kaum beobachtete, bis er das nöthige mit den alten Bekannten gesprochen hatte. Jndessen wollte ihm doch dünken, man könne zwischen den vielen Din- gen, die man sich zu sagen hätte, ein Wort mit ihm sprechen, oder sich wenigstens nach ihm umsehen, zudem argwohnte er, daß die Freundschaft zwischen seiner Frau Braut und dem Baron wohl einst ziem- lich weit gegangen sein könnte, und der letzte that durch hingeworfene Worte, Blicke und Familiari- täten mancher Art, das nöthige zur Bestätigung dieses Argwohns hinzu.
Der gute Obristlieutenant ward also finsterer Laune, er rieb sich die Stirn, hätte gern gefragt, ob der Herr Baron bald wieder abreiste, und stand endlich voll Verdruß über sein Betragen und das Betragen der Person, welche nächstens sein Weib werden wollte, vom Tische auf. Seines Bedün- kens sollte sie ihrem guten Freund schon lange be- richtet haben, daß sie Braut mit ihm sei, daran aber dachte sie so wenig, daß man ihn vielmehr ungehindert hinaus gehen ließ.
Sobald es geschehen war, fragte Treff, was dieses für ein alter blinder Kerl sei? und nun er- hub sich folgendes Gespräch:
Suschen. Jch habe ihn ja schon genennt, es ist der Obristlieutenant von Turner.
Jch.
kaum beobachtete, bis er das noͤthige mit den alten Bekannten geſprochen hatte. Jndeſſen wollte ihm doch duͤnken, man koͤnne zwiſchen den vielen Din- gen, die man ſich zu ſagen haͤtte, ein Wort mit ihm ſprechen, oder ſich wenigſtens nach ihm umſehen, zudem argwohnte er, daß die Freundſchaft zwiſchen ſeiner Frau Braut und dem Baron wohl einſt ziem- lich weit gegangen ſein koͤnnte, und der letzte that durch hingeworfene Worte, Blicke und Familiari- taͤten mancher Art, das noͤthige zur Beſtaͤtigung dieſes Argwohns hinzu.
Der gute Obriſtlieutenant ward alſo finſterer Laune, er rieb ſich die Stirn, haͤtte gern gefragt, ob der Herr Baron bald wieder abreiſte, und ſtand endlich voll Verdruß uͤber ſein Betragen und das Betragen der Perſon, welche naͤchſtens ſein Weib werden wollte, vom Tiſche auf. Seines Beduͤn- kens ſollte ſie ihrem guten Freund ſchon lange be- richtet haben, daß ſie Braut mit ihm ſei, daran aber dachte ſie ſo wenig, daß man ihn vielmehr ungehindert hinaus gehen ließ.
Sobald es geſchehen war, fragte Treff, was dieſes fuͤr ein alter blinder Kerl ſei? und nun er- hub ſich folgendes Geſpraͤch:
Suschen. Jch habe ihn ja ſchon genennt, es iſt der Obriſtlieutenant von Turner.
Jch.
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kaum beobachtete, bis er das noͤthige mit den alten
Bekannten geſprochen hatte. Jndeſſen wollte ihm
doch duͤnken, man koͤnne zwiſchen den vielen Din-
gen, die man ſich zu ſagen haͤtte, ein Wort mit ihm
ſprechen, oder ſich wenigſtens nach ihm umſehen,
zudem argwohnte er, daß die Freundſchaft zwiſchen
ſeiner Frau Braut und dem Baron wohl einſt ziem-
lich weit gegangen ſein koͤnnte, und der letzte that
durch hingeworfene Worte, Blicke und Familiari-
taͤten mancher Art, das noͤthige zur Beſtaͤtigung
dieſes Argwohns hinzu.
Der gute Obriſtlieutenant ward alſo finſterer
Laune, er rieb ſich die Stirn, haͤtte gern gefragt,
ob der Herr Baron bald wieder abreiſte, und ſtand
endlich voll Verdruß uͤber ſein Betragen und das
Betragen der Perſon, welche naͤchſtens ſein Weib
werden wollte, vom Tiſche auf. Seines Beduͤn-
kens ſollte ſie ihrem guten Freund ſchon lange be-
richtet haben, daß ſie Braut mit ihm ſei, daran
aber dachte ſie ſo wenig, daß man ihn vielmehr
ungehindert hinaus gehen ließ.
Sobald es geſchehen war, fragte Treff, was
dieſes fuͤr ein alter blinder Kerl ſei? und nun er-
hub ſich folgendes Geſpraͤch:
Suschen. Jch habe ihn ja ſchon genennt, es
iſt der Obriſtlieutenant von Turner.
Jch.
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/225>, abgerufen am 21.11.2024.
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