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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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oder suchte sie zu beißen; wenn sie dann, darüber
aufgebracht, mich ein wenig abkeulte, so schrie ich,
als wenn ich gespiest würde, wenn ich nehmlich die
Mutter in der Nähe wußte. Die klägliche Stim-
me ihres Goldfritzels erscholl dann, wo sie auch im
Hause sein mochte, in ihren Ohren, sie kam ge-
rannt, und begann einen Zank mit der Wärterinn,
welche hingegen erzählte, was ich gethan, es gar
nicht läugnete, daß sie mich geschlagen hätte, und
behauptete Recht gehabt zu haben. Meine Mutter
war nicht derselben Meinung, sie nahm es höchst
übel, daß ein solches Weib oder Mensch ihren jun-
gen Herrn schlagen konnte, ein paarmal begleitete
sie die Schimpfnamen, die sie einer solchen Person
gab, mit Stößen und Püffen, man wehrte sich,
und so kam es mehrmals zu einer förmlichen Prü-
gelei, welche den Johann Jacob unendlich beun-
ruhigte; denn wenn er durch den fürchterlichen
Lerm, den die Kämpfenden machten, herbeigezo-
gen ward, sollte er seiner lieben Frau beistehen und
Recht schaffen, wobei er sich nicht allemal nach
ihrem Sinn benahm, und nun kaum vor Prügeln
von ihr sicher war. Das Ende vom Spiel war im-
mer, daß die Wärterinn wegkam, und einigemal
kam es zu Prozessen.

Mir
oder ſuchte ſie zu beißen; wenn ſie dann, daruͤber
aufgebracht, mich ein wenig abkeulte, ſo ſchrie ich,
als wenn ich geſpieſt wuͤrde, wenn ich nehmlich die
Mutter in der Naͤhe wußte. Die klaͤgliche Stim-
me ihres Goldfritzels erſcholl dann, wo ſie auch im
Hauſe ſein mochte, in ihren Ohren, ſie kam ge-
rannt, und begann einen Zank mit der Waͤrterinn,
welche hingegen erzaͤhlte, was ich gethan, es gar
nicht laͤugnete, daß ſie mich geſchlagen haͤtte, und
behauptete Recht gehabt zu haben. Meine Mutter
war nicht derſelben Meinung, ſie nahm es hoͤchſt
uͤbel, daß ein ſolches Weib oder Menſch ihren jun-
gen Herrn ſchlagen konnte, ein paarmal begleitete
ſie die Schimpfnamen, die ſie einer ſolchen Perſon
gab, mit Stoͤßen und Puͤffen, man wehrte ſich,
und ſo kam es mehrmals zu einer foͤrmlichen Pruͤ-
gelei, welche den Johann Jacob unendlich beun-
ruhigte; denn wenn er durch den fuͤrchterlichen
Lerm, den die Kaͤmpfenden machten, herbeigezo-
gen ward, ſollte er ſeiner lieben Frau beiſtehen und
Recht ſchaffen, wobei er ſich nicht allemal nach
ihrem Sinn benahm, und nun kaum vor Pruͤgeln
von ihr ſicher war. Das Ende vom Spiel war im-
mer, daß die Waͤrterinn wegkam, und einigemal
kam es zu Prozeſſen.

Mir
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[24/0028] oder ſuchte ſie zu beißen; wenn ſie dann, daruͤber aufgebracht, mich ein wenig abkeulte, ſo ſchrie ich, als wenn ich geſpieſt wuͤrde, wenn ich nehmlich die Mutter in der Naͤhe wußte. Die klaͤgliche Stim- me ihres Goldfritzels erſcholl dann, wo ſie auch im Hauſe ſein mochte, in ihren Ohren, ſie kam ge- rannt, und begann einen Zank mit der Waͤrterinn, welche hingegen erzaͤhlte, was ich gethan, es gar nicht laͤugnete, daß ſie mich geſchlagen haͤtte, und behauptete Recht gehabt zu haben. Meine Mutter war nicht derſelben Meinung, ſie nahm es hoͤchſt uͤbel, daß ein ſolches Weib oder Menſch ihren jun- gen Herrn ſchlagen konnte, ein paarmal begleitete ſie die Schimpfnamen, die ſie einer ſolchen Perſon gab, mit Stoͤßen und Puͤffen, man wehrte ſich, und ſo kam es mehrmals zu einer foͤrmlichen Pruͤ- gelei, welche den Johann Jacob unendlich beun- ruhigte; denn wenn er durch den fuͤrchterlichen Lerm, den die Kaͤmpfenden machten, herbeigezo- gen ward, ſollte er ſeiner lieben Frau beiſtehen und Recht ſchaffen, wobei er ſich nicht allemal nach ihrem Sinn benahm, und nun kaum vor Pruͤgeln von ihr ſicher war. Das Ende vom Spiel war im- mer, daß die Waͤrterinn wegkam, und einigemal kam es zu Prozeſſen. Mir

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/28>, abgerufen am 29.04.2024.