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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.

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Celestin war zu meinem wirklichen Leidwesen todt.
Jch war dem Manne nie ganz abhold, und seit mei-
nem Zusammentreffen mit dem Grafen Pardenhein
war, ich weiß nicht welche Sehnsucht, nach ihm
entstanden. Vielleicht wollte ich nichts, als ihm
berichten, daß ich Felßen wiedergefunden und wer
dieser Mann sei, denn ich erinnerte mich, daß er
denselben sehr lieb gewonnen, und sich geärgert hat-
te, weil ich im Verfolg meiner Erzählungen nichts
weiter von ihm wußte, als daß er von *** abgereist
sei. Man hatte dort vielleicht die Ursachen seiner
Abreise gewußt und seinen wahren Stand erfahren,
aber ich hatte mich nie darum bekümmert.

Der Schulmeister, mit dem ich mich wieder
ausgesöhnt habe, meinte, Celestin würde mich be-
kehrt haben und ist recht betrübt, daß der fromme
Mann meine Rückkunft nicht erlebt hat, ich hinge-
gen glaube nicht, daß ich meine Thiernatur, wel-
che 26 Jahr mit mir alt geworden ist, abgelegt hät-
te.

Doch, doch, spricht Nachbar Schulmeister, und
ich denke, Sie werden es auch ohne Celestin thun.
Der Umstand, daß Sie bei der Entdeckung, Graf
Pardenhein, der Mann, den Sie und Jhre Mutter
so gröblich beleidigten, habe Jhnen das Leben geret-
tet, nicht nur betroffen, sondern bis zu Thränen,
zum Niedersinken vor dem Mann gerührt waren,
dieser Umstand beweißt mir, daß ein guter Funken
in Jhnen ist, der sich, wenn Sie nur anblasen wol-
len, schon mehr entzünden wird.

Jch möchte weinen, daß sie die nichtswürdige
Rike wiederfinden mußten, die hat Sie nun noch
einmal zu ihrem vorigen Leichtsinn zurückgebracht.
Aber vergessen Sie das schlechte Weib und glauben
Sie nur, daß es ihr auch noch übel gehen kann;
ist das aber auch nicht, so wird sie und ihr Mann
doch von der honetten Welt verachtet. Denken
Sie
Celeſtin war zu meinem wirklichen Leidweſen todt.
Jch war dem Manne nie ganz abhold, und ſeit mei-
nem Zuſammentreffen mit dem Grafen Pardenhein
war, ich weiß nicht welche Sehnſucht, nach ihm
entſtanden. Vielleicht wollte ich nichts, als ihm
berichten, daß ich Felßen wiedergefunden und wer
dieſer Mann ſei, denn ich erinnerte mich, daß er
denſelben ſehr lieb gewonnen, und ſich geaͤrgert hat-
te, weil ich im Verfolg meiner Erzaͤhlungen nichts
weiter von ihm wußte, als daß er von *** abgereiſt
ſei. Man hatte dort vielleicht die Urſachen ſeiner
Abreiſe gewußt und ſeinen wahren Stand erfahren,
aber ich hatte mich nie darum bekuͤmmert.

Der Schulmeiſter, mit dem ich mich wieder
ausgeſoͤhnt habe, meinte, Celeſtin wuͤrde mich be-
kehrt haben und iſt recht betruͤbt, daß der fromme
Mann meine Ruͤckkunft nicht erlebt hat, ich hinge-
gen glaube nicht, daß ich meine Thiernatur, wel-
che 26 Jahr mit mir alt geworden iſt, abgelegt haͤt-
te.

Doch, doch, ſpricht Nachbar Schulmeiſter, und
ich denke, Sie werden es auch ohne Celeſtin thun.
Der Umſtand, daß Sie bei der Entdeckung, Graf
Pardenhein, der Mann, den Sie und Jhre Mutter
ſo groͤblich beleidigten, habe Jhnen das Leben geret-
tet, nicht nur betroffen, ſondern bis zu Thraͤnen,
zum Niederſinken vor dem Mann geruͤhrt waren,
dieſer Umſtand beweißt mir, daß ein guter Funken
in Jhnen iſt, der ſich, wenn Sie nur anblaſen wol-
len, ſchon mehr entzuͤnden wird.

Jch moͤchte weinen, daß ſie die nichtswuͤrdige
Rike wiederfinden mußten, die hat Sie nun noch
einmal zu ihrem vorigen Leichtſinn zuruͤckgebracht.
Aber vergeſſen Sie das ſchlechte Weib und glauben
Sie nur, daß es ihr auch noch uͤbel gehen kann;
iſt das aber auch nicht, ſo wird ſie und ihr Mann
doch von der honetten Welt verachtet. Denken
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[493/0497] Celeſtin war zu meinem wirklichen Leidweſen todt. Jch war dem Manne nie ganz abhold, und ſeit mei- nem Zuſammentreffen mit dem Grafen Pardenhein war, ich weiß nicht welche Sehnſucht, nach ihm entſtanden. Vielleicht wollte ich nichts, als ihm berichten, daß ich Felßen wiedergefunden und wer dieſer Mann ſei, denn ich erinnerte mich, daß er denſelben ſehr lieb gewonnen, und ſich geaͤrgert hat- te, weil ich im Verfolg meiner Erzaͤhlungen nichts weiter von ihm wußte, als daß er von *** abgereiſt ſei. Man hatte dort vielleicht die Urſachen ſeiner Abreiſe gewußt und ſeinen wahren Stand erfahren, aber ich hatte mich nie darum bekuͤmmert. Der Schulmeiſter, mit dem ich mich wieder ausgeſoͤhnt habe, meinte, Celeſtin wuͤrde mich be- kehrt haben und iſt recht betruͤbt, daß der fromme Mann meine Ruͤckkunft nicht erlebt hat, ich hinge- gen glaube nicht, daß ich meine Thiernatur, wel- che 26 Jahr mit mir alt geworden iſt, abgelegt haͤt- te. Doch, doch, ſpricht Nachbar Schulmeiſter, und ich denke, Sie werden es auch ohne Celeſtin thun. Der Umſtand, daß Sie bei der Entdeckung, Graf Pardenhein, der Mann, den Sie und Jhre Mutter ſo groͤblich beleidigten, habe Jhnen das Leben geret- tet, nicht nur betroffen, ſondern bis zu Thraͤnen, zum Niederſinken vor dem Mann geruͤhrt waren, dieſer Umſtand beweißt mir, daß ein guter Funken in Jhnen iſt, der ſich, wenn Sie nur anblaſen wol- len, ſchon mehr entzuͤnden wird. Jch moͤchte weinen, daß ſie die nichtswuͤrdige Rike wiederfinden mußten, die hat Sie nun noch einmal zu ihrem vorigen Leichtſinn zuruͤckgebracht. Aber vergeſſen Sie das ſchlechte Weib und glauben Sie nur, daß es ihr auch noch uͤbel gehen kann; iſt das aber auch nicht, ſo wird ſie und ihr Mann doch von der honetten Welt verachtet. Denken Sie

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Zitationshilfe: Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/497>, abgerufen am 22.11.2024.