nicht lieber sein Betragen zu ändern, und so wie- der in gutes Bernehmen mit ihr zu kommen, als die Condition zu meiden. Dann war sie auch um das Urtheil besorgt, welches man im Reitmann- schen Hause von ihr fällen würde, wenn sich Leb- recht dort beklagte, und den Leuten boshafter Weise beibrächte, daß es nicht mit uns auszuste- hen sei. -- Meine Leser werden weiterhin erfahren, weshalb ihr jetzt an der guten Meinung dieses Hau- ses gelegen war.
Lebrecht ließ noch an demselben Tage seine Coffres holen, sie waren ihm nicht vorzuenthalten. Jch empfand große Freude, seiner Aufsicht los zu sein, und meine Mutter beschloß, in Geduld ab- zuwarten, daß sie mit Reitmanns zusammen kom- men würde, um sich und mich gehörig zu verthei- digen, hingegen Lebrechten alles, was sich nur als Vergehung eines Hofmeisters erdenken läßt, auf- zubürden.
Mich betreffend, so beschloß sie, eine andere Einrichtung zu machen; um sie auszuführen, fuhr sie schon des folgenden Tages in die Stadt, und verdung mich in eine Kostschule, in welcher etliche junge Edelleute und andere Knaben aus guten Häu- sern erzogen wurden. Alles ward richtig, mir selbst schien es vortrefflich in diesem Hause zu sein, wo
ich
nicht lieber ſein Betragen zu aͤndern, und ſo wie- der in gutes Bernehmen mit ihr zu kommen, als die Condition zu meiden. Dann war ſie auch um das Urtheil beſorgt, welches man im Reitmann- ſchen Hauſe von ihr faͤllen wuͤrde, wenn ſich Leb- recht dort beklagte, und den Leuten boshafter Weiſe beibraͤchte, daß es nicht mit uns auszuſte- hen ſei. — Meine Leſer werden weiterhin erfahren, weshalb ihr jetzt an der guten Meinung dieſes Hau- ſes gelegen war.
Lebrecht ließ noch an demſelben Tage ſeine Coffres holen, ſie waren ihm nicht vorzuenthalten. Jch empfand große Freude, ſeiner Aufſicht los zu ſein, und meine Mutter beſchloß, in Geduld ab- zuwarten, daß ſie mit Reitmanns zuſammen kom- men wuͤrde, um ſich und mich gehoͤrig zu verthei- digen, hingegen Lebrechten alles, was ſich nur als Vergehung eines Hofmeiſters erdenken laͤßt, auf- zubuͤrden.
Mich betreffend, ſo beſchloß ſie, eine andere Einrichtung zu machen; um ſie auszufuͤhren, fuhr ſie ſchon des folgenden Tages in die Stadt, und verdung mich in eine Koſtſchule, in welcher etliche junge Edelleute und andere Knaben aus guten Haͤu- ſern erzogen wurden. Alles ward richtig, mir ſelbſt ſchien es vortrefflich in dieſem Hauſe zu ſein, wo
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nicht lieber ſein Betragen zu aͤndern, und ſo wie-
der in gutes Bernehmen mit ihr zu kommen, als
die Condition zu meiden. Dann war ſie auch um
das Urtheil beſorgt, welches man im Reitmann-
ſchen Hauſe von ihr faͤllen wuͤrde, wenn ſich Leb-
recht dort beklagte, und den Leuten boshafter
Weiſe beibraͤchte, daß es nicht mit uns auszuſte-
hen ſei. — Meine Leſer werden weiterhin erfahren,
weshalb ihr jetzt an der guten Meinung dieſes Hau-
ſes gelegen war.
Lebrecht ließ noch an demſelben Tage ſeine
Coffres holen, ſie waren ihm nicht vorzuenthalten.
Jch empfand große Freude, ſeiner Aufſicht los zu
ſein, und meine Mutter beſchloß, in Geduld ab-
zuwarten, daß ſie mit Reitmanns zuſammen kom-
men wuͤrde, um ſich und mich gehoͤrig zu verthei-
digen, hingegen Lebrechten alles, was ſich nur als
Vergehung eines Hofmeiſters erdenken laͤßt, auf-
zubuͤrden.
Mich betreffend, ſo beſchloß ſie, eine andere
Einrichtung zu machen; um ſie auszufuͤhren, fuhr
ſie ſchon des folgenden Tages in die Stadt, und
verdung mich in eine Koſtſchule, in welcher etliche
junge Edelleute und andere Knaben aus guten Haͤu-
ſern erzogen wurden. Alles ward richtig, mir ſelbſt
ſchien es vortrefflich in dieſem Hauſe zu ſein, wo
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/158>, abgerufen am 23.11.2024.
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