ersten zu fassen, und dafür zu halten, es käme alles darauf an, sich mit ihm auf einen gewissen Fuß setzen zu können, so wäre seine Bekanntschaft zu vielen Dingen nütze, ohne daß man nöthig hätte, es mit dem lieben Gott völlig zu verderben. Dies wollte er auch keineswegs, deshalb bethete er auch oft sehr andächtig, und versäumte die Kirche nie- mals; ich gab ihm hierüber meine Bedenklichkeiten sehr ernsthaft zu verstehen, und meinte, daß eine solche Achselträgerei ihn leicht mit beiden Wesen veruneinigen könnte; aber er wollte, daß ich dar- über ruhig sein sollte, und berief sich auf die Wor- te: den Reinen ist alles rein. Jndem er sich nun den Beistand des Himmels und der Hölle zu verschaffen suchte, und kraft des Weins und des Opiums bereits vieles sah und hörte, was ihm beides zu versichern schien, ward er täglich stolzer, und weidete sich schon in der Jdee, wie er denen, welche ihn verächtlich tractirt hatten, besonders meine Mutter und meinen Stiefvater seine Größe empfinden lassen wollte, wenn ihm nicht neue Reich- thümer, so viel er verlangte, zu Gebote stehen, son- dern auch sein Ruhm weit und breit erschallen, und Fürsten um seine Bekanntschaft buhlen würden.
Fast drei Wochen waren unter Vorbereitungen und Einbildungen dieser Art hingegangen, und nun
schritt
erſten zu faſſen, und dafuͤr zu halten, es kaͤme alles darauf an, ſich mit ihm auf einen gewiſſen Fuß ſetzen zu koͤnnen, ſo waͤre ſeine Bekanntſchaft zu vielen Dingen nuͤtze, ohne daß man noͤthig haͤtte, es mit dem lieben Gott voͤllig zu verderben. Dies wollte er auch keineswegs, deshalb bethete er auch oft ſehr andaͤchtig, und verſaͤumte die Kirche nie- mals; ich gab ihm hieruͤber meine Bedenklichkeiten ſehr ernſthaft zu verſtehen, und meinte, daß eine ſolche Achſeltraͤgerei ihn leicht mit beiden Weſen veruneinigen koͤnnte; aber er wollte, daß ich dar- uͤber ruhig ſein ſollte, und berief ſich auf die Wor- te: den Reinen iſt alles rein. Jndem er ſich nun den Beiſtand des Himmels und der Hoͤlle zu verſchaffen ſuchte, und kraft des Weins und des Opiums bereits vieles ſah und hoͤrte, was ihm beides zu verſichern ſchien, ward er taͤglich ſtolzer, und weidete ſich ſchon in der Jdee, wie er denen, welche ihn veraͤchtlich tractirt hatten, beſonders meine Mutter und meinen Stiefvater ſeine Groͤße empfinden laſſen wollte, wenn ihm nicht neue Reich- thuͤmer, ſo viel er verlangte, zu Gebote ſtehen, ſon- dern auch ſein Ruhm weit und breit erſchallen, und Fuͤrſten um ſeine Bekanntſchaft buhlen wuͤrden.
Faſt drei Wochen waren unter Vorbereitungen und Einbildungen dieſer Art hingegangen, und nun
ſchritt
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erſten zu faſſen, und dafuͤr zu halten, es kaͤme alles
darauf an, ſich mit ihm auf einen gewiſſen Fuß
ſetzen zu koͤnnen, ſo waͤre ſeine Bekanntſchaft zu
vielen Dingen nuͤtze, ohne daß man noͤthig haͤtte,
es mit dem lieben Gott voͤllig zu verderben. Dies
wollte er auch keineswegs, deshalb bethete er auch
oft ſehr andaͤchtig, und verſaͤumte die Kirche nie-
mals; ich gab ihm hieruͤber meine Bedenklichkeiten
ſehr ernſthaft zu verſtehen, und meinte, daß eine
ſolche Achſeltraͤgerei ihn leicht mit beiden Weſen
veruneinigen koͤnnte; aber er wollte, daß ich dar-
uͤber ruhig ſein ſollte, und berief ſich auf die Wor-
te: den Reinen iſt alles rein. Jndem er
ſich nun den Beiſtand des Himmels und der Hoͤlle
zu verſchaffen ſuchte, und kraft des Weins und des
Opiums bereits vieles ſah und hoͤrte, was ihm
beides zu verſichern ſchien, ward er taͤglich ſtolzer,
und weidete ſich ſchon in der Jdee, wie er denen,
welche ihn veraͤchtlich tractirt hatten, beſonders
meine Mutter und meinen Stiefvater ſeine Groͤße
empfinden laſſen wollte, wenn ihm nicht neue Reich-
thuͤmer, ſo viel er verlangte, zu Gebote ſtehen, ſon-
dern auch ſein Ruhm weit und breit erſchallen, und
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/270>, abgerufen am 22.11.2024.
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