bald die zarten Triebe seiner ihr geweihten Brust an den Tag legte. Der junge Herr war noch hüb- scher und munterer als Treff, er liebte wie dieser das Spiel, er both sogar, ohne irgend Verpflich- tungen zu haben, wie es beim Baron Treff der Fall war, sein Restchen Kredit auf, um sich bei Madam Schnitzer durch gut ausgesuchte Geschenke ange- nehm zu machen. Das alles verdiente ihre Auf- merksamkeit, Lieutenant Flatterfeld ward auch bald zum Hausfreund angenommen, und blieb sehr oft über Nacht in unserm Hause, wo er nahe genug bei Madam Schnitzer logirte, um auch des Nachts, wenn was vorfallen sollte, als thätiger Freund bei der Hand zu sein.
Diese so weit gehende Vertraulichkeit hinderte sie aber nicht, Flatterfelden aus ihrem Herzen zu verweisen, als die bemeldeten Grafen und Barons bei ihr gespeißt hatten; denn nicht nur waren sie auch hübsch und galant, ja sie zeigten mehr große Welt, als der Lieutenant, sondern sie hatten einst Vermögen und, wie man ihr sagte, die ersten Po- sten zu erwarten. Flatterfeld, der bei dem großen Mittagsmahl zugegen war, bemerkte den Abbruch, welchen ihm diese jungen Leute thaten, mit Ver- druß, nicht daß er gefürchtet hätte, sie möchten den einigen ähnliche Absichten haben, er hatte vielmehr
gesehen,
bald die zarten Triebe ſeiner ihr geweihten Bruſt an den Tag legte. Der junge Herr war noch huͤb- ſcher und munterer als Treff, er liebte wie dieſer das Spiel, er both ſogar, ohne irgend Verpflich- tungen zu haben, wie es beim Baron Treff der Fall war, ſein Reſtchen Kredit auf, um ſich bei Madam Schnitzer durch gut ausgeſuchte Geſchenke ange- nehm zu machen. Das alles verdiente ihre Auf- merkſamkeit, Lieutenant Flatterfeld ward auch bald zum Hausfreund angenommen, und blieb ſehr oft uͤber Nacht in unſerm Hauſe, wo er nahe genug bei Madam Schnitzer logirte, um auch des Nachts, wenn was vorfallen ſollte, als thaͤtiger Freund bei der Hand zu ſein.
Dieſe ſo weit gehende Vertraulichkeit hinderte ſie aber nicht, Flatterfelden aus ihrem Herzen zu verweiſen, als die bemeldeten Grafen und Barons bei ihr geſpeißt hatten; denn nicht nur waren ſie auch huͤbſch und galant, ja ſie zeigten mehr große Welt, als der Lieutenant, ſondern ſie hatten einſt Vermoͤgen und, wie man ihr ſagte, die erſten Po- ſten zu erwarten. Flatterfeld, der bei dem großen Mittagsmahl zugegen war, bemerkte den Abbruch, welchen ihm dieſe jungen Leute thaten, mit Ver- druß, nicht daß er gefuͤrchtet haͤtte, ſie moͤchten den einigen aͤhnliche Abſichten haben, er hatte vielmehr
geſehen,
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bald die zarten Triebe ſeiner ihr geweihten Bruſt
an den Tag legte. Der junge Herr war noch huͤb-
ſcher und munterer als Treff, er liebte wie dieſer
das Spiel, er both ſogar, ohne irgend Verpflich-
tungen zu haben, wie es beim Baron Treff der Fall
war, ſein Reſtchen Kredit auf, um ſich bei Madam
Schnitzer durch gut ausgeſuchte Geſchenke ange-
nehm zu machen. Das alles verdiente ihre Auf-
merkſamkeit, Lieutenant Flatterfeld ward auch bald
zum Hausfreund angenommen, und blieb ſehr oft
uͤber Nacht in unſerm Hauſe, wo er nahe genug
bei Madam Schnitzer logirte, um auch des Nachts,
wenn was vorfallen ſollte, als thaͤtiger Freund bei
der Hand zu ſein.
Dieſe ſo weit gehende Vertraulichkeit hinderte
ſie aber nicht, Flatterfelden aus ihrem Herzen zu
verweiſen, als die bemeldeten Grafen und Barons
bei ihr geſpeißt hatten; denn nicht nur waren ſie
auch huͤbſch und galant, ja ſie zeigten mehr große
Welt, als der Lieutenant, ſondern ſie hatten einſt
Vermoͤgen und, wie man ihr ſagte, die erſten Po-
ſten zu erwarten. Flatterfeld, der bei dem großen
Mittagsmahl zugegen war, bemerkte den Abbruch,
welchen ihm dieſe jungen Leute thaten, mit Ver-
druß, nicht daß er gefuͤrchtet haͤtte, ſie moͤchten den
einigen aͤhnliche Abſichten haben, er hatte vielmehr
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/193>, abgerufen am 23.11.2024.
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