bekäme. Es ward also geschrieben und mir bei mei- nem Vormund ein gutes Lob beigelegt. Die Ant- wort verzog sich und mir war, alles versprochnen Schutzes ohnerachtet, etwas hange, gern hätte ich diesen Briefwechsel, durch den auch Hannchens El- tern Nachricht von meinem Aufenthalt bekamen, verhindert, es ließ sich aber nicht thun; denn eben diese Einwendung, welche ich nicht äußern konnte, ohne Verdacht anderer Art zu erregen, schlug man durch die Meinung nieder, daß ich allenfalls an das Mädchen jährlich etwas abzugeben genöthigt werden könnte, das ubrige müsse mir doch ausgezahlt wer- den. Jch mußte also schweigen und geschehn lassen, daß der Auditeur sich meiner annahm.
Statt aller Antwort erschien der nehmliche Vetter, der Hannchen ertappt hatte, mit ihr selbst und verlangte nichts Geringers, als daß ich seine Base ehelichen sollte, weil die Eltern diese durch mich entehrte Tochter nicht bei sich dulden und sie lieber zu einem Soldaten-Weibe heruntergesetzt, als zu Schimpf und Schande sich in der Welt herum- treiben sehn wollten. Der Herr Vetter wandte sich an den Compagnie- und Regiments-Chef und wußte seine Worte so vortreflich zu setzen, daß be- sonders der letzte dadurch bewogen wurde, mich ru- fen zu lassen und mir ins Gewissen zu reden. Das Ende vom Liede war, daß ich halb gezwungen, halb gutwillig, weil ich doch den Ehestand auch versuchen wollte, mich mit Hannchen eopuliren ließ. Nun war alles eben, ich wurde Unteroffizier und das Aus- gesetzte meines Oneles ward mir zugestanden.
Meine
bekaͤme. Es ward alſo geſchrieben und mir bei mei- nem Vormund ein gutes Lob beigelegt. Die Ant- wort verzog ſich und mir war, alles verſprochnen Schutzes ohnerachtet, etwas hange, gern haͤtte ich dieſen Briefwechſel, durch den auch Hannchens El- tern Nachricht von meinem Aufenthalt bekamen, verhindert, es ließ ſich aber nicht thun; denn eben dieſe Einwendung, welche ich nicht aͤußern konnte, ohne Verdacht anderer Art zu erregen, ſchlug man durch die Meinung nieder, daß ich allenfalls an das Maͤdchen jaͤhrlich etwas abzugeben genoͤthigt werden koͤnnte, das ubrige muͤſſe mir doch ausgezahlt wer- den. Jch mußte alſo ſchweigen und geſchehn laſſen, daß der Auditeur ſich meiner annahm.
Statt aller Antwort erſchien der nehmliche Vetter, der Hannchen ertappt hatte, mit ihr ſelbſt und verlangte nichts Geringers, als daß ich ſeine Baſe ehelichen ſollte, weil die Eltern dieſe durch mich entehrte Tochter nicht bei ſich dulden und ſie lieber zu einem Soldaten-Weibe heruntergeſetzt, als zu Schimpf und Schande ſich in der Welt herum- treiben ſehn wollten. Der Herr Vetter wandte ſich an den Compagnie- und Regiments-Chef und wußte ſeine Worte ſo vortreflich zu ſetzen, daß be- ſonders der letzte dadurch bewogen wurde, mich ru- fen zu laſſen und mir ins Gewiſſen zu reden. Das Ende vom Liede war, daß ich halb gezwungen, halb gutwillig, weil ich doch den Eheſtand auch verſuchen wollte, mich mit Hannchen eopuliren ließ. Nun war alles eben, ich wurde Unteroffizier und das Aus- geſetzte meines Oneles ward mir zugeſtanden.
Meine
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bekaͤme. Es ward alſo geſchrieben und mir bei mei-
nem Vormund ein gutes Lob beigelegt. Die Ant-
wort verzog ſich und mir war, alles verſprochnen
Schutzes ohnerachtet, etwas hange, gern haͤtte ich
dieſen Briefwechſel, durch den auch Hannchens El-
tern Nachricht von meinem Aufenthalt bekamen,
verhindert, es ließ ſich aber nicht thun; denn eben
dieſe Einwendung, welche ich nicht aͤußern konnte,
ohne Verdacht anderer Art zu erregen, ſchlug man
durch die Meinung nieder, daß ich allenfalls an das
Maͤdchen jaͤhrlich etwas abzugeben genoͤthigt werden
koͤnnte, das ubrige muͤſſe mir doch ausgezahlt wer-
den. Jch mußte alſo ſchweigen und geſchehn laſſen,
daß der Auditeur ſich meiner annahm.
Statt aller Antwort erſchien der nehmliche
Vetter, der Hannchen ertappt hatte, mit ihr ſelbſt
und verlangte nichts Geringers, als daß ich ſeine
Baſe ehelichen ſollte, weil die Eltern dieſe durch
mich entehrte Tochter nicht bei ſich dulden und ſie
lieber zu einem Soldaten-Weibe heruntergeſetzt, als
zu Schimpf und Schande ſich in der Welt herum-
treiben ſehn wollten. Der Herr Vetter wandte
ſich an den Compagnie- und Regiments-Chef und
wußte ſeine Worte ſo vortreflich zu ſetzen, daß be-
ſonders der letzte dadurch bewogen wurde, mich ru-
fen zu laſſen und mir ins Gewiſſen zu reden. Das
Ende vom Liede war, daß ich halb gezwungen, halb
gutwillig, weil ich doch den Eheſtand auch verſuchen
wollte, mich mit Hannchen eopuliren ließ. Nun
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/474>, abgerufen am 22.11.2024.
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