ihr Jünglinge aus der Thiermenschenzunft) nicht so leicht zu erwarten steht. -- Jhr aber, wertheste Leser, verzeiht, daß ich wieder eine lange Anmer- kung machte, und also mein Wort brach! Das Wort- halten gehört zu den Lectionen ordentlicher Leute, die nicht in meinen Studierplan gehörten.
Damit ich mir aber auch nicht unrecht thue, und euch, meine Leser, auf die Meinung bringen möge, als hätte ich meine Studentenjahre ganz unaufgehalten durchgeschwärmt, ist es nothwendig, euch zu melden, daß ich in Beschäftigungen gerieth, welche mich von den meisten meiner lustigen Brüder entfernten, und mir zu den bisher ausgeübten Ge- niestreichen keine Zeit mehr ließen.
Nie hatte ich eine Vermahnung meiner Mut- ter so befolgt, als die, da sie mir weiter zu spielen rieth. Eigentlich hatte ich dieses edle Handwerk bisher ganz vernachläßigt, ich sah ein, daß ich un- recht hatte, und beschloß, das versäumte nachzu- holen. Das Glück begünstigte mich einigemal, dies vermehrte meinen Eifer, mich bei einer Spielbank einzufinden; bald ward es mir zur Gewohnheit, und dann zum Bedürfniß, welches ich befriedigen mußte, obgleich ich oft viel verlohr. Jetzt also war ich sel- ten bei einer Parthie, welche Feuster einschlug, ein Pereat brachte, Frauenzimmer auf ihren Wegen
angriff,
ihr Juͤnglinge aus der Thiermenſchenzunft) nicht ſo leicht zu erwarten ſteht. — Jhr aber, wertheſte Leſer, verzeiht, daß ich wieder eine lange Anmer- kung machte, und alſo mein Wort brach! Das Wort- halten gehoͤrt zu den Lectionen ordentlicher Leute, die nicht in meinen Studierplan gehoͤrten.
Damit ich mir aber auch nicht unrecht thue, und euch, meine Leſer, auf die Meinung bringen moͤge, als haͤtte ich meine Studentenjahre ganz unaufgehalten durchgeſchwaͤrmt, iſt es nothwendig, euch zu melden, daß ich in Beſchaͤftigungen gerieth, welche mich von den meiſten meiner luſtigen Bruͤder entfernten, und mir zu den bisher ausgeuͤbten Ge- nieſtreichen keine Zeit mehr ließen.
Nie hatte ich eine Vermahnung meiner Mut- ter ſo befolgt, als die, da ſie mir weiter zu ſpielen rieth. Eigentlich hatte ich dieſes edle Handwerk bisher ganz vernachlaͤßigt, ich ſah ein, daß ich un- recht hatte, und beſchloß, das verſaͤumte nachzu- holen. Das Gluͤck beguͤnſtigte mich einigemal, dies vermehrte meinen Eifer, mich bei einer Spielbank einzufinden; bald ward es mir zur Gewohnheit, und dann zum Beduͤrfniß, welches ich befriedigen mußte, obgleich ich oft viel verlohr. Jetzt alſo war ich ſel- ten bei einer Parthie, welche Feuſter einſchlug, ein Pereat brachte, Frauenzimmer auf ihren Wegen
angriff,
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ihr Juͤnglinge aus der Thiermenſchenzunft) nicht
ſo leicht zu erwarten ſteht. — Jhr aber, wertheſte
Leſer, verzeiht, daß ich wieder eine lange Anmer-
kung machte, und alſo mein Wort brach! Das Wort-
halten gehoͤrt zu den Lectionen ordentlicher Leute,
die nicht in meinen Studierplan gehoͤrten.
Damit ich mir aber auch nicht unrecht thue,
und euch, meine Leſer, auf die Meinung bringen
moͤge, als haͤtte ich meine Studentenjahre ganz
unaufgehalten durchgeſchwaͤrmt, iſt es nothwendig,
euch zu melden, daß ich in Beſchaͤftigungen gerieth,
welche mich von den meiſten meiner luſtigen Bruͤder
entfernten, und mir zu den bisher ausgeuͤbten Ge-
nieſtreichen keine Zeit mehr ließen.
Nie hatte ich eine Vermahnung meiner Mut-
ter ſo befolgt, als die, da ſie mir weiter zu ſpielen
rieth. Eigentlich hatte ich dieſes edle Handwerk
bisher ganz vernachlaͤßigt, ich ſah ein, daß ich un-
recht hatte, und beſchloß, das verſaͤumte nachzu-
holen. Das Gluͤck beguͤnſtigte mich einigemal, dies
vermehrte meinen Eifer, mich bei einer Spielbank
einzufinden; bald ward es mir zur Gewohnheit, und
dann zum Beduͤrfniß, welches ich befriedigen mußte,
obgleich ich oft viel verlohr. Jetzt alſo war ich ſel-
ten bei einer Parthie, welche Feuſter einſchlug, ein
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/310>, abgerufen am 22.11.2024.
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