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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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ist gnädig und barmherzig, thun sie wenigstens was
sie können, und wie glücklich wären sie, wenn sie
das liebe gute Geschöpf, die Dorothea Müllerinn,
bereden könnten, ihnen zu verzeihen, und sie dann
heirathen, vielleicht lebt ihr Kind noch, sie thäten
dann doch endlich eine ihrer ersten Pflichten, und
Dorothea würde sie wohl noch gar zum tugendhaf-
ten guten Menschen machen -- wissen sie denn nicht
wo sie hingekommen ist, nnd wo sie lebt? --

Verzeihen sie, Herr Nachbar, daß ich mit
meiner Antwort auf ihre christliche Ermahnung ge-
zögert habe, ich mußte sie erst niederschreiben, aber
nun vernehmen sie: Jch habe nicht durch Erkun-
digung, sondern von ohngefähr erfahren, daß Ma-
dam Starkinn mit ihrer Nichte in eine kleine
Stadt gezogen ist, daß mein Sohn, den Dorothea
dort glücklich zur Welt brachte, gestorben, und
seine Großtante einige Zeit darnach auch diesen
Weg gegangen ist. Dorothea hat ihren kleinen
Nachlaß geerbt, und sich bei eine andre tugend-
hafte Matrone begeben, wo sie ihren Unterhalt
mit allerlei Arbeiten verdient.

Sie ist also noch zu haben, und ich bin nicht
abgeneigt sie zu meiner Frau zu machen, obgleich
das Kind nicht mehr lebt -- Sehen sie, daß noch
Hoffnung an mir ist! Wir wollen dann weiter
sehen wie es wird, und ob sie mich ganz bekehrt,
wobei sie ihr doch wohl hülfreiche, Hand leisten wer-
den; ihr macht dann vielleicht noch einen Geist-
menschen aus mir.

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iſt gnaͤdig und barmherzig, thun ſie wenigſtens was
ſie koͤnnen, und wie gluͤcklich waͤren ſie, wenn ſie
das liebe gute Geſchoͤpf, die Dorothea Muͤllerinn,
bereden koͤnnten, ihnen zu verzeihen, und ſie dann
heirathen, vielleicht lebt ihr Kind noch, ſie thaͤten
dann doch endlich eine ihrer erſten Pflichten, und
Dorothea wuͤrde ſie wohl noch gar zum tugendhaf-
ten guten Menſchen machen — wiſſen ſie denn nicht
wo ſie hingekommen iſt, nnd wo ſie lebt? —

Verzeihen ſie, Herr Nachbar, daß ich mit
meiner Antwort auf ihre chriſtliche Ermahnung ge-
zoͤgert habe, ich mußte ſie erſt niederſchreiben, aber
nun vernehmen ſie: Jch habe nicht durch Erkun-
digung, ſondern von ohngefaͤhr erfahren, daß Ma-
dam Starkinn mit ihrer Nichte in eine kleine
Stadt gezogen iſt, daß mein Sohn, den Dorothea
dort gluͤcklich zur Welt brachte, geſtorben, und
ſeine Großtante einige Zeit darnach auch dieſen
Weg gegangen iſt. Dorothea hat ihren kleinen
Nachlaß geerbt, und ſich bei eine andre tugend-
hafte Matrone begeben, wo ſie ihren Unterhalt
mit allerlei Arbeiten verdient.

Sie iſt alſo noch zu haben, und ich bin nicht
abgeneigt ſie zu meiner Frau zu machen, obgleich
das Kind nicht mehr lebt — Sehen ſie, daß noch
Hoffnung an mir iſt! Wir wollen dann weiter
ſehen wie es wird, und ob ſie mich ganz bekehrt,
wobei ſie ihr doch wohl huͤlfreiche, Hand leiſten wer-
den; ihr macht dann vielleicht noch einen Geiſt-
menſchen aus mir.

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[361/0365] iſt gnaͤdig und barmherzig, thun ſie wenigſtens was ſie koͤnnen, und wie gluͤcklich waͤren ſie, wenn ſie das liebe gute Geſchoͤpf, die Dorothea Muͤllerinn, bereden koͤnnten, ihnen zu verzeihen, und ſie dann heirathen, vielleicht lebt ihr Kind noch, ſie thaͤten dann doch endlich eine ihrer erſten Pflichten, und Dorothea wuͤrde ſie wohl noch gar zum tugendhaf- ten guten Menſchen machen — wiſſen ſie denn nicht wo ſie hingekommen iſt, nnd wo ſie lebt? — Verzeihen ſie, Herr Nachbar, daß ich mit meiner Antwort auf ihre chriſtliche Ermahnung ge- zoͤgert habe, ich mußte ſie erſt niederſchreiben, aber nun vernehmen ſie: Jch habe nicht durch Erkun- digung, ſondern von ohngefaͤhr erfahren, daß Ma- dam Starkinn mit ihrer Nichte in eine kleine Stadt gezogen iſt, daß mein Sohn, den Dorothea dort gluͤcklich zur Welt brachte, geſtorben, und ſeine Großtante einige Zeit darnach auch dieſen Weg gegangen iſt. Dorothea hat ihren kleinen Nachlaß geerbt, und ſich bei eine andre tugend- hafte Matrone begeben, wo ſie ihren Unterhalt mit allerlei Arbeiten verdient. Sie iſt alſo noch zu haben, und ich bin nicht abgeneigt ſie zu meiner Frau zu machen, obgleich das Kind nicht mehr lebt — Sehen ſie, daß noch Hoffnung an mir iſt! Wir wollen dann weiter ſehen wie es wird, und ob ſie mich ganz bekehrt, wobei ſie ihr doch wohl huͤlfreiche, Hand leiſten wer- den; ihr macht dann vielleicht noch einen Geiſt- menſchen aus mir. Z 5

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/365>, abgerufen am 22.11.2024.