Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

vorbrachte, um zu beweisen, es sei die Rede vom
Heirathen zwischen ihr und dem Lieutenant gewesen,
so hielt es Doctor Siegmund für nichts sagend.
Sie lenkte, als sie das hörte, ein, und wollte sich
auf einmal besonnen haben, daß Flatterfeld ihr noch
bei der letzten Zusammenkunft gesagt hätte, wenn
ich zurückkomme, heirathen wir uns, welches sie
denn versprochen und worauf der Handschlag erfolgt
sei; zugleich erbot sie sich, diese Aussage erforder-
lichen Falls zu beschwören. Doch der Doctor, wel-
cher dieselbe, ohne eben in der Kunst zu errathen
Meister zu sein, für Unwahrheit erkennen mußte,
meinte, daß ihr auch dieses bei der gehörigen Prü-
fung nichts helfen könnte, und erklärte überhaupt,
daß er die Sache nicht übernehmen könnte. Sie
verließ ihn ziemlich kurz, und mit herabgespannte,
Meinung von seinen Talenten, wollte es auch nach
der Zeit niemals zugeben, daß D. Siegmund ein
geschickter und unternehmender Advokat sei.

Von ihm begab sie sich zu einem Herrn, wel-
cher ihre Sache ganz anders einsahe, und allerdings
fand, daß sie das gegründetste Recht hätte, Einspruch
zu thun, weshalb er ihr auch rieth, es nicht zu ver-
schieben, und sogleich Jnstruction von allem nahm,
worauf sie die Erfindung wegen des dentlichen Ehe-
verlöbnisses beim Abschied ausführlich und haupt-

sächlich
N 4

vorbrachte, um zu beweiſen, es ſei die Rede vom
Heirathen zwiſchen ihr und dem Lieutenant geweſen,
ſo hielt es Doctor Siegmund fuͤr nichts ſagend.
Sie lenkte, als ſie das hoͤrte, ein, und wollte ſich
auf einmal beſonnen haben, daß Flatterfeld ihr noch
bei der letzten Zuſammenkunft geſagt haͤtte, wenn
ich zuruͤckkomme, heirathen wir uns, welches ſie
denn verſprochen und worauf der Handſchlag erfolgt
ſei; zugleich erbot ſie ſich, dieſe Ausſage erforder-
lichen Falls zu beſchwoͤren. Doch der Doctor, wel-
cher dieſelbe, ohne eben in der Kunſt zu errathen
Meiſter zu ſein, fuͤr Unwahrheit erkennen mußte,
meinte, daß ihr auch dieſes bei der gehoͤrigen Pruͤ-
fung nichts helfen koͤnnte, und erklaͤrte uͤberhaupt,
daß er die Sache nicht uͤbernehmen koͤnnte. Sie
verließ ihn ziemlich kurz, und mit herabgeſpannte,
Meinung von ſeinen Talenten, wollte es auch nach
der Zeit niemals zugeben, daß D. Siegmund ein
geſchickter und unternehmender Advokat ſei.

Von ihm begab ſie ſich zu einem Herrn, wel-
cher ihre Sache ganz anders einſahe, und allerdings
fand, daß ſie das gegruͤndetſte Recht haͤtte, Einſpruch
zu thun, weshalb er ihr auch rieth, es nicht zu ver-
ſchieben, und ſogleich Jnſtruction von allem nahm,
worauf ſie die Erfindung wegen des dentlichen Ehe-
verloͤbniſſes beim Abſchied ausfuͤhrlich und haupt-

ſaͤchlich
N 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0203" n="199"/>
vorbrachte, um zu bewei&#x017F;en, es &#x017F;ei die Rede vom<lb/>
Heirathen zwi&#x017F;chen ihr und dem Lieutenant gewe&#x017F;en,<lb/>
&#x017F;o hielt es Doctor Siegmund fu&#x0364;r nichts &#x017F;agend.<lb/>
Sie lenkte, als &#x017F;ie das ho&#x0364;rte, ein, und wollte &#x017F;ich<lb/>
auf einmal be&#x017F;onnen haben, daß Flatterfeld ihr noch<lb/>
bei der letzten Zu&#x017F;ammenkunft ge&#x017F;agt ha&#x0364;tte, wenn<lb/>
ich zuru&#x0364;ckkomme, heirathen wir uns, welches &#x017F;ie<lb/>
denn ver&#x017F;prochen und worauf der Hand&#x017F;chlag erfolgt<lb/>
&#x017F;ei; zugleich erbot &#x017F;ie &#x017F;ich, die&#x017F;e Aus&#x017F;age erforder-<lb/>
lichen Falls zu be&#x017F;chwo&#x0364;ren. Doch der Doctor, wel-<lb/>
cher die&#x017F;elbe, ohne eben in der Kun&#x017F;t zu errathen<lb/>
Mei&#x017F;ter zu &#x017F;ein, fu&#x0364;r Unwahrheit erkennen mußte,<lb/>
meinte, daß ihr auch die&#x017F;es bei der geho&#x0364;rigen Pru&#x0364;-<lb/>
fung nichts helfen ko&#x0364;nnte, und erkla&#x0364;rte u&#x0364;berhaupt,<lb/>
daß er die Sache nicht u&#x0364;bernehmen ko&#x0364;nnte. Sie<lb/>
verließ ihn ziemlich kurz, und mit herabge&#x017F;pannte,<lb/>
Meinung von &#x017F;einen Talenten, wollte es auch nach<lb/>
der Zeit niemals zugeben, daß D. Siegmund ein<lb/>
ge&#x017F;chickter und unternehmender Advokat &#x017F;ei.</p><lb/>
        <p>Von ihm begab &#x017F;ie &#x017F;ich zu einem Herrn, wel-<lb/>
cher ihre Sache ganz anders ein&#x017F;ahe, und allerdings<lb/>
fand, daß &#x017F;ie das gegru&#x0364;ndet&#x017F;te Recht ha&#x0364;tte, Ein&#x017F;pruch<lb/>
zu thun, weshalb er ihr auch rieth, es nicht zu ver-<lb/>
&#x017F;chieben, und &#x017F;ogleich Jn&#x017F;truction von allem nahm,<lb/>
worauf &#x017F;ie die Erfindung wegen des dentlichen Ehe-<lb/>
verlo&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;es beim Ab&#x017F;chied ausfu&#x0364;hrlich und haupt-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;a&#x0364;chlich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0203] vorbrachte, um zu beweiſen, es ſei die Rede vom Heirathen zwiſchen ihr und dem Lieutenant geweſen, ſo hielt es Doctor Siegmund fuͤr nichts ſagend. Sie lenkte, als ſie das hoͤrte, ein, und wollte ſich auf einmal beſonnen haben, daß Flatterfeld ihr noch bei der letzten Zuſammenkunft geſagt haͤtte, wenn ich zuruͤckkomme, heirathen wir uns, welches ſie denn verſprochen und worauf der Handſchlag erfolgt ſei; zugleich erbot ſie ſich, dieſe Ausſage erforder- lichen Falls zu beſchwoͤren. Doch der Doctor, wel- cher dieſelbe, ohne eben in der Kunſt zu errathen Meiſter zu ſein, fuͤr Unwahrheit erkennen mußte, meinte, daß ihr auch dieſes bei der gehoͤrigen Pruͤ- fung nichts helfen koͤnnte, und erklaͤrte uͤberhaupt, daß er die Sache nicht uͤbernehmen koͤnnte. Sie verließ ihn ziemlich kurz, und mit herabgeſpannte, Meinung von ſeinen Talenten, wollte es auch nach der Zeit niemals zugeben, daß D. Siegmund ein geſchickter und unternehmender Advokat ſei. Von ihm begab ſie ſich zu einem Herrn, wel- cher ihre Sache ganz anders einſahe, und allerdings fand, daß ſie das gegruͤndetſte Recht haͤtte, Einſpruch zu thun, weshalb er ihr auch rieth, es nicht zu ver- ſchieben, und ſogleich Jnſtruction von allem nahm, worauf ſie die Erfindung wegen des dentlichen Ehe- verloͤbniſſes beim Abſchied ausfuͤhrlich und haupt- ſaͤchlich N 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/203
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/203>, abgerufen am 15.05.2024.