Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite
ist vernarrt in ihn, beide wissen sie nicht was Ma-
nier ist, (aufstehend) Herr, sie thaten hohl mich
der Teufel alle beide, als ob ich so ein Hunde-
kerl wäre, auf den sie gar nicht zu reflectiren
hätten.
Confuselius. Jch habs mit Misfallen ge-
sehen.
Turner. Und es wurde noch ärger, da Sie
weg waren, Herr; Gott straf mich, als wenn ich
so ein Hundekerl wäre! (sich wieder setzend) auf
meinen Stock kann ich mich nun wohl verlassen,
aber soll ich mich erst mit dem Kerl und wohl gar
mit dem Weibe h'rumprügeln? -- Und wenn ders
auch nicht wäre -- schon dem ersten Hörner auf-
gesetzt -- Magister, wie alt war Schnitzer, da sie
ihn nahm.
Confuselius. 2 bis 43 Jahr.
Turner. 2 bis -- 3 -- und Turner 60 --
weh, weh, weh mein alter Kopf! -- Herr, ich
habe nicht heirathen wollen, nun werde ich noch
in meinem Alter so ein Narr, mich verleiten zu
lassen. Aber ich hätte mich nicht schimpfen lassen,
hohl mich der Teufel nicht! Jch habe ordentlich ge-
lebt, und, da die Blessuren abgerechnet, ist mein
Körper dauerhaft geblieben; ich habe mehr Kräfte,
Gott Lob, wie mancher Menscherjäger von 30 Jah-
ren,
iſt vernarrt in ihn, beide wiſſen ſie nicht was Ma-
nier iſt, (aufſtehend) Herr, ſie thaten hohl mich
der Teufel alle beide, als ob ich ſo ein Hunde-
kerl waͤre, auf den ſie gar nicht zu reflectiren
haͤtten.
Confuſelius. Jch habs mit Misfallen ge-
ſehen.
Turner. Und es wurde noch aͤrger, da Sie
weg waren, Herr; Gott ſtraf mich, als wenn ich
ſo ein Hundekerl waͤre! (ſich wieder ſetzend) auf
meinen Stock kann ich mich nun wohl verlaſſen,
aber ſoll ich mich erſt mit dem Kerl und wohl gar
mit dem Weibe h’rumpruͤgeln? — Und wenn ders
auch nicht waͤre — ſchon dem erſten Hoͤrner auf-
geſetzt — Magiſter, wie alt war Schnitzer, da ſie
ihn nahm.
Confuſelius. 2 bis 43 Jahr.
Turner. 2 bis — 3 — und Turner 60 —
weh, weh, weh mein alter Kopf! — Herr, ich
habe nicht heirathen wollen, nun werde ich noch
in meinem Alter ſo ein Narr, mich verleiten zu
laſſen. Aber ich haͤtte mich nicht ſchimpfen laſſen,
hohl mich der Teufel nicht! Jch habe ordentlich ge-
lebt, und, da die Bleſſuren abgerechnet, iſt mein
Koͤrper dauerhaft geblieben; ich habe mehr Kraͤfte,
Gott Lob, wie mancher Menſcherjaͤger von 30 Jah-
ren,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#TUR">
          <p><pb facs="#f0238" n="234"/>
i&#x017F;t vernarrt in ihn, beide wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie nicht was Ma-<lb/>
nier i&#x017F;t, (auf&#x017F;tehend) Herr, &#x017F;ie thaten hohl mich<lb/>
der Teufel alle beide, als ob ich &#x017F;o ein Hunde-<lb/>
kerl wa&#x0364;re, auf den &#x017F;ie gar nicht zu reflectiren<lb/>
ha&#x0364;tten.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CON">
          <speaker><hi rendition="#g">Confu&#x017F;elius</hi>.</speaker>
          <p>Jch habs mit Misfallen ge-<lb/>
&#x017F;ehen.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#TUR">
          <speaker><hi rendition="#g">Turner</hi>.</speaker>
          <p>Und es wurde noch a&#x0364;rger, da Sie<lb/>
weg waren, Herr; Gott &#x017F;traf mich, als wenn ich<lb/>
&#x017F;o ein Hundekerl wa&#x0364;re! (&#x017F;ich wieder &#x017F;etzend) auf<lb/>
meinen Stock kann ich mich nun wohl verla&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
aber &#x017F;oll ich mich er&#x017F;t mit dem Kerl und wohl gar<lb/>
mit dem Weibe h&#x2019;rumpru&#x0364;geln? &#x2014; Und wenn ders<lb/>
auch nicht wa&#x0364;re &#x2014; &#x017F;chon dem er&#x017F;ten Ho&#x0364;rner auf-<lb/>
ge&#x017F;etzt &#x2014; Magi&#x017F;ter, wie alt war Schnitzer, da &#x017F;ie<lb/>
ihn nahm.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CON">
          <speaker><hi rendition="#g">Confu&#x017F;elius</hi>.</speaker>
          <p>2 bis 43 Jahr.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#TUR">
          <speaker><hi rendition="#g">Turner</hi>.</speaker>
          <p>2 bis &#x2014; 3 &#x2014; und Turner 60 &#x2014;<lb/>
weh, weh, weh mein alter Kopf! &#x2014; Herr, ich<lb/>
habe nicht heirathen wollen, nun werde ich noch<lb/>
in meinem Alter &#x017F;o ein Narr, mich verleiten zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Aber ich ha&#x0364;tte mich nicht &#x017F;chimpfen la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
hohl mich der Teufel nicht! Jch habe ordentlich ge-<lb/>
lebt, und, da die Ble&#x017F;&#x017F;uren abgerechnet, i&#x017F;t mein<lb/>
Ko&#x0364;rper dauerhaft geblieben; ich habe mehr Kra&#x0364;fte,<lb/>
Gott Lob, wie mancher Men&#x017F;cherja&#x0364;ger von 30 Jah-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ren,</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[234/0238] iſt vernarrt in ihn, beide wiſſen ſie nicht was Ma- nier iſt, (aufſtehend) Herr, ſie thaten hohl mich der Teufel alle beide, als ob ich ſo ein Hunde- kerl waͤre, auf den ſie gar nicht zu reflectiren haͤtten. Confuſelius. Jch habs mit Misfallen ge- ſehen. Turner. Und es wurde noch aͤrger, da Sie weg waren, Herr; Gott ſtraf mich, als wenn ich ſo ein Hundekerl waͤre! (ſich wieder ſetzend) auf meinen Stock kann ich mich nun wohl verlaſſen, aber ſoll ich mich erſt mit dem Kerl und wohl gar mit dem Weibe h’rumpruͤgeln? — Und wenn ders auch nicht waͤre — ſchon dem erſten Hoͤrner auf- geſetzt — Magiſter, wie alt war Schnitzer, da ſie ihn nahm. Confuſelius. 2 bis 43 Jahr. Turner. 2 bis — 3 — und Turner 60 — weh, weh, weh mein alter Kopf! — Herr, ich habe nicht heirathen wollen, nun werde ich noch in meinem Alter ſo ein Narr, mich verleiten zu laſſen. Aber ich haͤtte mich nicht ſchimpfen laſſen, hohl mich der Teufel nicht! Jch habe ordentlich ge- lebt, und, da die Bleſſuren abgerechnet, iſt mein Koͤrper dauerhaft geblieben; ich habe mehr Kraͤfte, Gott Lob, wie mancher Menſcherjaͤger von 30 Jah- ren,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/238
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/238>, abgerufen am 21.11.2024.