dere, daß sein Vater alle Schulden übernommen hätte, und sie sofort bezahlen wollte. Noch keine Treulosigkeit ahndend, freute sie sich dieses Umstan- des, und noch mehr der damit verbundenen Nach- richt der eingelaufenen großen Erbschaft. Sie be- kam nun ihres Bedünkens nicht nur einen adlichen, jungen und hübschen, sondern auch einen reichen Mann, worüber sie die stolzen Herrschaften in der Gegend nicht wenig beneiden würden. Sie hoffte, Flatterfeld wolle sich nicht erst in Briefwechsel ein- lassen, sondern selbst, ehe sie es sich versähe, erschei- nen, und sie mit der ausführlichen Erzählung seines jetzigen glücklichen Zustandes erfreuen; daß es ganz anders kommen könnte, dünkte ihr, da der Lieute- nant in solcher Vertraulichkeit mit ihr gelebt, und sie ihm ansehnliche Geldvorschüsse gethan hatte, nicht wahrscheinlich. Jn dieser Ueberlegung beschloß sie endlich, nicht bis zu seiner Zurückkunft zu war- ten, sondern selbst an ihn zu schreiben, ihn wegen seines Stillschweigens ein wenig auszuschelten, und um Bestätigung der erfreulichen Nachrichten zu bitten, die sie mit einiger Kränkung bisher nur durch andere erfahren hätte.
Diese Bestätigung kam, Flatterfeld berichtete ihr sehr ausführlich, was vorgefallen sei und noch bevorstünde, und so erhielt sie auch den Bericht,
daß
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dere, daß ſein Vater alle Schulden uͤbernommen haͤtte, und ſie ſofort bezahlen wollte. Noch keine Treuloſigkeit ahndend, freute ſie ſich dieſes Umſtan- des, und noch mehr der damit verbundenen Nach- richt der eingelaufenen großen Erbſchaft. Sie be- kam nun ihres Beduͤnkens nicht nur einen adlichen, jungen und huͤbſchen, ſondern auch einen reichen Mann, woruͤber ſie die ſtolzen Herrſchaften in der Gegend nicht wenig beneiden wuͤrden. Sie hoffte, Flatterfeld wolle ſich nicht erſt in Briefwechſel ein- laſſen, ſondern ſelbſt, ehe ſie es ſich verſaͤhe, erſchei- nen, und ſie mit der ausfuͤhrlichen Erzaͤhlung ſeines jetzigen gluͤcklichen Zuſtandes erfreuen; daß es ganz anders kommen koͤnnte, duͤnkte ihr, da der Lieute- nant in ſolcher Vertraulichkeit mit ihr gelebt, und ſie ihm anſehnliche Geldvorſchuͤſſe gethan hatte, nicht wahrſcheinlich. Jn dieſer Ueberlegung beſchloß ſie endlich, nicht bis zu ſeiner Zuruͤckkunft zu war- ten, ſondern ſelbſt an ihn zu ſchreiben, ihn wegen ſeines Stillſchweigens ein wenig auszuſchelten, und um Beſtaͤtigung der erfreulichen Nachrichten zu bitten, die ſie mit einiger Kraͤnkung bisher nur durch andere erfahren haͤtte.
Dieſe Beſtaͤtigung kam, Flatterfeld berichtete ihr ſehr ausfuͤhrlich, was vorgefallen ſei und noch bevorſtuͤnde, und ſo erhielt ſie auch den Bericht,
daß
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dere, daß ſein Vater alle Schulden uͤbernommen
haͤtte, und ſie ſofort bezahlen wollte. Noch keine
Treuloſigkeit ahndend, freute ſie ſich dieſes Umſtan-
des, und noch mehr der damit verbundenen Nach-
richt der eingelaufenen großen Erbſchaft. Sie be-
kam nun ihres Beduͤnkens nicht nur einen adlichen,
jungen und huͤbſchen, ſondern auch einen reichen
Mann, woruͤber ſie die ſtolzen Herrſchaften in der
Gegend nicht wenig beneiden wuͤrden. Sie hoffte,
Flatterfeld wolle ſich nicht erſt in Briefwechſel ein-
laſſen, ſondern ſelbſt, ehe ſie es ſich verſaͤhe, erſchei-
nen, und ſie mit der ausfuͤhrlichen Erzaͤhlung ſeines
jetzigen gluͤcklichen Zuſtandes erfreuen; daß es ganz
anders kommen koͤnnte, duͤnkte ihr, da der Lieute-
nant in ſolcher Vertraulichkeit mit ihr gelebt, und
ſie ihm anſehnliche Geldvorſchuͤſſe gethan hatte,
nicht wahrſcheinlich. Jn dieſer Ueberlegung beſchloß
ſie endlich, nicht bis zu ſeiner Zuruͤckkunft zu war-
ten, ſondern ſelbſt an ihn zu ſchreiben, ihn wegen
ſeines Stillſchweigens ein wenig auszuſchelten, und
um Beſtaͤtigung der erfreulichen Nachrichten zu
bitten, die ſie mit einiger Kraͤnkung bisher nur
durch andere erfahren haͤtte.
Dieſe Beſtaͤtigung kam, Flatterfeld berichtete
ihr ſehr ausfuͤhrlich, was vorgefallen ſei und noch
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/201>, abgerufen am 21.11.2024.
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