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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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rechten Seite hatten kennen lernen, zum Schwieger-
sohn annahmen. Mein Untero[f]ficier dem ich auch
von des Oncles Erbschaft erzählte, versicherte mich,
man werde beim Regiment meine Sache so führen,
daß ich nicht allein Hannchen nicht zur Frau neh-
men dürfte, sondern, daß auch mein Vermögen un-
angerastet blieb.

Wir erreichten die Garnison glücklich und ich
fand viel Beifall bei meinen Officieren; wie aber
mir das Exerciren, Ordre pariren und Kleinleben ge-
fallen konnte, lasse ich meinen Leser beurtheilen.
Dennoch ging es einige Zeit ziemlich gut, ich ward
als ein Mensch, der seine Wissenschaften besaß, vor-
gezogen und durfte mich nach Jnformationen um-
sehn, die ich auch bald erhielt, weil mein Compag-
niechef mich selbst empfahl. Bei diesem solid schei-
nenden Unternehmen, hatte ich die Absicht zu sehn,
ob nicht in den guten Häusern, in denen ich bekannt
war, auf diese oder jene Art ein Schlag zu machen
sei, ehe ich desertirte, welches ich mir sogleich, als
ich das Zwangvolle Leben antrat, vornahm.

Der Unterofficier, welchem ich unterwegs mei-
ne Vermögensumstände offenbart hatte, wollte es
nicht umsonst wissen, daß ich jährlich 200 Thlr. ein-
zunehmen hätte, er erkundigte sich noch einmal bei
mir nach dem Nahmen der Orte und der Personen,
wo und durch welche diese ansehnliche Zulage für ei-
nen gemeinen Soldaten zu erheben sei und versprach
mir, dafür zu sorgen, daß ich sie bekäme. Der Chef
war, da er ihm alles gehörig vorgestellt hatte, der-
selben Meinung, er versprach sogar mich nächstens
zum Unterofficier zu machen, damit ich mehr Werth

bekäme
G g 3

rechten Seite hatten kennen lernen, zum Schwieger-
ſohn annahmen. Mein Untero[f]ficier dem ich auch
von des Oncles Erbſchaft erzaͤhlte, verſicherte mich,
man werde beim Regiment meine Sache ſo fuͤhren,
daß ich nicht allein Hannchen nicht zur Frau neh-
men duͤrfte, ſondern, daß auch mein Vermoͤgen un-
angeraſtet blieb.

Wir erreichten die Garniſon gluͤcklich und ich
fand viel Beifall bei meinen Officieren; wie aber
mir das Exerciren, Ordre pariren und Kleinleben ge-
fallen konnte, laſſe ich meinen Leſer beurtheilen.
Dennoch ging es einige Zeit ziemlich gut, ich ward
als ein Menſch, der ſeine Wiſſenſchaften beſaß, vor-
gezogen und durfte mich nach Jnformationen um-
ſehn, die ich auch bald erhielt, weil mein Compag-
niechef mich ſelbſt empfahl. Bei dieſem ſolid ſchei-
nenden Unternehmen, hatte ich die Abſicht zu ſehn,
ob nicht in den guten Haͤuſern, in denen ich bekannt
war, auf dieſe oder jene Art ein Schlag zu machen
ſei, ehe ich deſertirte, welches ich mir ſogleich, als
ich das Zwangvolle Leben antrat, vornahm.

Der Unterofficier, welchem ich unterwegs mei-
ne Vermoͤgensumſtaͤnde offenbart hatte, wollte es
nicht umſonſt wiſſen, daß ich jaͤhrlich 200 Thlr. ein-
zunehmen haͤtte, er erkundigte ſich noch einmal bei
mir nach dem Nahmen der Orte und der Perſonen,
wo und durch welche dieſe anſehnliche Zulage fuͤr ei-
nen gemeinen Soldaten zu erheben ſei und verſprach
mir, dafuͤr zu ſorgen, daß ich ſie bekaͤme. Der Chef
war, da er ihm alles gehoͤrig vorgeſtellt hatte, der-
ſelben Meinung, er verſprach ſogar mich naͤchſtens
zum Unterofficier zu machen, damit ich mehr Werth

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[469/0473] rechten Seite hatten kennen lernen, zum Schwieger- ſohn annahmen. Mein Unterofficier dem ich auch von des Oncles Erbſchaft erzaͤhlte, verſicherte mich, man werde beim Regiment meine Sache ſo fuͤhren, daß ich nicht allein Hannchen nicht zur Frau neh- men duͤrfte, ſondern, daß auch mein Vermoͤgen un- angeraſtet blieb. Wir erreichten die Garniſon gluͤcklich und ich fand viel Beifall bei meinen Officieren; wie aber mir das Exerciren, Ordre pariren und Kleinleben ge- fallen konnte, laſſe ich meinen Leſer beurtheilen. Dennoch ging es einige Zeit ziemlich gut, ich ward als ein Menſch, der ſeine Wiſſenſchaften beſaß, vor- gezogen und durfte mich nach Jnformationen um- ſehn, die ich auch bald erhielt, weil mein Compag- niechef mich ſelbſt empfahl. Bei dieſem ſolid ſchei- nenden Unternehmen, hatte ich die Abſicht zu ſehn, ob nicht in den guten Haͤuſern, in denen ich bekannt war, auf dieſe oder jene Art ein Schlag zu machen ſei, ehe ich deſertirte, welches ich mir ſogleich, als ich das Zwangvolle Leben antrat, vornahm. Der Unterofficier, welchem ich unterwegs mei- ne Vermoͤgensumſtaͤnde offenbart hatte, wollte es nicht umſonſt wiſſen, daß ich jaͤhrlich 200 Thlr. ein- zunehmen haͤtte, er erkundigte ſich noch einmal bei mir nach dem Nahmen der Orte und der Perſonen, wo und durch welche dieſe anſehnliche Zulage fuͤr ei- nen gemeinen Soldaten zu erheben ſei und verſprach mir, dafuͤr zu ſorgen, daß ich ſie bekaͤme. Der Chef war, da er ihm alles gehoͤrig vorgeſtellt hatte, der- ſelben Meinung, er verſprach ſogar mich naͤchſtens zum Unterofficier zu machen, damit ich mehr Werth bekaͤme G g 3

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/473>, abgerufen am 22.11.2024.