Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Hause überlegen, wiefern diese thörichte Bedingung
zu erfüllen sey, ohne daß er und sein Sohn ein für
allemal als baare Narren in der ganzen Gegend an-
erkannt würden, und so ritt er etwas betroffen, doch
mit vielem Dank für den Vorzug, den Madam
Schnitzer Heinrichen gäbe, heim.

Das Resultat über eben gedachte Frage fiel da-
hin aus: daß man es den Leuten sagen könnte, der
Einfall des Adelns sei nicht eben nach seinem und
seines Sohnes Sinn, da aber Madam Schnitzerinn
darauf bestünde, so müsse man sich schon des Ver-
mögens wegen darein finden, und ihrer weiblichen
Eitelkeit den Gefallen thun.

Diese Entschuldigung hatte Vater Reitmann
in dem schlimmen Fall ausgesonnen, daß die Braut
seines Sohnes nicht durch Schmeicheleien und Vor-
stellungen desselben auf andere Gedanken zu bringen
sein sollte, und nun wartete er mit Verlangen, daß
dieser glückliche Sterbliche von einer kleinen Reise
zurückkäme, um ihm zu sagen, die liebe Nachba-
rinn zöge ihn allen andern vor, und wäre nun sei-
nes eigenen Antrags gewärtig. Unterdessen erzählte
er seiner Frau, was zwischen ihm und der Schnitze-
rinn vorgefallen war, und hatte einen kleinen Zank
mit ihr, weil sie meinte, Heinrich werde sich schwer-
lich zu dieser Heirath bequemen; wogegen er be-

hauptete,

Hauſe uͤberlegen, wiefern dieſe thoͤrichte Bedingung
zu erfuͤllen ſey, ohne daß er und ſein Sohn ein fuͤr
allemal als baare Narren in der ganzen Gegend an-
erkannt wuͤrden, und ſo ritt er etwas betroffen, doch
mit vielem Dank fuͤr den Vorzug, den Madam
Schnitzer Heinrichen gaͤbe, heim.

Das Reſultat uͤber eben gedachte Frage fiel da-
hin aus: daß man es den Leuten ſagen koͤnnte, der
Einfall des Adelns ſei nicht eben nach ſeinem und
ſeines Sohnes Sinn, da aber Madam Schnitzerinn
darauf beſtuͤnde, ſo muͤſſe man ſich ſchon des Ver-
moͤgens wegen darein finden, und ihrer weiblichen
Eitelkeit den Gefallen thun.

Dieſe Entſchuldigung hatte Vater Reitmann
in dem ſchlimmen Fall ausgeſonnen, daß die Braut
ſeines Sohnes nicht durch Schmeicheleien und Vor-
ſtellungen deſſelben auf andere Gedanken zu bringen
ſein ſollte, und nun wartete er mit Verlangen, daß
dieſer gluͤckliche Sterbliche von einer kleinen Reiſe
zuruͤckkaͤme, um ihm zu ſagen, die liebe Nachba-
rinn zoͤge ihn allen andern vor, und waͤre nun ſei-
nes eigenen Antrags gewaͤrtig. Unterdeſſen erzaͤhlte
er ſeiner Frau, was zwiſchen ihm und der Schnitze-
rinn vorgefallen war, und hatte einen kleinen Zank
mit ihr, weil ſie meinte, Heinrich werde ſich ſchwer-
lich zu dieſer Heirath bequemen; wogegen er be-

hauptete,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0212" n="208"/>
Hau&#x017F;e u&#x0364;berlegen, wiefern die&#x017F;e tho&#x0364;richte Bedingung<lb/>
zu erfu&#x0364;llen &#x017F;ey, ohne daß er und &#x017F;ein Sohn ein fu&#x0364;r<lb/>
allemal als baare Narren in der ganzen Gegend an-<lb/>
erkannt wu&#x0364;rden, und &#x017F;o ritt er etwas betroffen, doch<lb/>
mit vielem Dank fu&#x0364;r den Vorzug, den Madam<lb/>
Schnitzer Heinrichen ga&#x0364;be, heim.</p><lb/>
        <p>Das Re&#x017F;ultat u&#x0364;ber eben gedachte Frage fiel da-<lb/>
hin aus: daß man es den Leuten &#x017F;agen ko&#x0364;nnte, der<lb/>
Einfall des Adelns &#x017F;ei nicht eben nach &#x017F;einem und<lb/>
&#x017F;eines Sohnes Sinn, da aber Madam Schnitzerinn<lb/>
darauf be&#x017F;tu&#x0364;nde, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e man &#x017F;ich &#x017F;chon des Ver-<lb/>
mo&#x0364;gens wegen darein finden, und ihrer weiblichen<lb/>
Eitelkeit den Gefallen thun.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Ent&#x017F;chuldigung hatte Vater Reitmann<lb/>
in dem &#x017F;chlimmen Fall ausge&#x017F;onnen, daß die Braut<lb/>
&#x017F;eines Sohnes nicht durch Schmeicheleien und Vor-<lb/>
&#x017F;tellungen de&#x017F;&#x017F;elben auf andere Gedanken zu bringen<lb/>
&#x017F;ein &#x017F;ollte, und nun wartete er mit Verlangen, daß<lb/>
die&#x017F;er glu&#x0364;ckliche Sterbliche von einer kleinen Rei&#x017F;e<lb/>
zuru&#x0364;ckka&#x0364;me, um ihm zu &#x017F;agen, die liebe Nachba-<lb/>
rinn zo&#x0364;ge ihn allen andern vor, und wa&#x0364;re nun &#x017F;ei-<lb/>
nes eigenen Antrags gewa&#x0364;rtig. Unterde&#x017F;&#x017F;en erza&#x0364;hlte<lb/>
er &#x017F;einer Frau, was zwi&#x017F;chen ihm und der Schnitze-<lb/>
rinn vorgefallen war, und hatte einen kleinen Zank<lb/>
mit ihr, weil &#x017F;ie meinte, Heinrich werde &#x017F;ich &#x017F;chwer-<lb/>
lich zu die&#x017F;er Heirath bequemen; wogegen er be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hauptete,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[208/0212] Hauſe uͤberlegen, wiefern dieſe thoͤrichte Bedingung zu erfuͤllen ſey, ohne daß er und ſein Sohn ein fuͤr allemal als baare Narren in der ganzen Gegend an- erkannt wuͤrden, und ſo ritt er etwas betroffen, doch mit vielem Dank fuͤr den Vorzug, den Madam Schnitzer Heinrichen gaͤbe, heim. Das Reſultat uͤber eben gedachte Frage fiel da- hin aus: daß man es den Leuten ſagen koͤnnte, der Einfall des Adelns ſei nicht eben nach ſeinem und ſeines Sohnes Sinn, da aber Madam Schnitzerinn darauf beſtuͤnde, ſo muͤſſe man ſich ſchon des Ver- moͤgens wegen darein finden, und ihrer weiblichen Eitelkeit den Gefallen thun. Dieſe Entſchuldigung hatte Vater Reitmann in dem ſchlimmen Fall ausgeſonnen, daß die Braut ſeines Sohnes nicht durch Schmeicheleien und Vor- ſtellungen deſſelben auf andere Gedanken zu bringen ſein ſollte, und nun wartete er mit Verlangen, daß dieſer gluͤckliche Sterbliche von einer kleinen Reiſe zuruͤckkaͤme, um ihm zu ſagen, die liebe Nachba- rinn zoͤge ihn allen andern vor, und waͤre nun ſei- nes eigenen Antrags gewaͤrtig. Unterdeſſen erzaͤhlte er ſeiner Frau, was zwiſchen ihm und der Schnitze- rinn vorgefallen war, und hatte einen kleinen Zank mit ihr, weil ſie meinte, Heinrich werde ſich ſchwer- lich zu dieſer Heirath bequemen; wogegen er be- hauptete,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/212
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/212>, abgerufen am 15.05.2024.