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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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leicht hätte gehört werden können, wenn nicht
mehr Geschrei auf den Straßen gewesen wäre, we-
nigstens hätte der Kutscher ohnerachtet der erhalt-
nen 10 Pistolen sich umsehn können. Jch entschloß
mich also, die leichte Figur nach mir hinzureißen
und sie mit in meinen Mantel zu hüllen. Nun
mochte sie jammern, wie sie wollte, kein Mensch
hörte es, auch ließ ich sie nicht so bald los, als
wir ausser dem Thore waren. Doch endlich machte
ich ihr Luft, denn Johann saß auf dem Bock und
hatte den Kutscher über die Ursach, warum sein
Herr die Mamsel entführte, so gut unterrichtet,
daß er sich an den ärgsten Lärm, den sie gemacht
hätte, nicht würde gekehrt haben. Allein Madelon
begann weder zu schreien noch zu winseln, sie sank
hin. Jch hatte an nichts gedacht, womit man ei-
ner Ohnmacht begegnet, es war finster ich konnte
nichts sehn und nichts thun als sie, die, da ich sie
los ließ, vorwärts gefallen war, wieder aufzurich-
ten und ihr um Brust und Hals Luft zu machen,
wobei ich sie denn allenthalben strich und rieb um
ihre Lebensgeister wieder zu rufen.

Diese Beschäftigung that mehr als eine Wir-
kung, Madelon schöpfte Athem, und ich war nicht
mehr im Stande mich zurückzuhalten. Sie konn-
te sich nicht sehr sträuben und -- -- Sie hatten die
4000 Thlr. verdient.

Nachdem dieß geschehn war, wollte ich Jhre
Schwester trösten und ihr schmeicheln, aber ich be-
merkte bald, daß sie mehr todt als lebendig war, sie
schob mich schwach von sich, that einige Zeit nichts
als
leicht haͤtte gehoͤrt werden koͤnnen, wenn nicht
mehr Geſchrei auf den Straßen geweſen waͤre, we-
nigſtens haͤtte der Kutſcher ohnerachtet der erhalt-
nen 10 Piſtolen ſich umſehn koͤnnen. Jch entſchloß
mich alſo, die leichte Figur nach mir hinzureißen
und ſie mit in meinen Mantel zu huͤllen. Nun
mochte ſie jammern, wie ſie wollte, kein Menſch
hoͤrte es, auch ließ ich ſie nicht ſo bald los, als
wir auſſer dem Thore waren. Doch endlich machte
ich ihr Luft, denn Johann ſaß auf dem Bock und
hatte den Kutſcher uͤber die Urſach, warum ſein
Herr die Mamſel entfuͤhrte, ſo gut unterrichtet,
daß er ſich an den aͤrgſten Laͤrm, den ſie gemacht
haͤtte, nicht wuͤrde gekehrt haben. Allein Madelon
begann weder zu ſchreien noch zu winſeln, ſie ſank
hin. Jch hatte an nichts gedacht, womit man ei-
ner Ohnmacht begegnet, es war finſter ich konnte
nichts ſehn und nichts thun als ſie, die, da ich ſie
los ließ, vorwaͤrts gefallen war, wieder aufzurich-
ten und ihr um Bruſt und Hals Luft zu machen,
wobei ich ſie denn allenthalben ſtrich und rieb um
ihre Lebensgeiſter wieder zu rufen.

Dieſe Beſchaͤftigung that mehr als eine Wir-
kung, Madelon ſchoͤpfte Athem, und ich war nicht
mehr im Stande mich zuruͤckzuhalten. Sie konn-
te ſich nicht ſehr ſtraͤuben und — — Sie hatten die
4000 Thlr. verdient.

Nachdem dieß geſchehn war, wollte ich Jhre
Schweſter troͤſten und ihr ſchmeicheln, aber ich be-
merkte bald, daß ſie mehr todt als lebendig war, ſie
ſchob mich ſchwach von ſich, that einige Zeit nichts
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[404/0408] leicht haͤtte gehoͤrt werden koͤnnen, wenn nicht mehr Geſchrei auf den Straßen geweſen waͤre, we- nigſtens haͤtte der Kutſcher ohnerachtet der erhalt- nen 10 Piſtolen ſich umſehn koͤnnen. Jch entſchloß mich alſo, die leichte Figur nach mir hinzureißen und ſie mit in meinen Mantel zu huͤllen. Nun mochte ſie jammern, wie ſie wollte, kein Menſch hoͤrte es, auch ließ ich ſie nicht ſo bald los, als wir auſſer dem Thore waren. Doch endlich machte ich ihr Luft, denn Johann ſaß auf dem Bock und hatte den Kutſcher uͤber die Urſach, warum ſein Herr die Mamſel entfuͤhrte, ſo gut unterrichtet, daß er ſich an den aͤrgſten Laͤrm, den ſie gemacht haͤtte, nicht wuͤrde gekehrt haben. Allein Madelon begann weder zu ſchreien noch zu winſeln, ſie ſank hin. Jch hatte an nichts gedacht, womit man ei- ner Ohnmacht begegnet, es war finſter ich konnte nichts ſehn und nichts thun als ſie, die, da ich ſie los ließ, vorwaͤrts gefallen war, wieder aufzurich- ten und ihr um Bruſt und Hals Luft zu machen, wobei ich ſie denn allenthalben ſtrich und rieb um ihre Lebensgeiſter wieder zu rufen. Dieſe Beſchaͤftigung that mehr als eine Wir- kung, Madelon ſchoͤpfte Athem, und ich war nicht mehr im Stande mich zuruͤckzuhalten. Sie konn- te ſich nicht ſehr ſtraͤuben und — — Sie hatten die 4000 Thlr. verdient. Nachdem dieß geſchehn war, wollte ich Jhre Schweſter troͤſten und ihr ſchmeicheln, aber ich be- merkte bald, daß ſie mehr todt als lebendig war, ſie ſchob mich ſchwach von ſich, that einige Zeit nichts als

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/408>, abgerufen am 23.11.2024.