ben, bis dahin, daß jene endlich in der kleinsten Handlung von ihnen abhängig werden. Bei einem Egoisten, der noch dazu selbst von einer Leiden- schaft tyrannisirt wird, ist ein solches Geschöpf in doppelten Fesseln; und das war der Fall bei der Gattinn des Herrn Professor Knapp.
Sie war reich, mußte sich aber bequemen wie eine arme Frau zu leben, die jeden Pfennig sauer verdienen muß, ihr Gemahl zählte ihr die Graupen- körner in den Topf, wog das Pfund Fleisch zu, welches sie für sich, ihn und die Kinder täglich mußte kochen lassen, nahm, wenn ein Braten vorfiel, denselben, sobald er jedem sein dünnes Schnittchen davon vorgelegt hatte, in Beschluß, zählte die Kaffeebohnen, so wie die Erbsen großen Stückchen Zucker zu, und nannte seine Frau eine Verschwenderinn, eine Frau, die nicht auf die Zukunft, nicht auf ihre Kinder dächte, wenn sie einmal vorschlug, der Köchinn und dem Bedienten auch etwas Fleisch zu geben, weil ja die Leute des bloßen Zugemüßes und der trocknen Würste, die sie höchstens dazu bekämen, überdrüßig würden, und deshalb nie in ihrem Dienst aushielten, wogegen sie immer schlechtere Subjekte ins Haus bekämen, und dazu überall ausgetragen würden. Dieses letz- te Argument galt dem Herrn Professor am we-
nigsten,
ben, bis dahin, daß jene endlich in der kleinſten Handlung von ihnen abhaͤngig werden. Bei einem Egoiſten, der noch dazu ſelbſt von einer Leiden- ſchaft tyranniſirt wird, iſt ein ſolches Geſchoͤpf in doppelten Feſſeln; und das war der Fall bei der Gattinn des Herrn Profeſſor Knapp.
Sie war reich, mußte ſich aber bequemen wie eine arme Frau zu leben, die jeden Pfennig ſauer verdienen muß, ihr Gemahl zaͤhlte ihr die Graupen- koͤrner in den Topf, wog das Pfund Fleiſch zu, welches ſie fuͤr ſich, ihn und die Kinder taͤglich mußte kochen laſſen, nahm, wenn ein Braten vorfiel, denſelben, ſobald er jedem ſein duͤnnes Schnittchen davon vorgelegt hatte, in Beſchluß, zaͤhlte die Kaffeebohnen, ſo wie die Erbſen großen Stuͤckchen Zucker zu, und nannte ſeine Frau eine Verſchwenderinn, eine Frau, die nicht auf die Zukunft, nicht auf ihre Kinder daͤchte, wenn ſie einmal vorſchlug, der Koͤchinn und dem Bedienten auch etwas Fleiſch zu geben, weil ja die Leute des bloßen Zugemuͤßes und der trocknen Wuͤrſte, die ſie hoͤchſtens dazu bekaͤmen, uͤberdruͤßig wuͤrden, und deshalb nie in ihrem Dienſt aushielten, wogegen ſie immer ſchlechtere Subjekte ins Haus bekaͤmen, und dazu uͤberall ausgetragen wuͤrden. Dieſes letz- te Argument galt dem Herrn Profeſſor am we-
nigſten,
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ben, bis dahin, daß jene endlich in der kleinſten
Handlung von ihnen abhaͤngig werden. Bei einem
Egoiſten, der noch dazu ſelbſt von einer Leiden-
ſchaft tyranniſirt wird, iſt ein ſolches Geſchoͤpf in
doppelten Feſſeln; und das war der Fall bei der
Gattinn des Herrn Profeſſor Knapp.
Sie war reich, mußte ſich aber bequemen wie
eine arme Frau zu leben, die jeden Pfennig ſauer
verdienen muß, ihr Gemahl zaͤhlte ihr die Graupen-
koͤrner in den Topf, wog das Pfund Fleiſch zu,
welches ſie fuͤr ſich, ihn und die Kinder taͤglich
mußte kochen laſſen, nahm, wenn ein Braten
vorfiel, denſelben, ſobald er jedem ſein duͤnnes
Schnittchen davon vorgelegt hatte, in Beſchluß,
zaͤhlte die Kaffeebohnen, ſo wie die Erbſen großen
Stuͤckchen Zucker zu, und nannte ſeine Frau eine
Verſchwenderinn, eine Frau, die nicht auf die
Zukunft, nicht auf ihre Kinder daͤchte, wenn ſie
einmal vorſchlug, der Koͤchinn und dem Bedienten
auch etwas Fleiſch zu geben, weil ja die Leute des
bloßen Zugemuͤßes und der trocknen Wuͤrſte, die ſie
hoͤchſtens dazu bekaͤmen, uͤberdruͤßig wuͤrden, und
deshalb nie in ihrem Dienſt aushielten, wogegen
ſie immer ſchlechtere Subjekte ins Haus bekaͤmen,
und dazu uͤberall ausgetragen wuͤrden. Dieſes letz-
te Argument galt dem Herrn Profeſſor am we-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/335>, abgerufen am 22.11.2024.
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