Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
ich glaubte Zeit zur Ueberlegung zu haben, denn Blasewitz war nicht willens die Geschäfte sei- nes Vaters so bald zu endigen, er nahm sich vor, auf dessen Credit was aufgehn zu lassen, denn er schonte ihn so wenig, als ich meine Mutter, nur war zwischen beiden Fällen der Unterschied, daß der Banquier Blasewitz 3 bis 400 tausend im Vermö- gen hatte, und daß sein Sohn ihn nicht so be- handelte, wie ich meine Mutter, und ihm auch wieder nützlich war; sonst war er ein völliger Thiermensch [verlorenes Material]l gut als ich, doch ohne die Ungezwungenheit im Denken und Handeln zu besitzen, wie ich. -- -- Jch machte bei meiner Schwester den zärtlichen Bruder vollkommen, das gute Geschöpf rechnete, da ich so liebevoll gegen sie war, meine Erscheinung für die seligste Begebenheit ihres Lebens; ich glaub- te, sagte sie mit Wonnethränen in den Augen, von allem Antheil an denen ausgeschlossen zu sein, wel- che die Natur durch die Bande des Bluts mit mir ver- bunden hat und siehe da, Gott läßt mich einen guten, eine liebenden Bruder sehen, der sich meinen schwesterlichen Umarmungen nicht entzieht. Auch meine Großmutter lebte noch, gegen wel- che ich wunderartig war, die gute Alte hatte immer die Thränen in den Augen, daß sie auch noch an mir Freude erlebte; jetzt vergaß sie die Härte ihrer Tochter und war selig [i]n zwei hübschen wohlgerathe- nen Enkeln, die auch eine so gute Figur machten. Busch und Sophie freuten sich mit ihr, sie und meine Schwester wurden mir gewogen. Albrecht reichte mir
ich glaubte Zeit zur Ueberlegung zu haben, denn Blaſewitz war nicht willens die Geſchaͤfte ſei- nes Vaters ſo bald zu endigen, er nahm ſich vor, auf deſſen Credit was aufgehn zu laſſen, denn er ſchonte ihn ſo wenig, als ich meine Mutter, nur war zwiſchen beiden Faͤllen der Unterſchied, daß der Banquier Blaſewitz 3 bis 400 tauſend im Vermoͤ- gen hatte, und daß ſein Sohn ihn nicht ſo be- handelte, wie ich meine Mutter, und ihm auch wieder nuͤtzlich war; ſonſt war er ein voͤlliger Thiermenſch [verlorenes Material]l gut als ich, doch ohne die Ungezwungenheit im Denken und Handeln zu beſitzen, wie ich. — — Jch machte bei meiner Schweſter den zaͤrtlichen Bruder vollkommen, das gute Geſchoͤpf rechnete, da ich ſo liebevoll gegen ſie war, meine Erſcheinung fuͤr die ſeligſte Begebenheit ihres Lebens; ich glaub- te, ſagte ſie mit Wonnethraͤnen in den Augen, von allem Antheil an denen ausgeſchloſſen zu ſein, wel- che die Natur durch die Bande des Bluts mit mir ver- bunden hat und ſiehe da, Gott laͤßt mich einen guten, eine liebenden Bruder ſehen, der ſich meinen ſchweſterlichen Umarmungen nicht entzieht. Auch meine Großmutter lebte noch, gegen wel- che ich wunderartig war, die gute Alte hatte immer die Thraͤnen in den Augen, daß ſie auch noch an mir Freude erlebte; jetzt vergaß ſie die Haͤrte ihrer Tochter und war ſelig [i]n zwei huͤbſchen wohlgerathe- nen Enkeln, die auch eine ſo gute Figur machten. Buſch und Sophie freuten ſich mit ihr, ſie und meine Schweſter wurden mir gewogen. Albrecht reichte mir
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ich glaubte Zeit zur Ueberlegung zu haben, denn
Blaſewitz war nicht willens die Geſchaͤfte ſei-
nes Vaters ſo bald zu endigen, er nahm ſich vor,
auf deſſen Credit was aufgehn zu laſſen, denn er
ſchonte ihn ſo wenig, als ich meine Mutter, nur
war zwiſchen beiden Faͤllen der Unterſchied, daß der
Banquier Blaſewitz 3 bis 400 tauſend im Vermoͤ-
gen hatte, und daß ſein Sohn ihn nicht ſo be-
handelte, wie ich meine Mutter, und ihm auch wieder
nuͤtzlich war; ſonſt war er ein voͤlliger Thiermenſch
_ l gut als ich, doch ohne die Ungezwungenheit im
Denken und Handeln zu beſitzen, wie ich. — —
Jch machte bei meiner Schweſter den zaͤrtlichen
Bruder vollkommen, das gute Geſchoͤpf rechnete,
da ich ſo liebevoll gegen ſie war, meine Erſcheinung
fuͤr die ſeligſte Begebenheit ihres Lebens; ich glaub-
te, ſagte ſie mit Wonnethraͤnen in den Augen, von
allem Antheil an denen ausgeſchloſſen zu ſein, wel-
che die Natur durch die Bande des Bluts mit mir ver-
bunden hat und ſiehe da, Gott laͤßt mich einen
guten, eine liebenden Bruder ſehen, der ſich meinen
ſchweſterlichen Umarmungen nicht entzieht.
Auch meine Großmutter lebte noch, gegen wel-
che ich wunderartig war, die gute Alte hatte immer
die Thraͤnen in den Augen, daß ſie auch noch an
mir Freude erlebte; jetzt vergaß ſie die Haͤrte ihrer
Tochter und war ſelig in zwei huͤbſchen wohlgerathe-
nen Enkeln, die auch eine ſo gute Figur machten.
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