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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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den Ausbruch des gerechtesten Zorns auch noch durch
Beschimpfung zu rächen.
Jch. Und worüber zürnen Sie?
Starkinn. (schmeichelnd) Herr Schnitzer,
warum wollen Sie den Unwissenden machen, war-
um ihr Herz, ihr Gewissen mühsam verhärten?
Lassen Sie sich erzählen: sobald Sie wegblieben,
und, wahr oder verstellt krank thaten, stellte sich
bei Dorotheen schlimme Ahnung ein, ich glaub-
te die Traurigkeit welche sie nicht überwinden konn-
te, habe Jhre Krankheit zur Ursache; sie ließ michs
glauben.

Jnsgeheim forschte sie bei Jhrem Arzt nach
Jhrem Befinden, seine Antwort vergewisserte ih-
ren Verdacht, die Thränen flossen häufiger aus ih-
ren Augen, aber noch gestand sie die wahre Ursache
nicht.

Sie schrieb Jhnen feierlich, und erst da Jhre
-- verzeihen Sie die Wahrheit -- da Jhre boshaf-
te Antwort kam, entdeckte sie mir, daß es mit
Jhrer Liebe, mit Jhrer Verbindung vorbei sei.
Jch las diesen Brief -- er ist von einem Verläum-
der hintergangen, sagte ich dann, wir müssen ihn
eines Bessern zu überzeugen suchen. Nein, Mut-
ter, versetzte Dorchen, er ist nicht hintergangen, er
weiß es besser, alles ist Erfindung von ihm -- was
nun zu thun, fragte ich -- ihn vergessen, schweigen,
daß, wo möglich, wir selbst nichts mehr davon
hören.

Jch konnte und wollte auch nicht sie bereden,
zur Versöhnung mit Jhnen irgend einen Schritt
zu
den Ausbruch des gerechteſten Zorns auch noch durch
Beſchimpfung zu raͤchen.
Jch. Und woruͤber zuͤrnen Sie?
Starkinn. (ſchmeichelnd) Herr Schnitzer,
warum wollen Sie den Unwiſſenden machen, war-
um ihr Herz, ihr Gewiſſen muͤhſam verhaͤrten?
Laſſen Sie ſich erzaͤhlen: ſobald Sie wegblieben,
und, wahr oder verſtellt krank thaten, ſtellte ſich
bei Dorotheen ſchlimme Ahnung ein, ich glaub-
te die Traurigkeit welche ſie nicht uͤberwinden konn-
te, habe Jhre Krankheit zur Urſache; ſie ließ michs
glauben.

Jnsgeheim forſchte ſie bei Jhrem Arzt nach
Jhrem Befinden, ſeine Antwort vergewiſſerte ih-
ren Verdacht, die Thraͤnen floſſen haͤufiger aus ih-
ren Augen, aber noch geſtand ſie die wahre Urſache
nicht.

Sie ſchrieb Jhnen feierlich, und erſt da Jhre
— verzeihen Sie die Wahrheit — da Jhre boshaf-
te Antwort kam, entdeckte ſie mir, daß es mit
Jhrer Liebe, mit Jhrer Verbindung vorbei ſei.
Jch las dieſen Brief — er iſt von einem Verlaͤum-
der hintergangen, ſagte ich dann, wir muͤſſen ihn
eines Beſſern zu uͤberzeugen ſuchen. Nein, Mut-
ter, verſetzte Dorchen, er iſt nicht hintergangen, er
weiß es beſſer, alles iſt Erfindung von ihm — was
nun zu thun, fragte ich — ihn vergeſſen, ſchweigen,
daß, wo moͤglich, wir ſelbſt nichts mehr davon
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[358/0362] den Ausbruch des gerechteſten Zorns auch noch durch Beſchimpfung zu raͤchen. Jch. Und woruͤber zuͤrnen Sie? Starkinn. (ſchmeichelnd) Herr Schnitzer, warum wollen Sie den Unwiſſenden machen, war- um ihr Herz, ihr Gewiſſen muͤhſam verhaͤrten? Laſſen Sie ſich erzaͤhlen: ſobald Sie wegblieben, und, wahr oder verſtellt krank thaten, ſtellte ſich bei Dorotheen ſchlimme Ahnung ein, ich glaub- te die Traurigkeit welche ſie nicht uͤberwinden konn- te, habe Jhre Krankheit zur Urſache; ſie ließ michs glauben. Jnsgeheim forſchte ſie bei Jhrem Arzt nach Jhrem Befinden, ſeine Antwort vergewiſſerte ih- ren Verdacht, die Thraͤnen floſſen haͤufiger aus ih- ren Augen, aber noch geſtand ſie die wahre Urſache nicht. Sie ſchrieb Jhnen feierlich, und erſt da Jhre — verzeihen Sie die Wahrheit — da Jhre boshaf- te Antwort kam, entdeckte ſie mir, daß es mit Jhrer Liebe, mit Jhrer Verbindung vorbei ſei. Jch las dieſen Brief — er iſt von einem Verlaͤum- der hintergangen, ſagte ich dann, wir muͤſſen ihn eines Beſſern zu uͤberzeugen ſuchen. Nein, Mut- ter, verſetzte Dorchen, er iſt nicht hintergangen, er weiß es beſſer, alles iſt Erfindung von ihm — was nun zu thun, fragte ich — ihn vergeſſen, ſchweigen, daß, wo moͤglich, wir ſelbſt nichts mehr davon hoͤren. Jch konnte und wollte auch nicht ſie bereden, zur Verſoͤhnung mit Jhnen irgend einen Schritt zu

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/362>, abgerufen am 22.11.2024.