Gelegenheit schicken, und bat sie übrigens sich um nichts zu bekümmern, weil er sowohl im Hause zurecht sehen, als auch die Begräbnißanstalten über- nehmen wollte. Sie sollte nur für ihre Gesundheit sorgen und eine gute Freundinn rufen lassen, die ihren Gram doch ein wenig zerstreuen werde. Hier- zu nun ward Mamsell Fanchon erwählt, mit der meine Mutter abermals in vollkommener Einigkeit lebte; am Busen dieser aufrichtigen Freundinn lachte sie den Spott über Peters Leichtgläubigkeit und die Wonne über die erwünschten Aussichten der Zukunft aus. Jhr einziges Augenmerk war jetzt, so viel Vermögen, als nur zu gewinnen war, zusammen zu bringen, um einen ihrer Absicht gemäßen Aufwand, und einem Mann von Stande zur Verbindung mit ihr Lust zu machen. Hierzu wurde nun auf einer andern Seite Sparsamkeit er- fordert; sie beschloß also, in allem, was zur Haus- haltung gehörte, und nicht zu ihrem Glanz haupt- sächlich nöthig war, äußerst genau zu sein, weshalb es ihr auch sehr angenehm war, daß Peter die Be- sorgung des Begräbnisses übernahm, weil es dieser schlecht und recht nach alter Bürgersitte nicht ein Haar besser, als es bei seinem Vater gewesen war, veranstaltete. Ein gleiches hätte sich, ihrer Mei- nung nach, für sie, die schon den Ruf einer ele-
ganten
Gelegenheit ſchicken, und bat ſie uͤbrigens ſich um nichts zu bekuͤmmern, weil er ſowohl im Hauſe zurecht ſehen, als auch die Begraͤbnißanſtalten uͤber- nehmen wollte. Sie ſollte nur fuͤr ihre Geſundheit ſorgen und eine gute Freundinn rufen laſſen, die ihren Gram doch ein wenig zerſtreuen werde. Hier- zu nun ward Mamſell Fanchon erwaͤhlt, mit der meine Mutter abermals in vollkommener Einigkeit lebte; am Buſen dieſer aufrichtigen Freundinn lachte ſie den Spott uͤber Peters Leichtglaͤubigkeit und die Wonne uͤber die erwuͤnſchten Ausſichten der Zukunft aus. Jhr einziges Augenmerk war jetzt, ſo viel Vermoͤgen, als nur zu gewinnen war, zuſammen zu bringen, um einen ihrer Abſicht gemaͤßen Aufwand, und einem Mann von Stande zur Verbindung mit ihr Luſt zu machen. Hierzu wurde nun auf einer andern Seite Sparſamkeit er- fordert; ſie beſchloß alſo, in allem, was zur Haus- haltung gehoͤrte, und nicht zu ihrem Glanz haupt- ſaͤchlich noͤthig war, aͤußerſt genau zu ſein, weshalb es ihr auch ſehr angenehm war, daß Peter die Be- ſorgung des Begraͤbniſſes uͤbernahm, weil es dieſer ſchlecht und recht nach alter Buͤrgerſitte nicht ein Haar beſſer, als es bei ſeinem Vater geweſen war, veranſtaltete. Ein gleiches haͤtte ſich, ihrer Mei- nung nach, fuͤr ſie, die ſchon den Ruf einer ele-
ganten
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Gelegenheit ſchicken, und bat ſie uͤbrigens ſich um
nichts zu bekuͤmmern, weil er ſowohl im Hauſe
zurecht ſehen, als auch die Begraͤbnißanſtalten uͤber-
nehmen wollte. Sie ſollte nur fuͤr ihre Geſundheit
ſorgen und eine gute Freundinn rufen laſſen, die
ihren Gram doch ein wenig zerſtreuen werde. Hier-
zu nun ward Mamſell Fanchon erwaͤhlt, mit der
meine Mutter abermals in vollkommener Einigkeit
lebte; am Buſen dieſer aufrichtigen Freundinn
lachte ſie den Spott uͤber Peters Leichtglaͤubigkeit
und die Wonne uͤber die erwuͤnſchten Ausſichten
der Zukunft aus. Jhr einziges Augenmerk war
jetzt, ſo viel Vermoͤgen, als nur zu gewinnen
war, zuſammen zu bringen, um einen ihrer Abſicht
gemaͤßen Aufwand, und einem Mann von Stande
zur Verbindung mit ihr Luſt zu machen. Hierzu
wurde nun auf einer andern Seite Sparſamkeit er-
fordert; ſie beſchloß alſo, in allem, was zur Haus-
haltung gehoͤrte, und nicht zu ihrem Glanz haupt-
ſaͤchlich noͤthig war, aͤußerſt genau zu ſein, weshalb
es ihr auch ſehr angenehm war, daß Peter die Be-
ſorgung des Begraͤbniſſes uͤbernahm, weil es dieſer
ſchlecht und recht nach alter Buͤrgerſitte nicht ein
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veranſtaltete. Ein gleiches haͤtte ſich, ihrer Mei-
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/86>, abgerufen am 14.05.2024.
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