riefen sie hinein, wenn sie mich kommen sahen. Sie hatten bei meiner Mutter mehrmals Klage über mich geführt, da sie aber kein Recht fanden, sondern mit dem Bescheid vorwillen nehmen muß- ten, daß ihre Kinder das, was der junge Herr thät, nicht so übel nehmen müßten, so wollten sie sich nicht mit der Herrschaft veruneinigen, und er- wählten den Weg, ihre Kinder mir aus den Au- gen zu bringen.
Da ich nun auch nicht in die Häuser gelassen ward, wie sehr ich auch pochte und es der Mamma zu sagen drohte, vielmehr einmal gar den Bescheid erhielt, daß ich mich packen, oder einer Tracht Prü- gel gewärtig sein möchte, was auch daraus entste- hen könnte, so beschloß ich, mich diesem neuen Un- gemach nicht auszusetzen, und ließ den Muthwillen an den Hühnern, Enten, Gänsen, Schweinen und Schaafen der Bauern aus. Jch hatte eine kleine Flinte von meiner Mutter erpocht, Pulver und Schrot ließ ich mir selbst holen, und so schoß ich zuweilen eins der benannten Thiere todt. Der Schaden mußte immer ersetzt werden, dazu verstand sich meine Mutter, aber nicht eben so bewilligte sie die Forderung, mir die Flinte wegzunehmen, in- dem sie sagte: es komme solchem Gesindel nicht zu, ihrer Herrschaft Regeln vorzuschreiben; indessen bat
sie
riefen ſie hinein, wenn ſie mich kommen ſahen. Sie hatten bei meiner Mutter mehrmals Klage uͤber mich gefuͤhrt, da ſie aber kein Recht fanden, ſondern mit dem Beſcheid vorwillen nehmen muß- ten, daß ihre Kinder das, was der junge Herr thaͤt, nicht ſo uͤbel nehmen muͤßten, ſo wollten ſie ſich nicht mit der Herrſchaft veruneinigen, und er- waͤhlten den Weg, ihre Kinder mir aus den Au- gen zu bringen.
Da ich nun auch nicht in die Haͤuſer gelaſſen ward, wie ſehr ich auch pochte und es der Mamma zu ſagen drohte, vielmehr einmal gar den Beſcheid erhielt, daß ich mich packen, oder einer Tracht Pruͤ- gel gewaͤrtig ſein moͤchte, was auch daraus entſte- hen koͤnnte, ſo beſchloß ich, mich dieſem neuen Un- gemach nicht auszuſetzen, und ließ den Muthwillen an den Huͤhnern, Enten, Gaͤnſen, Schweinen und Schaafen der Bauern aus. Jch hatte eine kleine Flinte von meiner Mutter erpocht, Pulver und Schrot ließ ich mir ſelbſt holen, und ſo ſchoß ich zuweilen eins der benannten Thiere todt. Der Schaden mußte immer erſetzt werden, dazu verſtand ſich meine Mutter, aber nicht eben ſo bewilligte ſie die Forderung, mir die Flinte wegzunehmen, in- dem ſie ſagte: es komme ſolchem Geſindel nicht zu, ihrer Herrſchaft Regeln vorzuſchreiben; indeſſen bat
ſie
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riefen ſie hinein, wenn ſie mich kommen ſahen.
Sie hatten bei meiner Mutter mehrmals Klage
uͤber mich gefuͤhrt, da ſie aber kein Recht fanden,
ſondern mit dem Beſcheid vorwillen nehmen muß-
ten, daß ihre Kinder das, was der junge Herr thaͤt,
nicht ſo uͤbel nehmen muͤßten, ſo wollten ſie ſich
nicht mit der Herrſchaft veruneinigen, und er-
waͤhlten den Weg, ihre Kinder mir aus den Au-
gen zu bringen.
Da ich nun auch nicht in die Haͤuſer gelaſſen
ward, wie ſehr ich auch pochte und es der Mamma
zu ſagen drohte, vielmehr einmal gar den Beſcheid
erhielt, daß ich mich packen, oder einer Tracht Pruͤ-
gel gewaͤrtig ſein moͤchte, was auch daraus entſte-
hen koͤnnte, ſo beſchloß ich, mich dieſem neuen Un-
gemach nicht auszuſetzen, und ließ den Muthwillen
an den Huͤhnern, Enten, Gaͤnſen, Schweinen und
Schaafen der Bauern aus. Jch hatte eine kleine
Flinte von meiner Mutter erpocht, Pulver und
Schrot ließ ich mir ſelbſt holen, und ſo ſchoß ich
zuweilen eins der benannten Thiere todt. Der
Schaden mußte immer erſetzt werden, dazu verſtand
ſich meine Mutter, aber nicht eben ſo bewilligte ſie
die Forderung, mir die Flinte wegzunehmen, in-
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ihrer Herrſchaft Regeln vorzuſchreiben; indeſſen bat
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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