung traf. Es kam endlich zu einem voͤlligen Aufruhr un- ter meinen Mitſchuͤlern, und da ich mehrere davon wirklich beſchaͤdigt hatte, nahmen ihre Eltern, denen Notiz

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/159>, abgerufen am 15.05.2024.