Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800.
wogen, wie ehemals, so ist meine Wahl bestimmt, und wir genießen Millionen Freuden in der vergnüg- testen Ehe, die je existirt hat. O, die Welt ent- hält eine Menge Vergnügen, alles lacht uns an und steht uns zu Gebothe, wenn wir Geld und Verstand genug haben, es zu genießen, und eins dem andern jede Ergötzlichkeit gönnt, die nach seiner Neigung ist. Sie besitzen jetzt Landgüther, ist die Gegend um dieselben schön, haben sie bequeme Häuser, gute Nachbarschaft u. s. w. nun dann bringen wir die Frühlingsmonate, auch wohl noch ein Stückchen des Herbsts dort zu. Der Sommer ist den Bädern, und der Winter irgend einer großen Stadt be- stimmt, wird das nicht ein paradiesisches Leben sein? Jch bin Dir so gut, lieber Bonitz, daß ich capable wäre, Dir treu zu bleiben, und wohl gar im Ernst eifersüchtig würde, wenn Du es nicht wärst -- doch darüber wollen wir noch capituliren. Jetzt antworte mir nur bald, und das eben so trau- lich, als ich Dir, welches ganz in der Regel ist, da wir uns ja nicht mehr fremd sind. Jch würde zum Schluß sagen: ich umarme Dich, Herzensjunge, wenn mir das nicht abge- schmackt vorkäme, sobald es nichts ist als Compli- ment- 2 r Theil. E
wogen, wie ehemals, ſo iſt meine Wahl beſtimmt, und wir genießen Millionen Freuden in der vergnuͤg- teſten Ehe, die je exiſtirt hat. O, die Welt ent- haͤlt eine Menge Vergnuͤgen, alles lacht uns an und ſteht uns zu Gebothe, wenn wir Geld und Verſtand genug haben, es zu genießen, und eins dem andern jede Ergoͤtzlichkeit goͤnnt, die nach ſeiner Neigung iſt. Sie beſitzen jetzt Landguͤther, iſt die Gegend um dieſelben ſchoͤn, haben ſie bequeme Haͤuſer, gute Nachbarſchaft u. ſ. w. nun dann bringen wir die Fruͤhlingsmonate, auch wohl noch ein Stuͤckchen des Herbſts dort zu. Der Sommer iſt den Baͤdern, und der Winter irgend einer großen Stadt be- ſtimmt, wird das nicht ein paradieſiſches Leben ſein? Jch bin Dir ſo gut, lieber Bonitz, daß ich capable waͤre, Dir treu zu bleiben, und wohl gar im Ernſt eiferſuͤchtig wuͤrde, wenn Du es nicht waͤrſt — doch daruͤber wollen wir noch capituliren. Jetzt antworte mir nur bald, und das eben ſo trau- lich, als ich Dir, welches ganz in der Regel iſt, da wir uns ja nicht mehr fremd ſind. Jch wuͤrde zum Schluß ſagen: ich umarme Dich, Herzensjunge, wenn mir das nicht abge- ſchmackt vorkaͤme, ſobald es nichts iſt als Compli- ment- 2 r Theil. E
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SUS"> <p><pb facs="#f0069" n="65"/> wogen, wie ehemals, ſo iſt meine Wahl beſtimmt,<lb/> und wir genießen Millionen Freuden in der vergnuͤg-<lb/> teſten Ehe, die je exiſtirt hat. O, die Welt ent-<lb/> haͤlt eine Menge Vergnuͤgen, alles lacht uns an und<lb/> ſteht uns zu Gebothe, wenn wir Geld und Verſtand<lb/> genug haben, es zu genießen, und eins dem andern<lb/> jede Ergoͤtzlichkeit goͤnnt, die nach ſeiner Neigung<lb/> iſt. Sie beſitzen jetzt Landguͤther, iſt die Gegend<lb/> um dieſelben ſchoͤn, haben ſie bequeme Haͤuſer, gute<lb/> Nachbarſchaft u. ſ. w. nun dann bringen wir die<lb/> Fruͤhlingsmonate, auch wohl noch ein Stuͤckchen<lb/> des Herbſts dort zu. Der Sommer iſt den Baͤdern,<lb/> und der Winter irgend einer großen Stadt be-<lb/> ſtimmt, wird das nicht ein paradieſiſches Leben<lb/> ſein?</p><lb/> <p>Jch bin Dir ſo gut, lieber Bonitz, daß ich<lb/> capable waͤre, Dir treu zu bleiben, und wohl gar<lb/> im Ernſt eiferſuͤchtig wuͤrde, wenn Du es nicht<lb/> waͤrſt — doch daruͤber wollen wir noch capituliren.<lb/> Jetzt antworte mir nur bald, und das eben ſo trau-<lb/> lich, als ich Dir, welches ganz in der Regel iſt,<lb/> da wir uns ja nicht mehr fremd ſind.</p><lb/> <p>Jch wuͤrde zum Schluß ſagen: ich umarme<lb/> Dich, Herzensjunge, wenn mir das nicht abge-<lb/> ſchmackt vorkaͤme, ſobald es nichts iſt als Compli-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">2 r <hi rendition="#g">Theil.</hi> E</fw><fw place="bottom" type="catch">ment-</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [65/0069]
wogen, wie ehemals, ſo iſt meine Wahl beſtimmt,
und wir genießen Millionen Freuden in der vergnuͤg-
teſten Ehe, die je exiſtirt hat. O, die Welt ent-
haͤlt eine Menge Vergnuͤgen, alles lacht uns an und
ſteht uns zu Gebothe, wenn wir Geld und Verſtand
genug haben, es zu genießen, und eins dem andern
jede Ergoͤtzlichkeit goͤnnt, die nach ſeiner Neigung
iſt. Sie beſitzen jetzt Landguͤther, iſt die Gegend
um dieſelben ſchoͤn, haben ſie bequeme Haͤuſer, gute
Nachbarſchaft u. ſ. w. nun dann bringen wir die
Fruͤhlingsmonate, auch wohl noch ein Stuͤckchen
des Herbſts dort zu. Der Sommer iſt den Baͤdern,
und der Winter irgend einer großen Stadt be-
ſtimmt, wird das nicht ein paradieſiſches Leben
ſein?
Jch bin Dir ſo gut, lieber Bonitz, daß ich
capable waͤre, Dir treu zu bleiben, und wohl gar
im Ernſt eiferſuͤchtig wuͤrde, wenn Du es nicht
waͤrſt — doch daruͤber wollen wir noch capituliren.
Jetzt antworte mir nur bald, und das eben ſo trau-
lich, als ich Dir, welches ganz in der Regel iſt,
da wir uns ja nicht mehr fremd ſind.
Jch wuͤrde zum Schluß ſagen: ich umarme
Dich, Herzensjunge, wenn mir das nicht abge-
ſchmackt vorkaͤme, ſobald es nichts iſt als Compli-
ment-
2 r Theil. E
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |