Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

dieser Unternehmung den Schlafrock angezogen, und
denselben um das Kistchen geschlagen. Pelz nahm
es mir, als ich endlich unser Zimmer erlangt hatte,
hurtig ab, und schob es unter eins der Betten;
aber alles, sagte ich ganz laut, ist nicht für Sie,
ich muß auch einen Theil davon haben, es sind viel
Louisd'or und auch Silbergeld. Nun ja doch, ver-
setzte Pelz, Sie sollen davon haben, so viel Sie
wollen, schreien Sie nur nicht so, und warten Sie,
bis unten alles zu Bette ist. Das Mädchen war bis
an unsere Thür nachgeschlichen, und hatte alles ge-
hört; längst muthmaßten die Leute im Hause, daß
ich es wäre, der das Geld, welches immer fehlte,
abholte, es war also wichtig, die Wahrheit dieser
Vermuthung zu entdecken, um andere aus dem
Verdacht zu bringen. Jette beschloß aber, nach dem,
was sie gehört hatte, zu warten, bis wir gespeist
hätten, und wenn wir dann beim Zählen sein wür-
den, wollte sie meine Mutter rufen.

Wir genossen das Abendessen in voller Ruhe,
empfiengen, als wir uns wegbegaben, den Wunsch
einer guten Nacht aufs freundlichste von meiner
Frau Mamma, und eilten über unsere Beschäfti-
gung her, sobald wir nicht mehr gehen hörten. Pelz
brach die Chatonlle auf, und fand mit Entzücken so
viel, daß, wenn ich ihm auch nur die Hälfte ab-

gäbe,

dieſer Unternehmung den Schlafrock angezogen, und
denſelben um das Kiſtchen geſchlagen. Pelz nahm
es mir, als ich endlich unſer Zimmer erlangt hatte,
hurtig ab, und ſchob es unter eins der Betten;
aber alles, ſagte ich ganz laut, iſt nicht fuͤr Sie,
ich muß auch einen Theil davon haben, es ſind viel
Louisd’or und auch Silbergeld. Nun ja doch, ver-
ſetzte Pelz, Sie ſollen davon haben, ſo viel Sie
wollen, ſchreien Sie nur nicht ſo, und warten Sie,
bis unten alles zu Bette iſt. Das Maͤdchen war bis
an unſere Thuͤr nachgeſchlichen, und hatte alles ge-
hoͤrt; laͤngſt muthmaßten die Leute im Hauſe, daß
ich es waͤre, der das Geld, welches immer fehlte,
abholte, es war alſo wichtig, die Wahrheit dieſer
Vermuthung zu entdecken, um andere aus dem
Verdacht zu bringen. Jette beſchloß aber, nach dem,
was ſie gehoͤrt hatte, zu warten, bis wir geſpeiſt
haͤtten, und wenn wir dann beim Zaͤhlen ſein wuͤr-
den, wollte ſie meine Mutter rufen.

Wir genoſſen das Abendeſſen in voller Ruhe,
empfiengen, als wir uns wegbegaben, den Wunſch
einer guten Nacht aufs freundlichſte von meiner
Frau Mamma, und eilten uͤber unſere Beſchaͤfti-
gung her, ſobald wir nicht mehr gehen hoͤrten. Pelz
brach die Chatonlle auf, und fand mit Entzuͤcken ſo
viel, daß, wenn ich ihm auch nur die Haͤlfte ab-

gaͤbe,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0177" n="173"/>
die&#x017F;er Unternehmung den Schlafrock angezogen, und<lb/>
den&#x017F;elben um das Ki&#x017F;tchen ge&#x017F;chlagen. Pelz nahm<lb/>
es mir, als ich endlich un&#x017F;er Zimmer erlangt hatte,<lb/>
hurtig ab, und &#x017F;chob es unter eins der Betten;<lb/>
aber alles, &#x017F;agte ich ganz laut, i&#x017F;t nicht fu&#x0364;r Sie,<lb/>
ich muß auch einen Theil davon haben, es &#x017F;ind viel<lb/>
Louisd&#x2019;or und auch Silbergeld. Nun ja doch, ver-<lb/>
&#x017F;etzte Pelz, Sie &#x017F;ollen davon haben, &#x017F;o viel Sie<lb/>
wollen, &#x017F;chreien Sie nur nicht &#x017F;o, und warten Sie,<lb/>
bis unten alles zu Bette i&#x017F;t. Das Ma&#x0364;dchen war bis<lb/>
an un&#x017F;ere Thu&#x0364;r nachge&#x017F;chlichen, und hatte alles ge-<lb/>
ho&#x0364;rt; la&#x0364;ng&#x017F;t muthmaßten die Leute im Hau&#x017F;e, daß<lb/>
ich es wa&#x0364;re, der das Geld, welches immer fehlte,<lb/>
abholte, es war al&#x017F;o wichtig, die Wahrheit die&#x017F;er<lb/>
Vermuthung zu entdecken, um andere aus dem<lb/>
Verdacht zu bringen. Jette be&#x017F;chloß aber, nach dem,<lb/>
was &#x017F;ie geho&#x0364;rt hatte, zu warten, bis wir ge&#x017F;pei&#x017F;t<lb/>
ha&#x0364;tten, und wenn wir dann beim Za&#x0364;hlen &#x017F;ein wu&#x0364;r-<lb/>
den, wollte &#x017F;ie meine Mutter rufen.</p><lb/>
        <p>Wir geno&#x017F;&#x017F;en das Abende&#x017F;&#x017F;en in voller Ruhe,<lb/>
empfiengen, als wir uns wegbegaben, den Wun&#x017F;ch<lb/>
einer guten Nacht aufs freundlich&#x017F;te von meiner<lb/>
Frau Mamma, und eilten u&#x0364;ber un&#x017F;ere Be&#x017F;cha&#x0364;fti-<lb/>
gung her, &#x017F;obald wir nicht mehr gehen ho&#x0364;rten. Pelz<lb/>
brach die Chatonlle auf, und fand mit Entzu&#x0364;cken &#x017F;o<lb/>
viel, daß, wenn ich ihm auch nur die Ha&#x0364;lfte ab-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ga&#x0364;be,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0177] dieſer Unternehmung den Schlafrock angezogen, und denſelben um das Kiſtchen geſchlagen. Pelz nahm es mir, als ich endlich unſer Zimmer erlangt hatte, hurtig ab, und ſchob es unter eins der Betten; aber alles, ſagte ich ganz laut, iſt nicht fuͤr Sie, ich muß auch einen Theil davon haben, es ſind viel Louisd’or und auch Silbergeld. Nun ja doch, ver- ſetzte Pelz, Sie ſollen davon haben, ſo viel Sie wollen, ſchreien Sie nur nicht ſo, und warten Sie, bis unten alles zu Bette iſt. Das Maͤdchen war bis an unſere Thuͤr nachgeſchlichen, und hatte alles ge- hoͤrt; laͤngſt muthmaßten die Leute im Hauſe, daß ich es waͤre, der das Geld, welches immer fehlte, abholte, es war alſo wichtig, die Wahrheit dieſer Vermuthung zu entdecken, um andere aus dem Verdacht zu bringen. Jette beſchloß aber, nach dem, was ſie gehoͤrt hatte, zu warten, bis wir geſpeiſt haͤtten, und wenn wir dann beim Zaͤhlen ſein wuͤr- den, wollte ſie meine Mutter rufen. Wir genoſſen das Abendeſſen in voller Ruhe, empfiengen, als wir uns wegbegaben, den Wunſch einer guten Nacht aufs freundlichſte von meiner Frau Mamma, und eilten uͤber unſere Beſchaͤfti- gung her, ſobald wir nicht mehr gehen hoͤrten. Pelz brach die Chatonlle auf, und fand mit Entzuͤcken ſo viel, daß, wenn ich ihm auch nur die Haͤlfte ab- gaͤbe,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/177
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/177>, abgerufen am 25.11.2024.