versahe, zu kneipen, zu beißen, u. d. gl. verur- sacht. Er überwand seinen Unmuth lange; endlich aber sagte er: laß dich warnen, Junge, und komme mir nicht noch einmal, sonst vertreibe ich dir den Kitzel so nachdrücklich, daß du an mich denken sollst! Jch lief zur Mutter und sagte ihr, wie grob mir Hanns gekommen wäre; sie hielt es für nöthig, eine solche Unbilde sogleich zu rächen, damit nicht meh- rere nachfolgen möchten. Madelon, die eben bei der Hand war, mußte den Hausknecht rufen; er erschien etwas trotzig, denn er merkte, warum er eitirt ward. Hört einmal, ihr Flegel, sagte Müt- terchen, wie könnt ihr euch unterstehen, euren jun- gen Herrn par Du und par Junge zu tractiren! Ei, sagte Hanns, ich bin Hausknecht hier im Gast- hofe, kann allenfalls auch morgen ander Brod su- chen; also ist ihr Sohn nicht mein junger Herr, er ist kein Prinz und kein Graf. Jch laß mich nicht von ihm scheeren, sondern sags noch einmal, läßt er mich nicht ungehudelt, so setzts was -- Das sollt ihr euch unterstehen, ihr impertinenter Schlin- gel, schrie meine Mutter, es ist euch eine Ehre, wenn mein Sohn mit euch scherzt, rührt ihn nur an! mein Goldfritzel, weißt du was, gieb dich nicht mehr mit dem schlechten Kerl ab.
Hanns
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verſahe, zu kneipen, zu beißen, u. d. gl. verur- ſacht. Er uͤberwand ſeinen Unmuth lange; endlich aber ſagte er: laß dich warnen, Junge, und komme mir nicht noch einmal, ſonſt vertreibe ich dir den Kitzel ſo nachdruͤcklich, daß du an mich denken ſollſt! Jch lief zur Mutter und ſagte ihr, wie grob mir Hanns gekommen waͤre; ſie hielt es fuͤr noͤthig, eine ſolche Unbilde ſogleich zu raͤchen, damit nicht meh- rere nachfolgen moͤchten. Madelon, die eben bei der Hand war, mußte den Hausknecht rufen; er erſchien etwas trotzig, denn er merkte, warum er eitirt ward. Hoͤrt einmal, ihr Flegel, ſagte Muͤt- terchen, wie koͤnnt ihr euch unterſtehen, euren jun- gen Herrn par Du und par Junge zu tractiren! Ei, ſagte Hanns, ich bin Hausknecht hier im Gaſt- hofe, kann allenfalls auch morgen ander Brod ſu- chen; alſo iſt ihr Sohn nicht mein junger Herr, er iſt kein Prinz und kein Graf. Jch laß mich nicht von ihm ſcheeren, ſondern ſags noch einmal, laͤßt er mich nicht ungehudelt, ſo ſetzts was — Das ſollt ihr euch unterſtehen, ihr impertinenter Schlin- gel, ſchrie meine Mutter, es iſt euch eine Ehre, wenn mein Sohn mit euch ſcherzt, ruͤhrt ihn nur an! mein Goldfritzel, weißt du was, gieb dich nicht mehr mit dem ſchlechten Kerl ab.
Hanns
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verſahe, zu kneipen, zu beißen, u. d. gl. verur-
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aber ſagte er: laß dich warnen, Junge, und komme
mir nicht noch einmal, ſonſt vertreibe ich dir den
Kitzel ſo nachdruͤcklich, daß du an mich denken ſollſt!
Jch lief zur Mutter und ſagte ihr, wie grob mir
Hanns gekommen waͤre; ſie hielt es fuͤr noͤthig, eine
ſolche Unbilde ſogleich zu raͤchen, damit nicht meh-
rere nachfolgen moͤchten. Madelon, die eben bei
der Hand war, mußte den Hausknecht rufen; er
erſchien etwas trotzig, denn er merkte, warum er
eitirt ward. Hoͤrt einmal, ihr Flegel, ſagte Muͤt-
terchen, wie koͤnnt ihr euch unterſtehen, euren jun-
gen Herrn par Du und par Junge zu tractiren!
Ei, ſagte Hanns, ich bin Hausknecht hier im Gaſt-
hofe, kann allenfalls auch morgen ander Brod ſu-
chen; alſo iſt ihr Sohn nicht mein junger Herr, er
iſt kein Prinz und kein Graf. Jch laß mich nicht
von ihm ſcheeren, ſondern ſags noch einmal, laͤßt
er mich nicht ungehudelt, ſo ſetzts was — Das
ſollt ihr euch unterſtehen, ihr impertinenter Schlin-
gel, ſchrie meine Mutter, es iſt euch eine Ehre,
wenn mein Sohn mit euch ſcherzt, ruͤhrt ihn nur
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nicht mehr mit dem ſchlechten Kerl ab.
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Wallenrodt, Johanna Isabella Eleonore von: Fritz, der Mann wie er nicht seyn sollte oder die Folgen einer übeln Erziehung. Bd. 2. Gera, 1800, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wallenrodt_fritz02_1800/91>, abgerufen am 17.09.2024.
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