Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

zu schwatzen auf, um sie zu beruhigen. Etwas
schien sie es zu sein, Madam Starkinn bemerkte
wenigstens, da wir ankamen, nichts, als daß Dor-
chen ungewöhnlich erhitzt sei, diese wußte hiervon
keine Ursache anzugeben, ich aber half ihr aus, in-
dem ich sagte, ihre gehorsame Nichte ängstigte sich
zu lange außengeblieben zu sein, und lief auf dem
Rückwege, daß ich kaum mitkonnte. Dorothea
verließ das Zimmer, weil sie diese Finte nicht be-
stätigen, und ihr auch nicht widersprechen wollte.

Jch wartete ihre Zurückkunft nicht ab, nahm
Abschied von Madam Starkinn, und eilte zum
Spiel, um abermals eine Summe zu verlieren,
die ich den andern Tag nicht bezahlen konnte. --
Doch es mußte geschehen, Klaus strengte seine Be-
redsamkeit noch einmal bei einem Juden an, der
endlich bei dem hochbeschwornen Versprechen, ganz
gewiß binnen zwei Monaten bezahlt zu sein, mit
einem ungeheuren Abzug Hülfe leistete.

Jetzt war die Expedition, die wir in Anschlag
hatten, nicht länger zu verschieben, ich sagte Klau-
sen, daß ich bereit sei, mich jedem andern Geschäft
und Zeitvertreib zu entziehen, und mich allem,
was zur Ausführung unsers Coups erforderlich
wäre, unterwerfen wollte. Hierzu gehörte vorzüg-
lich, daß ich vor der Hand nicht ausging, es war

da-
X 4

zu ſchwatzen auf, um ſie zu beruhigen. Etwas
ſchien ſie es zu ſein, Madam Starkinn bemerkte
wenigſtens, da wir ankamen, nichts, als daß Dor-
chen ungewoͤhnlich erhitzt ſei, dieſe wußte hiervon
keine Urſache anzugeben, ich aber half ihr aus, in-
dem ich ſagte, ihre gehorſame Nichte aͤngſtigte ſich
zu lange außengeblieben zu ſein, und lief auf dem
Ruͤckwege, daß ich kaum mitkonnte. Dorothea
verließ das Zimmer, weil ſie dieſe Finte nicht be-
ſtaͤtigen, und ihr auch nicht widerſprechen wollte.

Jch wartete ihre Zuruͤckkunft nicht ab, nahm
Abſchied von Madam Starkinn, und eilte zum
Spiel, um abermals eine Summe zu verlieren,
die ich den andern Tag nicht bezahlen konnte. —
Doch es mußte geſchehen, Klaus ſtrengte ſeine Be-
redſamkeit noch einmal bei einem Juden an, der
endlich bei dem hochbeſchwornen Verſprechen, ganz
gewiß binnen zwei Monaten bezahlt zu ſein, mit
einem ungeheuren Abzug Huͤlfe leiſtete.

Jetzt war die Expedition, die wir in Anſchlag
hatten, nicht laͤnger zu verſchieben, ich ſagte Klau-
ſen, daß ich bereit ſei, mich jedem andern Geſchaͤft
und Zeitvertreib zu entziehen, und mich allem,
was zur Ausfuͤhrung unſers Coups erforderlich
waͤre, unterwerfen wollte. Hierzu gehoͤrte vorzuͤg-
lich, daß ich vor der Hand nicht ausging, es war

da-
X 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0331" n="327"/>
zu &#x017F;chwatzen auf, um &#x017F;ie zu beruhigen. Etwas<lb/>
&#x017F;chien &#x017F;ie es zu &#x017F;ein, Madam Starkinn bemerkte<lb/>
wenig&#x017F;tens, da wir ankamen, nichts, als daß Dor-<lb/>
chen ungewo&#x0364;hnlich erhitzt &#x017F;ei, die&#x017F;e wußte hiervon<lb/>
keine Ur&#x017F;ache anzugeben, ich aber half ihr aus, in-<lb/>
dem ich &#x017F;agte, ihre gehor&#x017F;ame Nichte a&#x0364;ng&#x017F;tigte &#x017F;ich<lb/>
zu lange außengeblieben zu &#x017F;ein, und lief auf dem<lb/>
Ru&#x0364;ckwege, daß ich kaum mitkonnte. Dorothea<lb/>
verließ das Zimmer, weil &#x017F;ie die&#x017F;e Finte nicht be-<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;tigen, und ihr auch nicht wider&#x017F;prechen wollte.</p><lb/>
        <p>Jch wartete ihre Zuru&#x0364;ckkunft nicht ab, nahm<lb/>
Ab&#x017F;chied von Madam Starkinn, und eilte zum<lb/>
Spiel, um abermals eine Summe zu verlieren,<lb/>
die ich den andern Tag nicht bezahlen konnte. &#x2014;<lb/>
Doch es mußte ge&#x017F;chehen, Klaus &#x017F;trengte &#x017F;eine Be-<lb/>
red&#x017F;amkeit noch einmal bei einem Juden an, der<lb/>
endlich bei dem hochbe&#x017F;chwornen Ver&#x017F;prechen, ganz<lb/>
gewiß binnen zwei Monaten bezahlt zu &#x017F;ein, mit<lb/>
einem ungeheuren Abzug Hu&#x0364;lfe lei&#x017F;tete.</p><lb/>
        <p>Jetzt war die Expedition, die wir in An&#x017F;chlag<lb/>
hatten, nicht la&#x0364;nger zu ver&#x017F;chieben, ich &#x017F;agte Klau-<lb/>
&#x017F;en, daß ich bereit &#x017F;ei, mich jedem andern Ge&#x017F;cha&#x0364;ft<lb/>
und Zeitvertreib zu entziehen, und mich allem,<lb/>
was zur Ausfu&#x0364;hrung un&#x017F;ers Coups erforderlich<lb/>
wa&#x0364;re, unterwerfen wollte. Hierzu geho&#x0364;rte vorzu&#x0364;g-<lb/>
lich, daß ich vor der Hand nicht ausging, es war<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X 4</fw><fw place="bottom" type="catch">da-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0331] zu ſchwatzen auf, um ſie zu beruhigen. Etwas ſchien ſie es zu ſein, Madam Starkinn bemerkte wenigſtens, da wir ankamen, nichts, als daß Dor- chen ungewoͤhnlich erhitzt ſei, dieſe wußte hiervon keine Urſache anzugeben, ich aber half ihr aus, in- dem ich ſagte, ihre gehorſame Nichte aͤngſtigte ſich zu lange außengeblieben zu ſein, und lief auf dem Ruͤckwege, daß ich kaum mitkonnte. Dorothea verließ das Zimmer, weil ſie dieſe Finte nicht be- ſtaͤtigen, und ihr auch nicht widerſprechen wollte. Jch wartete ihre Zuruͤckkunft nicht ab, nahm Abſchied von Madam Starkinn, und eilte zum Spiel, um abermals eine Summe zu verlieren, die ich den andern Tag nicht bezahlen konnte. — Doch es mußte geſchehen, Klaus ſtrengte ſeine Be- redſamkeit noch einmal bei einem Juden an, der endlich bei dem hochbeſchwornen Verſprechen, ganz gewiß binnen zwei Monaten bezahlt zu ſein, mit einem ungeheuren Abzug Huͤlfe leiſtete. Jetzt war die Expedition, die wir in Anſchlag hatten, nicht laͤnger zu verſchieben, ich ſagte Klau- ſen, daß ich bereit ſei, mich jedem andern Geſchaͤft und Zeitvertreib zu entziehen, und mich allem, was zur Ausfuͤhrung unſers Coups erforderlich waͤre, unterwerfen wollte. Hierzu gehoͤrte vorzuͤg- lich, daß ich vor der Hand nicht ausging, es war da- X 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/331
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/331>, abgerufen am 22.11.2024.