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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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der edlen Art, womit es verdient worden war, ge-
mäßer hätte angewendet werden können, als zu Er-
richtung eines Bordells.

Diese meine alten guten Freunde, besonders die
Frau Lieutenantinn Schlupfloch, vernichteten die
Eindrücke der Vermahnungen meines Retters, wel-
che nur oberflächlich gewesen waren, fast gänzlich
wieder. Doch bei ihnen wünschte ich nicht zu blei-
ben, weil ich einen Ekel vor den Ergötzlichkeiten,
welche in ihrem Hause genossen wurden, und zu-
gleich Verdruß uber diesen Ekel empfand. Sobald
ich mich soweit hergestellt fühlte, daß ich reisen
konnte, nahm ich Abschied. Rike war so gütig,
mir einige Louisd'or mitzugeben, wofür ich ihr, die
das ehemalige Uebergewicht beizubehalten wußte, als
für das großmüthigste Geschenk dankte.

Mein erster Weg war zu dem Vorsteher meines
Guths, dem ich meine Fata so überhin erzählte und
meldete, daß ich jetzt mein Eigenthum bewohnen
wollte: obwohl ich das dreißigste Jahr noch nicht
erreicht hatte, konnte er mir doch die Wohnung
nicht verweigern, und in Ansehung meiner Kränk-
lichkeit legte er sogar zu dem, was Oncle Peter be-
stimmt hatte, etwas zu, damit ich besser auskom-
men möchte. Man hatte in dieser Gegend nichts
weiter von mir vernommen, als daß ich Verbrechen
halber Spießruthen gelaufen, abgegeben und vom
Garnison regiment wieder zu einem Feldregiment ver-
setzt worden sei, von meiner Desertion an hatten
die Nachrichten aufgehört, weshalb ich auch Geld
von meiner Pension, welches gefällig gewesen und
wegen Mangel der Nachrichten liegen geblieben war,
vorfand.

Meine Schwiegerältern, denen ich Nachricht
von meiner Ankunft gab, fuhren fort kalt zu thun,
sie besuchten mich nicht, und ich hatte eben kein
Verlangen, ihnen meine Aufwartung zu machen;
Celestin
der edlen Art, womit es verdient worden war, ge-
maͤßer haͤtte angewendet werden koͤnnen, als zu Er-
richtung eines Bordells.

Dieſe meine alten guten Freunde, beſonders die
Frau Lieutenantinn Schlupfloch, vernichteten die
Eindruͤcke der Vermahnungen meines Retters, wel-
che nur oberflaͤchlich geweſen waren, faſt gaͤnzlich
wieder. Doch bei ihnen wuͤnſchte ich nicht zu blei-
ben, weil ich einen Ekel vor den Ergoͤtzlichkeiten,
welche in ihrem Hauſe genoſſen wurden, und zu-
gleich Verdruß uber dieſen Ekel empfand. Sobald
ich mich ſoweit hergeſtellt fuͤhlte, daß ich reiſen
konnte, nahm ich Abſchied. Rike war ſo guͤtig,
mir einige Louisd’or mitzugeben, wofuͤr ich ihr, die
das ehemalige Uebergewicht beizubehalten wußte, als
fuͤr das großmuͤthigſte Geſchenk dankte.

Mein erſter Weg war zu dem Vorſteher meines
Guths, dem ich meine Fata ſo uͤberhin erzaͤhlte und
meldete, daß ich jetzt mein Eigenthum bewohnen
wollte: obwohl ich das dreißigſte Jahr noch nicht
erreicht hatte, konnte er mir doch die Wohnung
nicht verweigern, und in Anſehung meiner Kraͤnk-
lichkeit legte er ſogar zu dem, was Oncle Peter be-
ſtimmt hatte, etwas zu, damit ich beſſer auskom-
men moͤchte. Man hatte in dieſer Gegend nichts
weiter von mir vernommen, als daß ich Verbrechen
halber Spießruthen gelaufen, abgegeben und vom
Garniſon regiment wieder zu einem Feldregiment ver-
ſetzt worden ſei, von meiner Deſertion an hatten
die Nachrichten aufgehoͤrt, weshalb ich auch Geld
von meiner Penſion, welches gefaͤllig geweſen und
wegen Mangel der Nachrichten liegen geblieben war,
vorfand.

Meine Schwiegeraͤltern, denen ich Nachricht
von meiner Ankunft gab, fuhren fort kalt zu thun,
ſie beſuchten mich nicht, und ich hatte eben kein
Verlangen, ihnen meine Aufwartung zu machen;
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[492/0496] der edlen Art, womit es verdient worden war, ge- maͤßer haͤtte angewendet werden koͤnnen, als zu Er- richtung eines Bordells. Dieſe meine alten guten Freunde, beſonders die Frau Lieutenantinn Schlupfloch, vernichteten die Eindruͤcke der Vermahnungen meines Retters, wel- che nur oberflaͤchlich geweſen waren, faſt gaͤnzlich wieder. Doch bei ihnen wuͤnſchte ich nicht zu blei- ben, weil ich einen Ekel vor den Ergoͤtzlichkeiten, welche in ihrem Hauſe genoſſen wurden, und zu- gleich Verdruß uber dieſen Ekel empfand. Sobald ich mich ſoweit hergeſtellt fuͤhlte, daß ich reiſen konnte, nahm ich Abſchied. Rike war ſo guͤtig, mir einige Louisd’or mitzugeben, wofuͤr ich ihr, die das ehemalige Uebergewicht beizubehalten wußte, als fuͤr das großmuͤthigſte Geſchenk dankte. Mein erſter Weg war zu dem Vorſteher meines Guths, dem ich meine Fata ſo uͤberhin erzaͤhlte und meldete, daß ich jetzt mein Eigenthum bewohnen wollte: obwohl ich das dreißigſte Jahr noch nicht erreicht hatte, konnte er mir doch die Wohnung nicht verweigern, und in Anſehung meiner Kraͤnk- lichkeit legte er ſogar zu dem, was Oncle Peter be- ſtimmt hatte, etwas zu, damit ich beſſer auskom- men moͤchte. Man hatte in dieſer Gegend nichts weiter von mir vernommen, als daß ich Verbrechen halber Spießruthen gelaufen, abgegeben und vom Garniſon regiment wieder zu einem Feldregiment ver- ſetzt worden ſei, von meiner Deſertion an hatten die Nachrichten aufgehoͤrt, weshalb ich auch Geld von meiner Penſion, welches gefaͤllig geweſen und wegen Mangel der Nachrichten liegen geblieben war, vorfand. Meine Schwiegeraͤltern, denen ich Nachricht von meiner Ankunft gab, fuhren fort kalt zu thun, ſie beſuchten mich nicht, und ich hatte eben kein Verlangen, ihnen meine Aufwartung zu machen; Celeſtin

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/496>, abgerufen am 22.11.2024.