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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Jch fühlte mich von Minute zu Minute krän-
ker, Rike bezeugte mir ihr Mitleiden und bestand
darauf, daß ich mit ihr nach Hause gehen sollte, wo
sie mich warten und pflegen wollte. Mir war als
ob ich umsinken würde, ich ließ mich also nach ihrer
Wohnung mehr schleppen als führen, und lag drei
Wochen krank, ermangelte aber der von Riken ver-
sprochenen Pflege nicht. Sie ließ einen Arzt ru-
fen, der mich soweit wieder herstellte, daß ich die
Reise wieder antreten konnte.

Während ich krank lag, bemerkte ich, daß Rike
mich nicht mit Unwahrheit berichtet hatte, da sie
sich des Schutzes der Großen rühmte, es kamen
Personen vom höchsten Range zu ihr, und genossen
die Freuden, welche ihre Mamsells gaben, für gute
Bezahlung. Bei diesen Umständen sah ich wohl,
daß ich wenig gegen sie ausrichten würde, wenn ich
meine Klage anhängig machen wollte, besonders da
ich sie nicht eines überwiesenen Diebstahls beschul-
digen konnte, und da ich ihr zu jener Zeit das Recht,
sich alles, was sie mir und meiner Mutter abnahm,
als das Jhrige anzusehn eingeräumt, und mich nur
mir der Hoffnung, sie werde mich Theil nehmen
lassen, getröstet hatte.

Schlupfloch war ihr Mann, sie erzählte mir,
daß sie ihn bloß wegen seiner Geschicklichkeit, sich in
alle Rollen zu finden, gewählt hätte, auch hatte sie
nicht umsonst gehofft, er werde sich vollkommen gut
zum Kuppler schicken und sich von ihr gebrauchen
lassen wie sie wollte. Er stand ganz unter ihrem Pantof-
fel, hatte übrigens einen enormen Bauch und eben
solche Backen bekommen, und wußte von keiner Sor-
ge. Dieses ehrenwerthe Paar konnte den glücklichen
Erfolg ihres weisen Entschlusses, sich auf solche Art
zur Ruhe zu setzen, nicht genug rühmen, ich aber
mußte mir selbst gestehen, daß der Theil von dem
Vermögen meiner Mutter, welcher in Schlupflochs
und Rikens Hände gefallen war, nicht besser und
der
Jch fuͤhlte mich von Minute zu Minute kraͤn-
ker, Rike bezeugte mir ihr Mitleiden und beſtand
darauf, daß ich mit ihr nach Hauſe gehen ſollte, wo
ſie mich warten und pflegen wollte. Mir war als
ob ich umſinken wuͤrde, ich ließ mich alſo nach ihrer
Wohnung mehr ſchleppen als fuͤhren, und lag drei
Wochen krank, ermangelte aber der von Riken ver-
ſprochenen Pflege nicht. Sie ließ einen Arzt ru-
fen, der mich ſoweit wieder herſtellte, daß ich die
Reiſe wieder antreten konnte.

Waͤhrend ich krank lag, bemerkte ich, daß Rike
mich nicht mit Unwahrheit berichtet hatte, da ſie
ſich des Schutzes der Großen ruͤhmte, es kamen
Perſonen vom hoͤchſten Range zu ihr, und genoſſen
die Freuden, welche ihre Mamſells gaben, fuͤr gute
Bezahlung. Bei dieſen Umſtaͤnden ſah ich wohl,
daß ich wenig gegen ſie ausrichten wuͤrde, wenn ich
meine Klage anhaͤngig machen wollte, beſonders da
ich ſie nicht eines uͤberwieſenen Diebſtahls beſchul-
digen konnte, und da ich ihr zu jener Zeit das Recht,
ſich alles, was ſie mir und meiner Mutter abnahm,
als das Jhrige anzuſehn eingeraͤumt, und mich nur
mir der Hoffnung, ſie werde mich Theil nehmen
laſſen, getroͤſtet hatte.

Schlupfloch war ihr Mann, ſie erzaͤhlte mir,
daß ſie ihn bloß wegen ſeiner Geſchicklichkeit, ſich in
alle Rollen zu finden, gewaͤhlt haͤtte, auch hatte ſie
nicht umſonſt gehofft, er werde ſich vollkommen gut
zum Kuppler ſchicken und ſich von ihr gebrauchen
laſſen wie ſie wollte. Er ſtand ganz unter ihrem Pantof-
fel, hatte uͤbrigens einen enormen Bauch und eben
ſolche Backen bekommen, und wußte von keiner Sor-
ge. Dieſes ehrenwerthe Paar konnte den gluͤcklichen
Erfolg ihres weiſen Entſchluſſes, ſich auf ſolche Art
zur Ruhe zu ſetzen, nicht genug ruͤhmen, ich aber
mußte mir ſelbſt geſtehen, daß der Theil von dem
Vermoͤgen meiner Mutter, welcher in Schlupflochs
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[491/0495] Jch fuͤhlte mich von Minute zu Minute kraͤn- ker, Rike bezeugte mir ihr Mitleiden und beſtand darauf, daß ich mit ihr nach Hauſe gehen ſollte, wo ſie mich warten und pflegen wollte. Mir war als ob ich umſinken wuͤrde, ich ließ mich alſo nach ihrer Wohnung mehr ſchleppen als fuͤhren, und lag drei Wochen krank, ermangelte aber der von Riken ver- ſprochenen Pflege nicht. Sie ließ einen Arzt ru- fen, der mich ſoweit wieder herſtellte, daß ich die Reiſe wieder antreten konnte. Waͤhrend ich krank lag, bemerkte ich, daß Rike mich nicht mit Unwahrheit berichtet hatte, da ſie ſich des Schutzes der Großen ruͤhmte, es kamen Perſonen vom hoͤchſten Range zu ihr, und genoſſen die Freuden, welche ihre Mamſells gaben, fuͤr gute Bezahlung. Bei dieſen Umſtaͤnden ſah ich wohl, daß ich wenig gegen ſie ausrichten wuͤrde, wenn ich meine Klage anhaͤngig machen wollte, beſonders da ich ſie nicht eines uͤberwieſenen Diebſtahls beſchul- digen konnte, und da ich ihr zu jener Zeit das Recht, ſich alles, was ſie mir und meiner Mutter abnahm, als das Jhrige anzuſehn eingeraͤumt, und mich nur mir der Hoffnung, ſie werde mich Theil nehmen laſſen, getroͤſtet hatte. Schlupfloch war ihr Mann, ſie erzaͤhlte mir, daß ſie ihn bloß wegen ſeiner Geſchicklichkeit, ſich in alle Rollen zu finden, gewaͤhlt haͤtte, auch hatte ſie nicht umſonſt gehofft, er werde ſich vollkommen gut zum Kuppler ſchicken und ſich von ihr gebrauchen laſſen wie ſie wollte. Er ſtand ganz unter ihrem Pantof- fel, hatte uͤbrigens einen enormen Bauch und eben ſolche Backen bekommen, und wußte von keiner Sor- ge. Dieſes ehrenwerthe Paar konnte den gluͤcklichen Erfolg ihres weiſen Entſchluſſes, ſich auf ſolche Art zur Ruhe zu ſetzen, nicht genug ruͤhmen, ich aber mußte mir ſelbſt geſtehen, daß der Theil von dem Vermoͤgen meiner Mutter, welcher in Schlupflochs und Rikens Haͤnde gefallen war, nicht beſſer und der

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/495>, abgerufen am 22.11.2024.