mittag bis auf den Abend beschäftigt ist, sich ei- nen frischen anzutrinken. Dies mag auch wohl Ur- sache sein, warum er nicht ernstlicher darauf denkt, seinen Antheil am Bermögen aus dem Guthe zu ziehen, wozu er anfangs schon gewisse geheime Ver- anstaltungen gemacht hatte. Noch mag er diesen Vorsatz wohl nicht aufgegeben haben, denn außer dem Wein, zu dem die Frau Baroninn noch dazu die Kosten halb tragen muß, giebt er keinen Gro- schen aus, vermuthlich um alles zu sammeln, um wenn er, wie es im Vorschlag war, sein Document auf die Hälfte des Vermögens mit einigem Verlust verkauft hätte, noch eine Nebenkasse wegzubringen. Doch, wie ich schon gesagt habe, die Dünste des Weins fesseln ihu.
Mir waren diese ausführlichen Nachrichten sehr willkommen, jetzt wußte ich, wie ich, um Rache an meiner Mutter und ihrem Gemahl zu nehmen, zu Werke gehen mußte, und Klaus schien, wie ich aus hingeworfenen Reden von ihm schloß, der nehmlichen Meinung.
Mein Oncle Friedrich gestand mir, daß ihm der Bediente meiner Mutter, so wie die andern, welche bei seinem Wirth versammelt gewesen, von meinen lustigen Streichen erzählt und hinzugesetzt hätten, ich sei der Mutter eine wahre Geisel, hier-
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mittag bis auf den Abend beſchaͤftigt iſt, ſich ei- nen friſchen anzutrinken. Dies mag auch wohl Ur- ſache ſein, warum er nicht ernſtlicher darauf denkt, ſeinen Antheil am Bermoͤgen aus dem Guthe zu ziehen, wozu er anfangs ſchon gewiſſe geheime Ver- anſtaltungen gemacht hatte. Noch mag er dieſen Vorſatz wohl nicht aufgegeben haben, denn außer dem Wein, zu dem die Frau Baroninn noch dazu die Koſten halb tragen muß, giebt er keinen Gro- ſchen aus, vermuthlich um alles zu ſammeln, um wenn er, wie es im Vorſchlag war, ſein Document auf die Haͤlfte des Vermoͤgens mit einigem Verluſt verkauft haͤtte, noch eine Nebenkaſſe wegzubringen. Doch, wie ich ſchon geſagt habe, die Duͤnſte des Weins feſſeln ihu.
Mir waren dieſe ausfuͤhrlichen Nachrichten ſehr willkommen, jetzt wußte ich, wie ich, um Rache an meiner Mutter und ihrem Gemahl zu nehmen, zu Werke gehen mußte, und Klaus ſchien, wie ich aus hingeworfenen Reden von ihm ſchloß, der nehmlichen Meinung.
Mein Oncle Friedrich geſtand mir, daß ihm der Bediente meiner Mutter, ſo wie die andern, welche bei ſeinem Wirth verſammelt geweſen, von meinen luſtigen Streichen erzaͤhlt und hinzugeſetzt haͤtten, ich ſei der Mutter eine wahre Geiſel, hier-
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mittag bis auf den Abend beſchaͤftigt iſt, ſich ei-
nen friſchen anzutrinken. Dies mag auch wohl Ur-
ſache ſein, warum er nicht ernſtlicher darauf denkt,
ſeinen Antheil am Bermoͤgen aus dem Guthe zu
ziehen, wozu er anfangs ſchon gewiſſe geheime Ver-
anſtaltungen gemacht hatte. Noch mag er dieſen
Vorſatz wohl nicht aufgegeben haben, denn außer
dem Wein, zu dem die Frau Baroninn noch dazu
die Koſten halb tragen muß, giebt er keinen Gro-
ſchen aus, vermuthlich um alles zu ſammeln, um
wenn er, wie es im Vorſchlag war, ſein Document
auf die Haͤlfte des Vermoͤgens mit einigem Verluſt
verkauft haͤtte, noch eine Nebenkaſſe wegzubringen.
Doch, wie ich ſchon geſagt habe, die Duͤnſte des
Weins feſſeln ihu.
Mir waren dieſe ausfuͤhrlichen Nachrichten
ſehr willkommen, jetzt wußte ich, wie ich, um
Rache an meiner Mutter und ihrem Gemahl zu
nehmen, zu Werke gehen mußte, und Klaus ſchien,
wie ich aus hingeworfenen Reden von ihm ſchloß,
der nehmlichen Meinung.
Mein Oncle Friedrich geſtand mir, daß ihm
der Bediente meiner Mutter, ſo wie die andern,
welche bei ſeinem Wirth verſammelt geweſen, von
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/295>, abgerufen am 22.11.2024.
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