Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
sich selbst nicht ohne Gefahr, zudem war Turner
groß, noch gut genug bei Kräften, und schritt
männlich einher.

Der Baron hatte würklich Ursache mißmuthig
zu sein, da er sich so unvermuthet um seine letzte
Hoffnung geprellt glaubte; es schien ihm nun aus-
gemacht, daß jetzt für ihn keine Aussöhnung mehr
mit dem Glück zu erwarten stünde. Diese wankel-
müthige Gottheit hatte ihn nach der Scheidung
von seiner Gemahlinn erst vernachläßigt, dann ganz
verlassen. Um seine, durch Fehlschlag und Treu-
losigkeit eines Associerten verfallenen Finanzen wie-
der empor zu bringen, ging er in eine Reichsstadt,
wo sich eben wegen einer großen Solennität viel
Fremde aller Art befanden; das Spiel war verbo-
then, aber Treff ließ sich dies vielmehr Aufmun-
terung sein, eine Bank anzulegen. Für ihn war
keine Lustbarkeit im Orte, nichts, was zu sehen
und zu genießen war, vorhanden, er scheute wie
eine Eule das Licht, und wenn er umherstreifte, so
geschah es, um Spieler zu fangen, wie jene auf
Mäuse lauert.

Unglücklicher Weise aber ward der Spielwinkel
entdeckt, das Geld weggenommen, und man woll-
te gar behaupten, der Herr Baron sei genöthigt
worden abzureisen. Er begab sich so weit weg, als
er
ſich ſelbſt nicht ohne Gefahr, zudem war Turner
groß, noch gut genug bei Kraͤften, und ſchritt
maͤnnlich einher.

Der Baron hatte wuͤrklich Urſache mißmuthig
zu ſein, da er ſich ſo unvermuthet um ſeine letzte
Hoffnung geprellt glaubte; es ſchien ihm nun aus-
gemacht, daß jetzt fuͤr ihn keine Ausſoͤhnung mehr
mit dem Gluͤck zu erwarten ſtuͤnde. Dieſe wankel-
muͤthige Gottheit hatte ihn nach der Scheidung
von ſeiner Gemahlinn erſt vernachlaͤßigt, dann ganz
verlaſſen. Um ſeine, durch Fehlſchlag und Treu-
loſigkeit eines Aſſocierten verfallenen Finanzen wie-
der empor zu bringen, ging er in eine Reichsſtadt,
wo ſich eben wegen einer großen Solennitaͤt viel
Fremde aller Art befanden; das Spiel war verbo-
then, aber Treff ließ ſich dies vielmehr Aufmun-
terung ſein, eine Bank anzulegen. Fuͤr ihn war
keine Luſtbarkeit im Orte, nichts, was zu ſehen
und zu genießen war, vorhanden, er ſcheute wie
eine Eule das Licht, und wenn er umherſtreifte, ſo
geſchah es, um Spieler zu fangen, wie jene auf
Maͤuſe lauert.

Ungluͤcklicher Weiſe aber ward der Spielwinkel
entdeckt, das Geld weggenommen, und man woll-
te gar behaupten, der Herr Baron ſei genoͤthigt
worden abzureiſen. Er begab ſich ſo weit weg, als
er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#TRE">
          <p><pb facs="#f0232" n="228"/>
&#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht ohne Gefahr, zudem war Turner<lb/>
groß, noch gut genug bei Kra&#x0364;ften, und &#x017F;chritt<lb/>
ma&#x0364;nnlich einher.</p><lb/>
          <p>Der Baron hatte wu&#x0364;rklich Ur&#x017F;ache mißmuthig<lb/>
zu &#x017F;ein, da er &#x017F;ich &#x017F;o unvermuthet um &#x017F;eine letzte<lb/>
Hoffnung geprellt glaubte; es &#x017F;chien ihm nun aus-<lb/>
gemacht, daß jetzt fu&#x0364;r ihn keine Aus&#x017F;o&#x0364;hnung mehr<lb/>
mit dem Glu&#x0364;ck zu erwarten &#x017F;tu&#x0364;nde. Die&#x017F;e wankel-<lb/>
mu&#x0364;thige Gottheit hatte ihn nach der Scheidung<lb/>
von &#x017F;einer Gemahlinn er&#x017F;t vernachla&#x0364;ßigt, dann ganz<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en. Um &#x017F;eine, durch Fehl&#x017F;chlag und Treu-<lb/>
lo&#x017F;igkeit eines A&#x017F;&#x017F;ocierten verfallenen Finanzen wie-<lb/>
der empor zu bringen, ging er in eine Reichs&#x017F;tadt,<lb/>
wo &#x017F;ich eben wegen einer großen Solennita&#x0364;t viel<lb/>
Fremde aller Art befanden; das Spiel war verbo-<lb/>
then, aber Treff ließ &#x017F;ich dies vielmehr Aufmun-<lb/>
terung &#x017F;ein, eine Bank anzulegen. Fu&#x0364;r ihn war<lb/>
keine Lu&#x017F;tbarkeit im Orte, nichts, was zu &#x017F;ehen<lb/>
und zu genießen war, vorhanden, er &#x017F;cheute wie<lb/>
eine Eule das Licht, und wenn er umher&#x017F;treifte, &#x017F;o<lb/>
ge&#x017F;chah es, um Spieler zu fangen, wie jene auf<lb/>
Ma&#x0364;u&#x017F;e lauert.</p><lb/>
          <p>Unglu&#x0364;cklicher Wei&#x017F;e aber ward der Spielwinkel<lb/>
entdeckt, das Geld weggenommen, und man woll-<lb/>
te gar behaupten, der Herr Baron &#x017F;ei geno&#x0364;thigt<lb/>
worden abzurei&#x017F;en. Er begab &#x017F;ich &#x017F;o weit weg, als<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[228/0232] ſich ſelbſt nicht ohne Gefahr, zudem war Turner groß, noch gut genug bei Kraͤften, und ſchritt maͤnnlich einher. Der Baron hatte wuͤrklich Urſache mißmuthig zu ſein, da er ſich ſo unvermuthet um ſeine letzte Hoffnung geprellt glaubte; es ſchien ihm nun aus- gemacht, daß jetzt fuͤr ihn keine Ausſoͤhnung mehr mit dem Gluͤck zu erwarten ſtuͤnde. Dieſe wankel- muͤthige Gottheit hatte ihn nach der Scheidung von ſeiner Gemahlinn erſt vernachlaͤßigt, dann ganz verlaſſen. Um ſeine, durch Fehlſchlag und Treu- loſigkeit eines Aſſocierten verfallenen Finanzen wie- der empor zu bringen, ging er in eine Reichsſtadt, wo ſich eben wegen einer großen Solennitaͤt viel Fremde aller Art befanden; das Spiel war verbo- then, aber Treff ließ ſich dies vielmehr Aufmun- terung ſein, eine Bank anzulegen. Fuͤr ihn war keine Luſtbarkeit im Orte, nichts, was zu ſehen und zu genießen war, vorhanden, er ſcheute wie eine Eule das Licht, und wenn er umherſtreifte, ſo geſchah es, um Spieler zu fangen, wie jene auf Maͤuſe lauert. Ungluͤcklicher Weiſe aber ward der Spielwinkel entdeckt, das Geld weggenommen, und man woll- te gar behaupten, der Herr Baron ſei genoͤthigt worden abzureiſen. Er begab ſich ſo weit weg, als er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/232
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/232>, abgerufen am 21.11.2024.