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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Sehen Sie, ich thue viel, lassen Sie nun den
zweiten Vater das seinige auch beitragen, giebt er
eben das, so kann Dorchen ihre Wochen mit Be-
quemlichkeit halten -- Sie haben aber recht, mit
ihr wegzuziehen. (ich machte Anstalt das Geld zu
holen.)
Starkinn. Satan, behalte dein Geld, und
beschimpfe uns nicht noch mit so niedrigen Anträ-
gen. Geh, Schrecklicher, du bist vor sicher un-
serer Verfolgung, auch vor unserm Fluch, die ge-
kränte Tugend flucht nicht; aber die Stunde wird
kommen, wo du diese That bereust, und diese
Reue wünscht dir die Menschlichkeit in mir.

Madam Starkinn ging, und ich erfuhr, daß
sie würklich des folgenden Tages mit Dorotheen
abgereist sei.

Der Schulmeister ist, indem er die Beendi-
gung dieser Geschichte liest, so beklommen, daß er
kaum Odem holen kann, er unterbricht mich, und
ich muß ihm zuhören -- -- Hier ists, was er mir
ins Gewissen sprach.

"Ach Herr Schnitzer, was für edle Menschen
haben sie hingeopfert! Um Gotteswillen, ist denn
diese Reue noch nicht erfolgt, die ihnen die liebe
Madam Starkinn aus Sanftmuth und christlichem
versöhnlichem Herzen gewünscht hat? Sie haben
viel, viel Böses gethan, die Haare stehen einem
zu Berge, wenn man ihre Geschichte liest, kaum
ist ihnen zu versprechen, daß sie so viel Bubenstük-
ke wieder gut machen könnten, und wenn sie auch
von heute aufingen daran zu denken. Aber Gott
ist
Sehen Sie, ich thue viel, laſſen Sie nun den
zweiten Vater das ſeinige auch beitragen, giebt er
eben das, ſo kann Dorchen ihre Wochen mit Be-
quemlichkeit halten — Sie haben aber recht, mit
ihr wegzuziehen. (ich machte Anſtalt das Geld zu
holen.)
Starkinn. Satan, behalte dein Geld, und
beſchimpfe uns nicht noch mit ſo niedrigen Antraͤ-
gen. Geh, Schrecklicher, du biſt vor ſicher un-
ſerer Verfolgung, auch vor unſerm Fluch, die ge-
kraͤnte Tugend flucht nicht; aber die Stunde wird
kommen, wo du dieſe That bereuſt, und dieſe
Reue wuͤnſcht dir die Menſchlichkeit in mir.

Madam Starkinn ging, und ich erfuhr, daß
ſie wuͤrklich des folgenden Tages mit Dorotheen
abgereiſt ſei.

Der Schulmeiſter iſt, indem er die Beendi-
gung dieſer Geſchichte lieſt, ſo beklommen, daß er
kaum Odem holen kann, er unterbricht mich, und
ich muß ihm zuhoͤren — — Hier iſts, was er mir
ins Gewiſſen ſprach.

„Ach Herr Schnitzer, was fuͤr edle Menſchen
haben ſie hingeopfert! Um Gotteswillen, iſt denn
dieſe Reue noch nicht erfolgt, die ihnen die liebe
Madam Starkinn aus Sanftmuth und chriſtlichem
verſoͤhnlichem Herzen gewuͤnſcht hat? Sie haben
viel, viel Boͤſes gethan, die Haare ſtehen einem
zu Berge, wenn man ihre Geſchichte lieſt, kaum
iſt ihnen zu verſprechen, daß ſie ſo viel Bubenſtuͤk-
ke wieder gut machen koͤnnten, und wenn ſie auch
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[360/0364] Sehen Sie, ich thue viel, laſſen Sie nun den zweiten Vater das ſeinige auch beitragen, giebt er eben das, ſo kann Dorchen ihre Wochen mit Be- quemlichkeit halten — Sie haben aber recht, mit ihr wegzuziehen. (ich machte Anſtalt das Geld zu holen.) Starkinn. Satan, behalte dein Geld, und beſchimpfe uns nicht noch mit ſo niedrigen Antraͤ- gen. Geh, Schrecklicher, du biſt vor ſicher un- ſerer Verfolgung, auch vor unſerm Fluch, die ge- kraͤnte Tugend flucht nicht; aber die Stunde wird kommen, wo du dieſe That bereuſt, und dieſe Reue wuͤnſcht dir die Menſchlichkeit in mir. Madam Starkinn ging, und ich erfuhr, daß ſie wuͤrklich des folgenden Tages mit Dorotheen abgereiſt ſei. Der Schulmeiſter iſt, indem er die Beendi- gung dieſer Geſchichte lieſt, ſo beklommen, daß er kaum Odem holen kann, er unterbricht mich, und ich muß ihm zuhoͤren — — Hier iſts, was er mir ins Gewiſſen ſprach. „Ach Herr Schnitzer, was fuͤr edle Menſchen haben ſie hingeopfert! Um Gotteswillen, iſt denn dieſe Reue noch nicht erfolgt, die ihnen die liebe Madam Starkinn aus Sanftmuth und chriſtlichem verſoͤhnlichem Herzen gewuͤnſcht hat? Sie haben viel, viel Boͤſes gethan, die Haare ſtehen einem zu Berge, wenn man ihre Geſchichte lieſt, kaum iſt ihnen zu verſprechen, daß ſie ſo viel Bubenſtuͤk- ke wieder gut machen koͤnnten, und wenn ſie auch von heute aufingen daran zu denken. Aber Gott iſt

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/364>, abgerufen am 22.11.2024.