Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
ists einmal entschieden, daß ich den Obristlieute- nant nehme, morgen ist öffentliche Verlobung, wo- zu ich Sie (mit einem Knix und intriquanten Lä- cheln) hiermit einlade. Aber Sie müssen auch hübsch propre erscheinen, denn es wird große Ge- sellschaft da sein. Treff. (mit überlautem Lachen) Ja, mein Seel, da haben Sie recht, die Ehre, die Jhnen wiederfährt, die Frau eines solchen alten Krüppels zu werden, durch ein lermendes Fest bekannt zu machen! Na, der Wunsch, eine vornehme Frau zu werden, wird also erfüllt -- schön! -- Jch gra- tulire, daß Sie doch noch auf einen gestoßen sind, der vermuthlich schon vor 30 Jahren die Hoffnung verlohren hatte, irgends ein Frauenzimmer, weß Standes und Wesens sie sein möchte, zu bereden, daß sie mit ihm zum Altar ginge, und ihn dann für die Ehre, gnädige Frau Obristlieutenantinn zu sein, pflegte und seine Pflaster besorgte. -- Sie mitleidige Seele! -- doch Sie haben auch recht, wenns nun einmal Jhr Gnaden sein muß, und es findet sich kein anderer -- Suschen. Herr Baron, halten Sie mit Jh- ren Grobheiten ein, ich verbitte mir so was in meinem eigenen Hause. Treff. Eigentlich beklage ich den armen alten Mann. Sus-
iſts einmal entſchieden, daß ich den Obriſtlieute- nant nehme, morgen iſt oͤffentliche Verlobung, wo- zu ich Sie (mit einem Knix und intriquanten Laͤ- cheln) hiermit einlade. Aber Sie muͤſſen auch huͤbſch propre erſcheinen, denn es wird große Ge- ſellſchaft da ſein. Treff. (mit uͤberlautem Lachen) Ja, mein Seel, da haben Sie recht, die Ehre, die Jhnen wiederfaͤhrt, die Frau eines ſolchen alten Kruͤppels zu werden, durch ein lermendes Feſt bekannt zu machen! Na, der Wunſch, eine vornehme Frau zu werden, wird alſo erfuͤllt — ſchoͤn! — Jch gra- tulire, daß Sie doch noch auf einen geſtoßen ſind, der vermuthlich ſchon vor 30 Jahren die Hoffnung verlohren hatte, irgends ein Frauenzimmer, weß Standes und Weſens ſie ſein moͤchte, zu bereden, daß ſie mit ihm zum Altar ginge, und ihn dann fuͤr die Ehre, gnaͤdige Frau Obriſtlieutenantinn zu ſein, pflegte und ſeine Pflaſter beſorgte. — Sie mitleidige Seele! — doch Sie haben auch recht, wenns nun einmal Jhr Gnaden ſein muß, und es findet ſich kein anderer — Suschen. Herr Baron, halten Sie mit Jh- ren Grobheiten ein, ich verbitte mir ſo was in meinem eigenen Hauſe. Treff. Eigentlich beklage ich den armen alten Mann. Sus-
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iſts einmal entſchieden, daß ich den Obriſtlieute-
nant nehme, morgen iſt oͤffentliche Verlobung, wo-
zu ich Sie (mit einem Knix und intriquanten Laͤ-
cheln) hiermit einlade. Aber Sie muͤſſen auch
huͤbſch propre erſcheinen, denn es wird große Ge-
ſellſchaft da ſein.
Treff. (mit uͤberlautem Lachen) Ja, mein
Seel, da haben Sie recht, die Ehre, die Jhnen
wiederfaͤhrt, die Frau eines ſolchen alten Kruͤppels
zu werden, durch ein lermendes Feſt bekannt zu
machen! Na, der Wunſch, eine vornehme Frau
zu werden, wird alſo erfuͤllt — ſchoͤn! — Jch gra-
tulire, daß Sie doch noch auf einen geſtoßen ſind,
der vermuthlich ſchon vor 30 Jahren die Hoffnung
verlohren hatte, irgends ein Frauenzimmer, weß
Standes und Weſens ſie ſein moͤchte, zu bereden,
daß ſie mit ihm zum Altar ginge, und ihn dann fuͤr
die Ehre, gnaͤdige Frau Obriſtlieutenantinn zu
ſein, pflegte und ſeine Pflaſter beſorgte. — Sie
mitleidige Seele! — doch Sie haben auch recht,
wenns nun einmal Jhr Gnaden ſein muß, und es
findet ſich kein anderer —
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/227>, abgerufen am 16.02.2025. |