Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
denklichkeit sagen wollte und setzte noch 1000 Thlr. zu seinem Versprechen hinzu, ließ sich aber auch ver- lauten, daß er nun nicht höher gehn könnte, und der Handel, wenn dieß meine Bedenklichkeiten noch nicht heben könnte, vergessen werden müßte. Vier tausend Thaler waren immer keine Klei- nigkeit, ich lenkte also ein und versicherte Blasewiz- zen, daß ich es mit einem guten Freunde nicht so ge- nau nähm, und die 4000 Thlr. auch mehr von sei- ner Freundschaft acceptirte, weil ich eben Geld brauch- te, als zur Belohnung für diesen Dienst. Wir waren also richtig und mir lag es nun ob, die Sache einzuleiten, zu der ich es für erforderlich hielt, daß Blasewitz nicht mehr mit mir zu Buschens ging, sondern allein, und das auch nicht oft. Es gehörte einiges Kopfzerbrechen dazu, wie ich meiner Schwester habhaft werden sollte, auch hätte ich gern zugleich noch einen Einfall befriedigt. Bu- schens ältestes Kind war eine Tochter, diese fand ich nicht, als ich meinen ersten Besuch in seinem Hause machte, sie war mit einer Verwandtinn verreist, da sie zurückkam, sah ich, daß noch ein sehr hübsches Mädchen im Hause wäre, gern hätte ich auch die- se Blume, die nur ein Jahr jünger als ich war, gebrochen, ich hielt es nicht für bitter, wenn ich beide Mädchen in meine Gewalt bekommen, und Wilhelminen für mich nehmen könnte, doch es war schwer. Madam Busch ließ sie selten und zu Lustbarkeiten gar nicht allein ausgehn: doch ein Anschlagsvoller Kopf findet zu allem Mittel, also auch ich: was ich nun erfand schien gelingen zu müs- B b 5
denklichkeit ſagen wollte und ſetzte noch 1000 Thlr. zu ſeinem Verſprechen hinzu, ließ ſich aber auch ver- lauten, daß er nun nicht hoͤher gehn koͤnnte, und der Handel, wenn dieß meine Bedenklichkeiten noch nicht heben koͤnnte, vergeſſen werden muͤßte. Vier tauſend Thaler waren immer keine Klei- nigkeit, ich lenkte alſo ein und verſicherte Blaſewiz- zen, daß ich es mit einem guten Freunde nicht ſo ge- nau naͤhm, und die 4000 Thlr. auch mehr von ſei- ner Freundſchaft acceptirte, weil ich eben Geld brauch- te, als zur Belohnung fuͤr dieſen Dienſt. Wir waren alſo richtig und mir lag es nun ob, die Sache einzuleiten, zu der ich es fuͤr erforderlich hielt, daß Blaſewitz nicht mehr mit mir zu Buſchens ging, ſondern allein, und das auch nicht oft. Es gehoͤrte einiges Kopfzerbrechen dazu, wie ich meiner Schweſter habhaft werden ſollte, auch haͤtte ich gern zugleich noch einen Einfall befriedigt. Bu- ſchens aͤlteſtes Kind war eine Tochter, dieſe fand ich nicht, als ich meinen erſten Beſuch in ſeinem Hauſe machte, ſie war mit einer Verwandtinn verreiſt, da ſie zuruͤckkam, ſah ich, daß noch ein ſehr huͤbſches Maͤdchen im Hauſe waͤre, gern haͤtte ich auch die- ſe Blume, die nur ein Jahr juͤnger als ich war, gebrochen, ich hielt es nicht fuͤr bitter, wenn ich beide Maͤdchen in meine Gewalt bekommen, und Wilhelminen fuͤr mich nehmen koͤnnte, doch es war ſchwer. Madam Buſch ließ ſie ſelten und zu Luſtbarkeiten gar nicht allein ausgehn: doch ein Anſchlagsvoller Kopf findet zu allem Mittel, alſo auch ich: was ich nun erfand ſchien gelingen zu muͤs- B b 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#STA"> <p><pb facs="#f0397" n="393"/> denklichkeit ſagen wollte und ſetzte noch 1000 Thlr.<lb/> zu ſeinem Verſprechen hinzu, ließ ſich aber auch ver-<lb/> lauten, daß er nun nicht hoͤher gehn koͤnnte, und<lb/> der Handel, wenn dieß meine Bedenklichkeiten noch<lb/> nicht heben koͤnnte, vergeſſen werden muͤßte.</p><lb/> <p>Vier tauſend Thaler waren immer keine Klei-<lb/> nigkeit, ich lenkte alſo ein und verſicherte Blaſewiz-<lb/> zen, daß ich es mit einem guten Freunde nicht ſo ge-<lb/> nau naͤhm, und die 4000 Thlr. auch mehr von ſei-<lb/> ner Freundſchaft acceptirte, weil ich eben Geld brauch-<lb/> te, als zur Belohnung fuͤr dieſen Dienſt.</p><lb/> <p>Wir waren alſo richtig und mir lag es nun ob,<lb/> die Sache einzuleiten, zu der ich es fuͤr erforderlich<lb/> hielt, daß Blaſewitz nicht mehr mit mir zu Buſchens<lb/> ging, ſondern allein, und das auch nicht oft.</p><lb/> <p>Es gehoͤrte einiges Kopfzerbrechen dazu, wie ich<lb/> meiner Schweſter habhaft werden ſollte, auch haͤtte<lb/> ich gern zugleich noch einen Einfall befriedigt. Bu-<lb/> ſchens aͤlteſtes Kind war eine Tochter, dieſe fand ich<lb/> nicht, als ich meinen erſten Beſuch in ſeinem Hauſe<lb/> machte, ſie war mit einer Verwandtinn verreiſt, da<lb/> ſie zuruͤckkam, ſah ich, daß noch ein ſehr huͤbſches<lb/> Maͤdchen im Hauſe waͤre, gern haͤtte ich auch die-<lb/> ſe Blume, die nur ein Jahr juͤnger als ich war,<lb/> gebrochen, ich hielt es nicht fuͤr bitter, wenn ich<lb/> beide Maͤdchen in meine Gewalt bekommen, und<lb/> Wilhelminen fuͤr mich nehmen koͤnnte, doch es<lb/> war ſchwer. Madam Buſch ließ ſie ſelten und zu<lb/> Luſtbarkeiten gar nicht allein ausgehn: doch ein<lb/> Anſchlagsvoller Kopf findet zu allem Mittel, alſo<lb/> auch ich: was ich nun erfand ſchien gelingen zu<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b 5</fw><fw place="bottom" type="catch">muͤs-</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [393/0397]
denklichkeit ſagen wollte und ſetzte noch 1000 Thlr.
zu ſeinem Verſprechen hinzu, ließ ſich aber auch ver-
lauten, daß er nun nicht hoͤher gehn koͤnnte, und
der Handel, wenn dieß meine Bedenklichkeiten noch
nicht heben koͤnnte, vergeſſen werden muͤßte.
Vier tauſend Thaler waren immer keine Klei-
nigkeit, ich lenkte alſo ein und verſicherte Blaſewiz-
zen, daß ich es mit einem guten Freunde nicht ſo ge-
nau naͤhm, und die 4000 Thlr. auch mehr von ſei-
ner Freundſchaft acceptirte, weil ich eben Geld brauch-
te, als zur Belohnung fuͤr dieſen Dienſt.
Wir waren alſo richtig und mir lag es nun ob,
die Sache einzuleiten, zu der ich es fuͤr erforderlich
hielt, daß Blaſewitz nicht mehr mit mir zu Buſchens
ging, ſondern allein, und das auch nicht oft.
Es gehoͤrte einiges Kopfzerbrechen dazu, wie ich
meiner Schweſter habhaft werden ſollte, auch haͤtte
ich gern zugleich noch einen Einfall befriedigt. Bu-
ſchens aͤlteſtes Kind war eine Tochter, dieſe fand ich
nicht, als ich meinen erſten Beſuch in ſeinem Hauſe
machte, ſie war mit einer Verwandtinn verreiſt, da
ſie zuruͤckkam, ſah ich, daß noch ein ſehr huͤbſches
Maͤdchen im Hauſe waͤre, gern haͤtte ich auch die-
ſe Blume, die nur ein Jahr juͤnger als ich war,
gebrochen, ich hielt es nicht fuͤr bitter, wenn ich
beide Maͤdchen in meine Gewalt bekommen, und
Wilhelminen fuͤr mich nehmen koͤnnte, doch es
war ſchwer. Madam Buſch ließ ſie ſelten und zu
Luſtbarkeiten gar nicht allein ausgehn: doch ein
Anſchlagsvoller Kopf findet zu allem Mittel, alſo
auch ich: was ich nun erfand ſchien gelingen zu
muͤs-
B b 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |