Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
Suschen. (den Arm unterstützend) Wie so?
Jch bitte mir Erklärung aus, wie Sie das meinen.
Treff. O bitten Sie mich lieber, daß ichs
dem Obristlieutenant nicht erkläre, sonst stabelt er
wieder fort, ehe es zur Verlobung kommt; wenn
ich recht ehrlich sein wollte, müßte ichs thun. Aber
hören Sie, charmante Frau, das will ich Jhnen
doch nicht rathen, zu denken, Sie hätten Jhren
ehrlichen Johann Jacob vor sich, der alte Kriegs-
held sieht mir sehr determinirt aus, und kann (er
nimmt einen in der Nähe stehenden Stock und
macht einen Lufthieb) den rechten Arm noch vor-
trefflich brauchen.
Suschen. (schreiend) Halten Sie das Maul,
niederträchtiger, impertinenter Mensch.
Treff. Aus den Hörnern, die Sie ihm auf-
setzen, wird er sich vermuthlich nichts machen, der
alte Mann braucht Ruhe und Pflege -- hats denn
hübsche derbe Pursche in der Nähe?
Suschen. Scheeren Sie sich fort, fort aus
meinem Hause.
Treff. (lachend) Lassen Sie diesen Ton mit
mir nur weg.
Suschen. Jch leide Sie nicht eine Nacht hier.
Treff. (sich dehnend und jähnend) Jch bin
aber müde und will erst ausschlafen, ehe ich wieder
reise;
Suschen. (den Arm unterſtuͤtzend) Wie ſo?
Jch bitte mir Erklaͤrung aus, wie Sie das meinen.
Treff. O bitten Sie mich lieber, daß ichs
dem Obriſtlieutenant nicht erklaͤre, ſonſt ſtabelt er
wieder fort, ehe es zur Verlobung kommt; wenn
ich recht ehrlich ſein wollte, muͤßte ichs thun. Aber
hoͤren Sie, charmante Frau, das will ich Jhnen
doch nicht rathen, zu denken, Sie haͤtten Jhren
ehrlichen Johann Jacob vor ſich, der alte Kriegs-
held ſieht mir ſehr determinirt aus, und kann (er
nimmt einen in der Naͤhe ſtehenden Stock und
macht einen Lufthieb) den rechten Arm noch vor-
trefflich brauchen.
Suschen. (ſchreiend) Halten Sie das Maul,
niedertraͤchtiger, impertinenter Menſch.
Treff. Aus den Hoͤrnern, die Sie ihm auf-
ſetzen, wird er ſich vermuthlich nichts machen, der
alte Mann braucht Ruhe und Pflege — hats denn
huͤbſche derbe Purſche in der Naͤhe?
Suschen. Scheeren Sie ſich fort, fort aus
meinem Hauſe.
Treff. (lachend) Laſſen Sie dieſen Ton mit
mir nur weg.
Suschen. Jch leide Sie nicht eine Nacht hier.
Treff. (ſich dehnend und jaͤhnend) Jch bin
aber muͤde und will erſt ausſchlafen, ehe ich wieder
reiſe;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0228" n="224"/>
        <sp who="#SUS">
          <speaker><hi rendition="#g">Suschen</hi>.</speaker>
          <p>(den Arm unter&#x017F;tu&#x0364;tzend) Wie &#x017F;o?<lb/>
Jch bitte mir Erkla&#x0364;rung aus, wie Sie das meinen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#TRE">
          <speaker><hi rendition="#g">Treff</hi>.</speaker>
          <p>O bitten Sie mich lieber, daß ichs<lb/>
dem Obri&#x017F;tlieutenant nicht erkla&#x0364;re, &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;tabelt er<lb/>
wieder fort, ehe es zur Verlobung kommt; wenn<lb/>
ich recht ehrlich &#x017F;ein wollte, mu&#x0364;ßte ichs thun. Aber<lb/>
ho&#x0364;ren Sie, charmante Frau, das will ich Jhnen<lb/>
doch nicht rathen, zu denken, Sie ha&#x0364;tten Jhren<lb/>
ehrlichen Johann Jacob vor &#x017F;ich, der alte Kriegs-<lb/>
held &#x017F;ieht mir &#x017F;ehr determinirt aus, und kann (er<lb/>
nimmt einen in der Na&#x0364;he &#x017F;tehenden Stock und<lb/>
macht einen Lufthieb) den rechten Arm noch vor-<lb/>
trefflich brauchen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SUS">
          <speaker><hi rendition="#g">Suschen</hi>.</speaker>
          <p>(&#x017F;chreiend) Halten Sie das Maul,<lb/>
niedertra&#x0364;chtiger, impertinenter Men&#x017F;ch.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#TRE">
          <speaker><hi rendition="#g">Treff</hi>.</speaker>
          <p>Aus den Ho&#x0364;rnern, die Sie ihm auf-<lb/>
&#x017F;etzen, wird er &#x017F;ich vermuthlich nichts machen, der<lb/>
alte Mann braucht Ruhe und Pflege &#x2014; hats denn<lb/>
hu&#x0364;b&#x017F;che derbe Pur&#x017F;che in der Na&#x0364;he?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SUS">
          <speaker><hi rendition="#g">Suschen</hi>.</speaker>
          <p>Scheeren Sie &#x017F;ich fort, fort aus<lb/>
meinem Hau&#x017F;e.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#TRE">
          <speaker><hi rendition="#g">Treff</hi>.</speaker>
          <p>(lachend) La&#x017F;&#x017F;en Sie die&#x017F;en Ton mit<lb/>
mir nur weg.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#SUS">
          <speaker><hi rendition="#g">Suschen</hi>.</speaker>
          <p>Jch leide Sie nicht eine Nacht hier.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#TRE">
          <speaker><hi rendition="#g">Treff</hi>.</speaker>
          <p>(&#x017F;ich dehnend und ja&#x0364;hnend) Jch bin<lb/>
aber mu&#x0364;de und will er&#x017F;t aus&#x017F;chlafen, ehe ich wieder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">rei&#x017F;e;</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0228] Suschen. (den Arm unterſtuͤtzend) Wie ſo? Jch bitte mir Erklaͤrung aus, wie Sie das meinen. Treff. O bitten Sie mich lieber, daß ichs dem Obriſtlieutenant nicht erklaͤre, ſonſt ſtabelt er wieder fort, ehe es zur Verlobung kommt; wenn ich recht ehrlich ſein wollte, muͤßte ichs thun. Aber hoͤren Sie, charmante Frau, das will ich Jhnen doch nicht rathen, zu denken, Sie haͤtten Jhren ehrlichen Johann Jacob vor ſich, der alte Kriegs- held ſieht mir ſehr determinirt aus, und kann (er nimmt einen in der Naͤhe ſtehenden Stock und macht einen Lufthieb) den rechten Arm noch vor- trefflich brauchen. Suschen. (ſchreiend) Halten Sie das Maul, niedertraͤchtiger, impertinenter Menſch. Treff. Aus den Hoͤrnern, die Sie ihm auf- ſetzen, wird er ſich vermuthlich nichts machen, der alte Mann braucht Ruhe und Pflege — hats denn huͤbſche derbe Purſche in der Naͤhe? Suschen. Scheeren Sie ſich fort, fort aus meinem Hauſe. Treff. (lachend) Laſſen Sie dieſen Ton mit mir nur weg. Suschen. Jch leide Sie nicht eine Nacht hier. Treff. (ſich dehnend und jaͤhnend) Jch bin aber muͤde und will erſt ausſchlafen, ehe ich wieder reiſe;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/228
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/228>, abgerufen am 15.05.2024.