Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

Meine Frau fand sich sehr bald in ihr Schick-
sal, ja sie war das vergnügteste Geschöpf unter der
Sonne! Jch begegnete ihr über einen Monat ganz
leidlich, führte sie in allerhand Geschaften, wo jun-
ge Officiers waren und bat Gäste dieser Art. Mei-
ne Absicht war, daß sie, welche ziemlich hübsch und
mehr als zu munter war, auch eine gute Erziehung
hatte, Liebhaber bekommen sollte, ich hielt es dann
für das Beste, eine Art von Bordel und Spielhaus
in meinen vier Pfälen anzulegen. Zu diesem Zweck
trieb ich meine Frau an, unter den lockern Schwe-
stern Bekantschaften zu machen, welche ich dann zu
den Festen bat, die wir einrichteten und wobei wir
was drauf gehn ließen! dieß zog freilich Schulden
nach sich, allein ich hoffte es sollte wieder heraus-
kommen.

Hannchen war nicht abgeneigt mitzujubeln, auch
fiel ihr die Berechnung der Kosten nicht ein, doch
die daheim eingesogeneu Grundsätze begannen zurück-
zukommen. Der Ton bei unsern Abendessen, wel-
che den Souppees sprituels in weiland Schnitzers
Gasthof ähnlich waren, beängstigte sie, ja es fiel ihr
ein, die Gewissenhafte zu machen, und den Officiers,
die sich an sie wendeten, ernsthaft und trocken zu
begegnen. Mir mußte eine solche Ungeneigtheit,
die Umstände zu verbessern, von Rechts wegen mißfal-
len, es kam also zu manchem Streit unter uns, der
zuletzt in Mißhandlungen ausartete, sie war aber
selbst Schuld daran, denn anstatt nachzugeben, ward
sie täglich widerspänstiger und schlich sogar davon,
wenn ich Gäste geladen hatte.

Es
G g 4

Meine Frau fand ſich ſehr bald in ihr Schick-
ſal, ja ſie war das vergnuͤgteſte Geſchoͤpf unter der
Sonne! Jch begegnete ihr uͤber einen Monat ganz
leidlich, fuͤhrte ſie in allerhand Geſchaften, wo jun-
ge Officiers waren und bat Gaͤſte dieſer Art. Mei-
ne Abſicht war, daß ſie, welche ziemlich huͤbſch und
mehr als zu munter war, auch eine gute Erziehung
hatte, Liebhaber bekommen ſollte, ich hielt es dann
fuͤr das Beſte, eine Art von Bordel und Spielhaus
in meinen vier Pfaͤlen anzulegen. Zu dieſem Zweck
trieb ich meine Frau an, unter den lockern Schwe-
ſtern Bekantſchaften zu machen, welche ich dann zu
den Feſten bat, die wir einrichteten und wobei wir
was drauf gehn ließen! dieß zog freilich Schulden
nach ſich, allein ich hoffte es ſollte wieder heraus-
kommen.

Hannchen war nicht abgeneigt mitzujubeln, auch
fiel ihr die Berechnung der Koſten nicht ein, doch
die daheim eingeſogeneu Grundſaͤtze begannen zuruͤck-
zukommen. Der Ton bei unſern Abendeſſen, wel-
che den Souppees ſprituels in weiland Schnitzers
Gaſthof aͤhnlich waren, beaͤngſtigte ſie, ja es fiel ihr
ein, die Gewiſſenhafte zu machen, und den Officiers,
die ſich an ſie wendeten, ernſthaft und trocken zu
begegnen. Mir mußte eine ſolche Ungeneigtheit,
die Umſtaͤnde zu verbeſſern, von Rechts wegen mißfal-
len, es kam alſo zu manchem Streit unter uns, der
zuletzt in Mißhandlungen ausartete, ſie war aber
ſelbſt Schuld daran, denn anſtatt nachzugeben, ward
ſie taͤglich widerſpaͤnſtiger und ſchlich ſogar davon,
wenn ich Gaͤſte geladen hatte.

Es
G g 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0475" n="471"/>
        <p>Meine Frau fand &#x017F;ich &#x017F;ehr bald in ihr Schick-<lb/>
&#x017F;al, ja &#x017F;ie war das vergnu&#x0364;gte&#x017F;te Ge&#x017F;cho&#x0364;pf unter der<lb/>
Sonne! Jch begegnete ihr u&#x0364;ber einen Monat ganz<lb/>
leidlich, fu&#x0364;hrte &#x017F;ie in allerhand Ge&#x017F;chaften, wo jun-<lb/>
ge Officiers waren und bat Ga&#x0364;&#x017F;te die&#x017F;er Art. Mei-<lb/>
ne Ab&#x017F;icht war, daß &#x017F;ie, welche ziemlich hu&#x0364;b&#x017F;ch und<lb/>
mehr als zu munter war, auch eine gute Erziehung<lb/>
hatte, Liebhaber bekommen &#x017F;ollte, ich hielt es dann<lb/>
fu&#x0364;r das Be&#x017F;te, eine Art von Bordel und Spielhaus<lb/>
in meinen vier Pfa&#x0364;len anzulegen. Zu die&#x017F;em Zweck<lb/>
trieb ich meine Frau an, unter den lockern Schwe-<lb/>
&#x017F;tern Bekant&#x017F;chaften zu machen, welche ich dann zu<lb/>
den Fe&#x017F;ten bat, die wir einrichteten und wobei wir<lb/>
was drauf gehn ließen! dieß zog freilich Schulden<lb/>
nach &#x017F;ich, allein ich hoffte es &#x017F;ollte wieder heraus-<lb/>
kommen.</p><lb/>
        <p>Hannchen war nicht abgeneigt mitzujubeln, auch<lb/>
fiel ihr die Berechnung der Ko&#x017F;ten nicht ein, doch<lb/>
die daheim einge&#x017F;ogeneu Grund&#x017F;a&#x0364;tze begannen zuru&#x0364;ck-<lb/>
zukommen. Der Ton bei un&#x017F;ern Abende&#x017F;&#x017F;en, wel-<lb/>
che den Souppees &#x017F;prituels in weiland Schnitzers<lb/>
Ga&#x017F;thof a&#x0364;hnlich waren, bea&#x0364;ng&#x017F;tigte &#x017F;ie, ja es fiel ihr<lb/>
ein, die Gewi&#x017F;&#x017F;enhafte zu machen, und den Officiers,<lb/>
die &#x017F;ich an &#x017F;ie wendeten, ern&#x017F;thaft und trocken zu<lb/>
begegnen. Mir mußte eine &#x017F;olche Ungeneigtheit,<lb/>
die Um&#x017F;ta&#x0364;nde zu verbe&#x017F;&#x017F;ern, von Rechts wegen mißfal-<lb/>
len, es kam al&#x017F;o zu manchem Streit unter uns, der<lb/>
zuletzt in Mißhandlungen ausartete, &#x017F;ie war aber<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t Schuld daran, denn an&#x017F;tatt nachzugeben, ward<lb/>
&#x017F;ie ta&#x0364;glich wider&#x017F;pa&#x0364;n&#x017F;tiger und &#x017F;chlich &#x017F;ogar davon,<lb/>
wenn ich Ga&#x0364;&#x017F;te geladen hatte.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">G g 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0475] Meine Frau fand ſich ſehr bald in ihr Schick- ſal, ja ſie war das vergnuͤgteſte Geſchoͤpf unter der Sonne! Jch begegnete ihr uͤber einen Monat ganz leidlich, fuͤhrte ſie in allerhand Geſchaften, wo jun- ge Officiers waren und bat Gaͤſte dieſer Art. Mei- ne Abſicht war, daß ſie, welche ziemlich huͤbſch und mehr als zu munter war, auch eine gute Erziehung hatte, Liebhaber bekommen ſollte, ich hielt es dann fuͤr das Beſte, eine Art von Bordel und Spielhaus in meinen vier Pfaͤlen anzulegen. Zu dieſem Zweck trieb ich meine Frau an, unter den lockern Schwe- ſtern Bekantſchaften zu machen, welche ich dann zu den Feſten bat, die wir einrichteten und wobei wir was drauf gehn ließen! dieß zog freilich Schulden nach ſich, allein ich hoffte es ſollte wieder heraus- kommen. Hannchen war nicht abgeneigt mitzujubeln, auch fiel ihr die Berechnung der Koſten nicht ein, doch die daheim eingeſogeneu Grundſaͤtze begannen zuruͤck- zukommen. Der Ton bei unſern Abendeſſen, wel- che den Souppees ſprituels in weiland Schnitzers Gaſthof aͤhnlich waren, beaͤngſtigte ſie, ja es fiel ihr ein, die Gewiſſenhafte zu machen, und den Officiers, die ſich an ſie wendeten, ernſthaft und trocken zu begegnen. Mir mußte eine ſolche Ungeneigtheit, die Umſtaͤnde zu verbeſſern, von Rechts wegen mißfal- len, es kam alſo zu manchem Streit unter uns, der zuletzt in Mißhandlungen ausartete, ſie war aber ſelbſt Schuld daran, denn anſtatt nachzugeben, ward ſie taͤglich widerſpaͤnſtiger und ſchlich ſogar davon, wenn ich Gaͤſte geladen hatte. Es G g 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/475
Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/475>, abgerufen am 22.11.2024.