Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
reise; morgen wollen wir sehen, ob ich meinen Stab weiter setze -- ja Potzblitz, ich kann ja mor- gen noch nicht weg, Sie haben mich ja zu Jhrer Verlobung gebeten. Jch nehme die Einladung an, Sie sollen einmal sehen, wie galant ich sein werde -- apropos, für was haben Sie sich denn hier ausge- geben, damit ichs weiß und mich nicht verschnap- pe, wenn ich etwa von den vorigen Zeiten spre- chen will. Suschen. (vor Bosheit weinend) Jch habs nicht an Jhnen verdient, Herr Baron, daß Sie mich so behandeln. Treff. Nun was thu ich denn, kann ich was dafür, wenn Sie sich über alles gleich ärgern? Na lassen Sie uns nur für heute Friede machen, und geben mir ein Schlafkämmerlein, ich werde schon aus alter Bekanntschaft artig sein und reinen Mund halten. Dafür bitte ich denn aber auch ebenfalls höflich zu sein, denn, Madam, wenn Sie so gut sein wollen zurück zu denken, so müssen Sie finden, daß ich Jhnen bei Ernst und Spas auch Dienste aller Art geleistet. Suschen. Sie habens ja auch gesehen, was ich für Freude hatte, da Sie kamen; aber nun sind Sie unartig -- doch es soll Friede sein. Treff. 2 r Theil. P
reiſe; morgen wollen wir ſehen, ob ich meinen Stab weiter ſetze — ja Potzblitz, ich kann ja mor- gen noch nicht weg, Sie haben mich ja zu Jhrer Verlobung gebeten. Jch nehme die Einladung an, Sie ſollen einmal ſehen, wie galant ich ſein werde — apropos, fuͤr was haben Sie ſich denn hier ausge- geben, damit ichs weiß und mich nicht verſchnap- pe, wenn ich etwa von den vorigen Zeiten ſpre- chen will. Suschen. (vor Bosheit weinend) Jch habs nicht an Jhnen verdient, Herr Baron, daß Sie mich ſo behandeln. Treff. Nun was thu ich denn, kann ich was dafuͤr, wenn Sie ſich uͤber alles gleich aͤrgern? Na laſſen Sie uns nur fuͤr heute Friede machen, und geben mir ein Schlafkaͤmmerlein, ich werde ſchon aus alter Bekanntſchaft artig ſein und reinen Mund halten. Dafuͤr bitte ich denn aber auch ebenfalls hoͤflich zu ſein, denn, Madam, wenn Sie ſo gut ſein wollen zuruͤck zu denken, ſo muͤſſen Sie finden, daß ich Jhnen bei Ernſt und Spas auch Dienſte aller Art geleiſtet. Suschen. Sie habens ja auch geſehen, was ich fuͤr Freude hatte, da Sie kamen; aber nun ſind Sie unartig — doch es ſoll Friede ſein. Treff. 2 r Theil. P
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reiſe; morgen wollen wir ſehen, ob ich meinen
Stab weiter ſetze — ja Potzblitz, ich kann ja mor-
gen noch nicht weg, Sie haben mich ja zu Jhrer
Verlobung gebeten. Jch nehme die Einladung an,
Sie ſollen einmal ſehen, wie galant ich ſein werde —
apropos, fuͤr was haben Sie ſich denn hier ausge-
geben, damit ichs weiß und mich nicht verſchnap-
pe, wenn ich etwa von den vorigen Zeiten ſpre-
chen will.
Suschen. (vor Bosheit weinend) Jch habs
nicht an Jhnen verdient, Herr Baron, daß Sie
mich ſo behandeln.
Treff. Nun was thu ich denn, kann ich was
dafuͤr, wenn Sie ſich uͤber alles gleich aͤrgern? Na
laſſen Sie uns nur fuͤr heute Friede machen, und
geben mir ein Schlafkaͤmmerlein, ich werde ſchon
aus alter Bekanntſchaft artig ſein und reinen
Mund halten. Dafuͤr bitte ich denn aber auch
ebenfalls hoͤflich zu ſein, denn, Madam, wenn Sie
ſo gut ſein wollen zuruͤck zu denken, ſo muͤſſen Sie
finden, daß ich Jhnen bei Ernſt und Spas auch
Dienſte aller Art geleiſtet.
Suschen. Sie habens ja auch geſehen, was
ich fuͤr Freude hatte, da Sie kamen; aber nun ſind
Sie unartig — doch es ſoll Friede ſein.
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/229>, abgerufen am 16.07.2024. |