Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

ihrer Tante ausweinen, und dann die Sache ver-
gessen; freue dich, Goldfritzel, es gelingt dir alles,
Herzmütterchen hat mehr Freude erlebt, als sie denkt,
aber einmal muß ich ihr doch alles, was mir gelun-
gen ist, gestehen, damit sie sieht, wie ihre Zucht
und ihr Beispiel gewürkt hat, und daß sie nicht
umsonst gehofft hat, ihr liebes Söhnchen werde sich
in der Welt zu benehmen wissen.

Als ich dies mit vieler Selbstzufriedenheit und
luziferischem Spott über meine Mutter dachte, ah-
nete ich freilich nicht, daß ich nahe daran wäre,
um dieses geschickten Benehmens willen in viele
Anfechtungen und Trübsale zu gerathen, sonst wür-
de ich entweder die Lust zum Lachen verloren, oder
auf Sicherheit gedacht haben, doch ich vom Glück
Beschützter ward ja, wie meine Leser in der Folge
finden werden, bald genug erlöst, und konnte neue
Freuden nach meinem Geschmack genießen.

Die Unannehmlichkeiten, in welche ich nach dem
Schluß des Schicksals auf einige Zeit gerathen
sollte, hoben sich schon an, ehe ich ... noch ver-
ließ. Einige Wochen nach Klausens Zurückkunft
sagte dieser mir, als ich eines Abends vom Spiel
nach Hause kam, daß Madam Starkinn in mei-
ner Wohnung gewesen, und mich zu sprechen ver-
langt hätte,, er habe ihr auf die Frage, wenn ich
wohl zu finden wäre, gesagt, daß er ihr hierzu kei-
ne Zeit bestimmen könne, indem ich wenig zu
Hause sei. Die gute Frau hatte sich noch einige-
mal vergebens bemüht, denn obwohl ich das eine-
mal würklich zu Hause, war so hatte Klaus mich ver-

läugnet.

ihrer Tante ausweinen, und dann die Sache ver-
geſſen; freue dich, Goldfritzel, es gelingt dir alles,
Herzmuͤtterchen hat mehr Freude erlebt, als ſie denkt,
aber einmal muß ich ihr doch alles, was mir gelun-
gen iſt, geſtehen, damit ſie ſieht, wie ihre Zucht
und ihr Beiſpiel gewuͤrkt hat, und daß ſie nicht
umſonſt gehofft hat, ihr liebes Soͤhnchen werde ſich
in der Welt zu benehmen wiſſen.

Als ich dies mit vieler Selbſtzufriedenheit und
luziferiſchem Spott uͤber meine Mutter dachte, ah-
nete ich freilich nicht, daß ich nahe daran waͤre,
um dieſes geſchickten Benehmens willen in viele
Anfechtungen und Truͤbſale zu gerathen, ſonſt wuͤr-
de ich entweder die Luſt zum Lachen verloren, oder
auf Sicherheit gedacht haben, doch ich vom Gluͤck
Beſchuͤtzter ward ja, wie meine Leſer in der Folge
finden werden, bald genug erloͤſt, und konnte neue
Freuden nach meinem Geſchmack genießen.

Die Unannehmlichkeiten, in welche ich nach dem
Schluß des Schickſals auf einige Zeit gerathen
ſollte, hoben ſich ſchon an, ehe ich ... noch ver-
ließ. Einige Wochen nach Klauſens Zuruͤckkunft
ſagte dieſer mir, als ich eines Abends vom Spiel
nach Hauſe kam, daß Madam Starkinn in mei-
ner Wohnung geweſen, und mich zu ſprechen ver-
langt haͤtte,, er habe ihr auf die Frage, wenn ich
wohl zu finden waͤre, geſagt, daß er ihr hierzu kei-
ne Zeit beſtimmen koͤnne, indem ich wenig zu
Hauſe ſei. Die gute Frau hatte ſich noch einige-
mal vergebens bemuͤht, denn obwohl ich das eine-
mal wuͤrklich zu Hauſe, war ſo hatte Klaus mich ver-

laͤugnet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0360" n="356"/>
ihrer Tante ausweinen, und dann die Sache ver-<lb/>
ge&#x017F;&#x017F;en; freue dich, Goldfritzel, es gelingt dir alles,<lb/>
Herzmu&#x0364;tterchen hat mehr Freude erlebt, als &#x017F;ie denkt,<lb/>
aber einmal muß ich ihr doch alles, was mir gelun-<lb/>
gen i&#x017F;t, ge&#x017F;tehen, damit &#x017F;ie &#x017F;ieht, wie ihre Zucht<lb/>
und ihr Bei&#x017F;piel gewu&#x0364;rkt hat, und daß &#x017F;ie nicht<lb/>
um&#x017F;on&#x017F;t gehofft hat, ihr liebes So&#x0364;hnchen werde &#x017F;ich<lb/>
in der Welt zu benehmen wi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Als ich dies mit vieler Selb&#x017F;tzufriedenheit und<lb/>
luziferi&#x017F;chem Spott u&#x0364;ber meine Mutter dachte, ah-<lb/>
nete ich freilich nicht, daß ich nahe daran wa&#x0364;re,<lb/>
um die&#x017F;es ge&#x017F;chickten Benehmens willen in viele<lb/>
Anfechtungen und Tru&#x0364;b&#x017F;ale zu gerathen, &#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;r-<lb/>
de ich entweder die Lu&#x017F;t zum Lachen verloren, oder<lb/>
auf Sicherheit gedacht haben, doch ich vom Glu&#x0364;ck<lb/>
Be&#x017F;chu&#x0364;tzter ward ja, wie meine Le&#x017F;er in der Folge<lb/>
finden werden, bald genug erlo&#x0364;&#x017F;t, und konnte neue<lb/>
Freuden nach meinem Ge&#x017F;chmack genießen.</p><lb/>
        <p>Die Unannehmlichkeiten, in welche ich nach dem<lb/>
Schluß des Schick&#x017F;als auf einige Zeit gerathen<lb/>
&#x017F;ollte, hoben &#x017F;ich &#x017F;chon an, ehe ich ... noch ver-<lb/>
ließ. Einige Wochen nach Klau&#x017F;ens Zuru&#x0364;ckkunft<lb/>
&#x017F;agte die&#x017F;er mir, als ich eines Abends vom Spiel<lb/>
nach Hau&#x017F;e kam, daß Madam Starkinn in mei-<lb/>
ner Wohnung gewe&#x017F;en, und mich zu &#x017F;prechen ver-<lb/>
langt ha&#x0364;tte,, er habe ihr auf die Frage, wenn ich<lb/>
wohl zu finden wa&#x0364;re, ge&#x017F;agt, daß er ihr hierzu kei-<lb/>
ne Zeit be&#x017F;timmen ko&#x0364;nne, indem ich wenig zu<lb/>
Hau&#x017F;e &#x017F;ei. Die gute Frau hatte &#x017F;ich noch einige-<lb/>
mal vergebens bemu&#x0364;ht, denn obwohl ich das eine-<lb/>
mal wu&#x0364;rklich zu Hau&#x017F;e, war &#x017F;o hatte Klaus mich ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">la&#x0364;ugnet.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[356/0360] ihrer Tante ausweinen, und dann die Sache ver- geſſen; freue dich, Goldfritzel, es gelingt dir alles, Herzmuͤtterchen hat mehr Freude erlebt, als ſie denkt, aber einmal muß ich ihr doch alles, was mir gelun- gen iſt, geſtehen, damit ſie ſieht, wie ihre Zucht und ihr Beiſpiel gewuͤrkt hat, und daß ſie nicht umſonſt gehofft hat, ihr liebes Soͤhnchen werde ſich in der Welt zu benehmen wiſſen. Als ich dies mit vieler Selbſtzufriedenheit und luziferiſchem Spott uͤber meine Mutter dachte, ah- nete ich freilich nicht, daß ich nahe daran waͤre, um dieſes geſchickten Benehmens willen in viele Anfechtungen und Truͤbſale zu gerathen, ſonſt wuͤr- de ich entweder die Luſt zum Lachen verloren, oder auf Sicherheit gedacht haben, doch ich vom Gluͤck Beſchuͤtzter ward ja, wie meine Leſer in der Folge finden werden, bald genug erloͤſt, und konnte neue Freuden nach meinem Geſchmack genießen. Die Unannehmlichkeiten, in welche ich nach dem Schluß des Schickſals auf einige Zeit gerathen ſollte, hoben ſich ſchon an, ehe ich ... noch ver- ließ. Einige Wochen nach Klauſens Zuruͤckkunft ſagte dieſer mir, als ich eines Abends vom Spiel nach Hauſe kam, daß Madam Starkinn in mei- ner Wohnung geweſen, und mich zu ſprechen ver- langt haͤtte,, er habe ihr auf die Frage, wenn ich wohl zu finden waͤre, geſagt, daß er ihr hierzu kei- ne Zeit beſtimmen koͤnne, indem ich wenig zu Hauſe ſei. Die gute Frau hatte ſich noch einige- mal vergebens bemuͤht, denn obwohl ich das eine- mal wuͤrklich zu Hauſe, war ſo hatte Klaus mich ver- laͤugnet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/360
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/360>, abgerufen am 22.11.2024.