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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Es ging alles vortreflich, wir kamen ohne An-
stoß ins Freie und wanderten die Nacht in der wir
entflohen, ungehindert froh. Den darauffolgenden
Tag lagen wir in einem Wald versteckt ruhig bei-
sammen, und hielten von dem, was wir an Lebens-
mitteln mitnehmen konnten, Mahlzeit, als dieß des
Abends abermals geschehen war, hatte unser Vor-
rath ein Ende, wir beschlossen, diese Nacht noch
fortzugehn, dann aber uns im nächsten Dorfe, wel-
ches wir am Morgen erblicken würden, mit frischer
Nahrung zu versorgen. Unsers Erachtens konnten
wir dies immer wagen, da wir die Uniformen abge-
worfen hatten und alte farbige Röcke trugen. Wir
hatteu uns geirrt, die Bauern des Dorfs in welchem
wir des Morgens um 7 Uhr einwanderten, waren
schon unterrichtet, daß 5 Mann desertirt wären,
sie wurden schon aufmerksam, als unser 5 ankamen,
einige schlichen uns nach, die Schuhe und Beinklei-
der zweier unserer Gesellen, welche sich nicht mit
andern versehen konnten, verriethen uns, man be-
mächtigte sich unser, es half kein Wundern und Be-
theuren, daß man sich in uns irrte, die hartnäcki-
gen Bauern bestanden darauf, uns in Verwahrung
zu nehmen. Sie wußten bald, sich volle Ueberzeu-
gung zu verschaffen, daß wir die rechten wären,
und nun begleiteten sie uns dahin, wo wir hergekom-
men waren.

Jetzt war keine Begnadigung noch Erleichte-
rung der Strafe für Goldfritzel! Mein Urtheil
brachte mit, in allen Ehren gehangen zu werden, zu
welcher Solennität meine verführten Kameraden,

die

Es ging alles vortreflich, wir kamen ohne An-
ſtoß ins Freie und wanderten die Nacht in der wir
entflohen, ungehindert froh. Den darauffolgenden
Tag lagen wir in einem Wald verſteckt ruhig bei-
ſammen, und hielten von dem, was wir an Lebens-
mitteln mitnehmen konnten, Mahlzeit, als dieß des
Abends abermals geſchehen war, hatte unſer Vor-
rath ein Ende, wir beſchloſſen, dieſe Nacht noch
fortzugehn, dann aber uns im naͤchſten Dorfe, wel-
ches wir am Morgen erblicken wuͤrden, mit friſcher
Nahrung zu verſorgen. Unſers Erachtens konnten
wir dies immer wagen, da wir die Uniformen abge-
worfen hatten und alte farbige Roͤcke trugen. Wir
hatteu uns geirrt, die Bauern des Dorfs in welchem
wir des Morgens um 7 Uhr einwanderten, waren
ſchon unterrichtet, daß 5 Mann deſertirt waͤren,
ſie wurden ſchon aufmerkſam, als unſer 5 ankamen,
einige ſchlichen uns nach, die Schuhe und Beinklei-
der zweier unſerer Geſellen, welche ſich nicht mit
andern verſehen konnten, verriethen uns, man be-
maͤchtigte ſich unſer, es half kein Wundern und Be-
theuren, daß man ſich in uns irrte, die hartnaͤcki-
gen Bauern beſtanden darauf, uns in Verwahrung
zu nehmen. Sie wußten bald, ſich volle Ueberzeu-
gung zu verſchaffen, daß wir die rechten waͤren,
und nun begleiteten ſie uns dahin, wo wir hergekom-
men waren.

Jetzt war keine Begnadigung noch Erleichte-
rung der Strafe fuͤr Goldfritzel! Mein Urtheil
brachte mit, in allen Ehren gehangen zu werden, zu
welcher Solennitaͤt meine verfuͤhrten Kameraden,

die
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[478/0482] Es ging alles vortreflich, wir kamen ohne An- ſtoß ins Freie und wanderten die Nacht in der wir entflohen, ungehindert froh. Den darauffolgenden Tag lagen wir in einem Wald verſteckt ruhig bei- ſammen, und hielten von dem, was wir an Lebens- mitteln mitnehmen konnten, Mahlzeit, als dieß des Abends abermals geſchehen war, hatte unſer Vor- rath ein Ende, wir beſchloſſen, dieſe Nacht noch fortzugehn, dann aber uns im naͤchſten Dorfe, wel- ches wir am Morgen erblicken wuͤrden, mit friſcher Nahrung zu verſorgen. Unſers Erachtens konnten wir dies immer wagen, da wir die Uniformen abge- worfen hatten und alte farbige Roͤcke trugen. Wir hatteu uns geirrt, die Bauern des Dorfs in welchem wir des Morgens um 7 Uhr einwanderten, waren ſchon unterrichtet, daß 5 Mann deſertirt waͤren, ſie wurden ſchon aufmerkſam, als unſer 5 ankamen, einige ſchlichen uns nach, die Schuhe und Beinklei- der zweier unſerer Geſellen, welche ſich nicht mit andern verſehen konnten, verriethen uns, man be- maͤchtigte ſich unſer, es half kein Wundern und Be- theuren, daß man ſich in uns irrte, die hartnaͤcki- gen Bauern beſtanden darauf, uns in Verwahrung zu nehmen. Sie wußten bald, ſich volle Ueberzeu- gung zu verſchaffen, daß wir die rechten waͤren, und nun begleiteten ſie uns dahin, wo wir hergekom- men waren. Jetzt war keine Begnadigung noch Erleichte- rung der Strafe fuͤr Goldfritzel! Mein Urtheil brachte mit, in allen Ehren gehangen zu werden, zu welcher Solennitaͤt meine verfuͤhrten Kameraden, die

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/482>, abgerufen am 22.11.2024.