Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
sich selbst nicht ohne Gefahr, zudem war Turner groß, noch gut genug bei Kräften, und schritt männlich einher. Der Baron hatte würklich Ursache mißmuthig zu sein, da er sich so unvermuthet um seine letzte Hoffnung geprellt glaubte; es schien ihm nun aus- gemacht, daß jetzt für ihn keine Aussöhnung mehr mit dem Glück zu erwarten stünde. Diese wankel- müthige Gottheit hatte ihn nach der Scheidung von seiner Gemahlinn erst vernachläßigt, dann ganz verlassen. Um seine, durch Fehlschlag und Treu- losigkeit eines Associerten verfallenen Finanzen wie- der empor zu bringen, ging er in eine Reichsstadt, wo sich eben wegen einer großen Solennität viel Fremde aller Art befanden; das Spiel war verbo- then, aber Treff ließ sich dies vielmehr Aufmun- terung sein, eine Bank anzulegen. Für ihn war keine Lustbarkeit im Orte, nichts, was zu sehen und zu genießen war, vorhanden, er scheute wie eine Eule das Licht, und wenn er umherstreifte, so geschah es, um Spieler zu fangen, wie jene auf Mäuse lauert. Unglücklicher Weise aber ward der Spielwinkel entdeckt, das Geld weggenommen, und man woll- te gar behaupten, der Herr Baron sei genöthigt worden abzureisen. Er begab sich so weit weg, als er
ſich ſelbſt nicht ohne Gefahr, zudem war Turner groß, noch gut genug bei Kraͤften, und ſchritt maͤnnlich einher. Der Baron hatte wuͤrklich Urſache mißmuthig zu ſein, da er ſich ſo unvermuthet um ſeine letzte Hoffnung geprellt glaubte; es ſchien ihm nun aus- gemacht, daß jetzt fuͤr ihn keine Ausſoͤhnung mehr mit dem Gluͤck zu erwarten ſtuͤnde. Dieſe wankel- muͤthige Gottheit hatte ihn nach der Scheidung von ſeiner Gemahlinn erſt vernachlaͤßigt, dann ganz verlaſſen. Um ſeine, durch Fehlſchlag und Treu- loſigkeit eines Aſſocierten verfallenen Finanzen wie- der empor zu bringen, ging er in eine Reichsſtadt, wo ſich eben wegen einer großen Solennitaͤt viel Fremde aller Art befanden; das Spiel war verbo- then, aber Treff ließ ſich dies vielmehr Aufmun- terung ſein, eine Bank anzulegen. Fuͤr ihn war keine Luſtbarkeit im Orte, nichts, was zu ſehen und zu genießen war, vorhanden, er ſcheute wie eine Eule das Licht, und wenn er umherſtreifte, ſo geſchah es, um Spieler zu fangen, wie jene auf Maͤuſe lauert. Ungluͤcklicher Weiſe aber ward der Spielwinkel entdeckt, das Geld weggenommen, und man woll- te gar behaupten, der Herr Baron ſei genoͤthigt worden abzureiſen. Er begab ſich ſo weit weg, als er
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ſich ſelbſt nicht ohne Gefahr, zudem war Turner
groß, noch gut genug bei Kraͤften, und ſchritt
maͤnnlich einher.
Der Baron hatte wuͤrklich Urſache mißmuthig
zu ſein, da er ſich ſo unvermuthet um ſeine letzte
Hoffnung geprellt glaubte; es ſchien ihm nun aus-
gemacht, daß jetzt fuͤr ihn keine Ausſoͤhnung mehr
mit dem Gluͤck zu erwarten ſtuͤnde. Dieſe wankel-
muͤthige Gottheit hatte ihn nach der Scheidung
von ſeiner Gemahlinn erſt vernachlaͤßigt, dann ganz
verlaſſen. Um ſeine, durch Fehlſchlag und Treu-
loſigkeit eines Aſſocierten verfallenen Finanzen wie-
der empor zu bringen, ging er in eine Reichsſtadt,
wo ſich eben wegen einer großen Solennitaͤt viel
Fremde aller Art befanden; das Spiel war verbo-
then, aber Treff ließ ſich dies vielmehr Aufmun-
terung ſein, eine Bank anzulegen. Fuͤr ihn war
keine Luſtbarkeit im Orte, nichts, was zu ſehen
und zu genießen war, vorhanden, er ſcheute wie
eine Eule das Licht, und wenn er umherſtreifte, ſo
geſchah es, um Spieler zu fangen, wie jene auf
Maͤuſe lauert.
Ungluͤcklicher Weiſe aber ward der Spielwinkel
entdeckt, das Geld weggenommen, und man woll-
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Zitationshilfe: | Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/232>, abgerufen am 16.07.2024. |